Kulmbach Trails: Gelungener Saisonabschluss im goldenen Herbst

Kulmbach Trails 2021 © Christian Mayer

Auch wenn wir es schön langsam nicht mehr hören können, so müssen wir doch den Tatsachen ins Auge schauen. Dieser kleine hässliche Virus hat unser Leben im Kleinen und im Großen ordentlich durcheinandergebracht und wir alle leiden unter den vielfältigen Auswirkungen dieser Pandemie. Rein wirtschaftlich besonders arg gebeutelt ist die Veranstaltungsindustrie die mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen hat. Auch die Eventagentur Plan B aus München musste aufgrund der unklaren weiteren Entwicklung schweren Herzens die Salomon Trails4Germany mit ihren unterschiedlichen Stationen absagen. Das Laufteam Crazy Runners Frankenwald, dass unter normalen Umständen für den Etappenort Kulmbach zuständig ist, wollte sich aber mit der Tatsache, dass ich Kulmbach kein Trailevent stattfinden soll, nicht zufriedengeben. Gemeinsam mit dem TSV Dürrenwaid haben Markus Franz und seine Crazy Runners die Kulmbach Trails aus der Taufe gehoben. Dabei wurden eine Kurz- und eine Langstrecke mit Start und Ziel in Kulmbach für insgesamt 300 Läufer angeboten. Angelehnt an die Trails4Germany Strecken wurden diese Strecken überarbeitet und verfeinert. Und so kam es, dass ich mich am Sonntag, 24.10.21 bei strahlend blauem Himmel in die oberfränkische Biermetropole begab, um bei diesen Rennen meinen persönlichen Saisonabschluss zu laufen.

Ein fast perfektes Rennen

Gegen Mittag erreichte ich Kulmbach und holte meine Startunterlagen ab. Nachdem ich von der freundlichen Helferin das gut gefüllte Sackerl mit meiner Startnummer erhalten hatte, vertrieb ich mir die verbliebene Zeit am gut besuchten Eventbereich am Stadtplatz. Überall sah man lachende Gesichter die sich auf diesen Wettkampf im Spätherbst freuten. In diesem Moment waren alle Probleme wie weggeblasen und das allgemeine Stimmungsbild erinnerte an die unbeschwerten Tage vor der Pandemie. Nach einem kurzen Smalltalk mit dem OK- Chef Markus Franz verdrückte ich mich, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Kurze Zeit später stand ich bereits in der Startaufstellung und fieberte dem Start entgegen. Pünktlich um 13:00 Uhr erfolgte der Startschuss und unter lautem Jubel der vielen anwesenden Zuschauer ging es auf die Strecke. Auf den ersten Metern beim Anstieg zur Plassenburg wurde mir wieder bewusst, warum ich lieber lange Ultradistanzen als für mich relativ kurze Strecken laufe. Das Anfangstempo war mörderisch und obwohl ich einigermaßen das Tempo mitgehen konnte, zogen viele Läufer an mir vorbei. Zum Glück kann ich mittlerweile auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und weiß als Ultraläufer, teils aus eigenen schmerzhaften Erlebnissen, dass ein Rennen erst nach der Ziellinie beendet ist. Ich blieb also ruhig und zog mein Ding einfach durch. Und bereits wenig später an einem weiteren Anstieg zeigte sich die positive Wirkung aus diesem Verhalten, so dass ich die ersten Sprinter wieder einsammeln und überholen konnte. Leider bekam ich von dieser Strecke aufgrund des hohen Tempos nur am Rande etwas mit, so dass ich in der Nachbetrachtung nicht mehr viel darüber berichten kann. Es lief gut für mich und nachdem ich mich immer mehr ins Rennen gefunden habe, konnte ich die erste VP links liegen lassen und um weitere Positionen kämpfen. Eine amüsante Zwischensituation war das Zusammentreffen mit den berühmten „Frankenwald Weibern“, die am Fuße eines sehr steilen Anstiegs mit einer kurzen Rast auf ein Stamperl Schnaps lockten: „Komm trink einen mit uns, da hoch zu kannst ja eh nicht überholen.“ Nein, leider musste ich auf dieses liebevolle Angebot verzichten und ich bewies den netten Damen, dass man auch an dieser Steigung laufen und überholen konnte. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte mir, dass ich mich Dank der Anstiege etwas absetzen konnte. Doch anstatt es nun einfach nur rollen zu lassen, musste natürlich etwas Dramatik in dieses Rennen. Ich kann noch nicht einmal genau sagen, wann es zu diesem dummen Fehler kam. Irgendwann im letzten Drittel bei km 20 bis 21 musste ich wohl einen Moment unaufmerksam gewesen sein. Auf jeden Fall endete der bisher gut markierte Weg an einer T- Kreuzung ohne Markierung. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ob hier eine Markierung fehlte, oder ich diese einfach nur übersehen hatte. In jedem Fall ging es aber noch weiteren vier Läufern ähnlich wie mir, da diese innerhalb kürzester Zeit an dieser Stelle ankamen. Zum Glück für uns hatte jemand den Track abgespeichert, so dass wir zumindest annähernd die richtige Richtung fanden. Viele Fußgänger nutzten das gute Wetter für einen Nachmittagsspaziergang und waren dann doch etwas überrascht von dieser bunten Truppe, die man an dieser Stelle scheinbar nicht erwartet hatte. Mehrere Zeitintensive Nachfragen bei den verdutzten Passanten führten uns wieder zurück auf die markierte Strecke und Dank eines erneut sehr heftigen Anstiegs an einen MTB Track konnte ich mich wieder absetzen. Nun hieß es aber keine unnötige Zeit mehr zu verschwenden und nochmals alles aus dem Körper zu holen. Der letzten Verpflegungsstelle schenkte ich ebenso wenig Beachtung wie der nochmals zu durchlaufenden Plassenburg. Unter dem Jubel der Zuschauer bewältigte ich die letzten Meter durch die schöne Innenstadt von Kulmbach und lief als gesamt Achtplatzierter und 2er meiner Altersklasse über die Ziellinie.

Kulmbach Trails 2021 © Christian Mayer

Fazit

Ich war zum ersten Mal bei den Crazy Runners Frankenwald zu Gast und ich bin einfach überwältigt, was bei diesem Event auf die Beine gestellt wurde. Man merkt ganz deutlich, dass dieser Wettbewerb nicht nur eine Veranstaltung der Crazy Runners in Zusammenarbeit mit dem TSV Dürrenwaid ist, sondern das die gesamte Region hinter diesem Projekt steht und tatkräftig dabei unterstützt. Dies beginnt bei den gut bestückten Startsackerln, über die musikalische Umrahmung, die beteiligte Gastronomie und natürlich der einzigartige und abwechslungsreiche Kurs. Insgesamt gesehen muss ich anerkennend zugeben, dass ich nie gedacht hätte, dass die Strecke diesen Anteil an steilen Rampen beinhaltet. Ganz nebenbei kam auch der soziale Aspekt nicht zu kurz, da für jeden der 300 Starter ein Betrag in Höhe von 2,50 Euro zur Unterstützung an eine vom Schicksal arg gebeutelte Frau ging. So funktioniert gegenseitige Hilfe und Unterstützung, Respekt! Kurzum gesagt war dies eine gelungene Veranstaltung und für mich mehr als ein krönender Abschluss der Saison 2021. Vielen Dank an Markus Franz, dass Du mir dieses Erlebnis ermöglicht hast!

Kulmbach Trails 2021 © Christian Mayer