Philippsreuth – Breitenberg: Thomas Wanningers Rennbericht

Stirnlampen im xc-run.de Praxistest © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Eine Teamstaffel von Furth nach Passau. Über den Goldsteig durch unsere Heimat, den Bayerischen Wald…. Ich war begeistert von dieser Idee.  Teamevents haben immer Ihren eigenen Charakter und machen auf Grund des entstehenden Gemeinschaftsgefühls immer extrem viel Spaß!

Das Ziel: SUB24. Ambitioniert aber machbar. Bedeutet aber auch, dass ich das Ganze nicht auf die leichte Schulter nehmen möchte, sondern ähnlich wie einen Wettkampf sehe. Meine Strecke von Philippsreut bis nach Breitenberg war mir nicht wirklich bekannt. Um nicht ganz planlos in die Strecke zu gehen, habe ich die ersten 24km in der Woche zuvor besichtigt. Den Teil ab Haidmühle über den Dreisessel bis nach Breitenberg kannte ich jedoch nur auf dem Papier.

Tag der Staffel

Am Tag der Staffel verfolge ich von Anfang an das Geschehen über den Liveticker. Markus legt eine enorm starke Zeit vor, ich bin begeistert. Sub24 muss klappen.

In der glücklichen Lage, gleich zwei Betreuerinnen, Freundin Karina und die verletzte Bine, zu haben, brechen wir zu Dritt in Richtung Philippsreut auf. Aber erst geht es nach Mauth, Martin anfeuern und verpflegen, damit er bei den schwülheißen Temperaturen nicht noch auf den letzten 10km eingeht. Auch Steffi und Marco Felgenhauer, das Fotografenteam für die Nacht, warten mit uns gespannt auf den Pineapplexpress. Er kommt mit einem Affenzahn vom Lusen herab und hält sich nicht lange bei uns auf. Ein paar Schluck Spezi und weiter geht‘s.

Wir fahren also weiter zu meiner ‚Wechselzone‘.

Gespannt verfolgen wir das Näherkommen von Martin im Liveticker. Aber nicht nur Martin kommt näher, auch ein Blick auf den Regenradar bringt die Gewissheit, dass in den nächsten Minuten ein heftiges Gewitter über uns hinwegziehen wird. Ein bisschen mulmig wird mir da schon…

Staffelübergabe um 21:55. Martin hat mehr als 20min herausgelaufen. Oida war der schnell!!! Kurze Umarmung, GPS-Tracker und Uhr übergeben und los geht‘s. Steffi, Karina, Bine, Marco und natürlich Martin feuern mich nochmal lautstark an und ich verschwinde in die Nacht. Wie gesagt, die ersten 24km der Strecke kenne ich. Nasse Wiesenwege wechselten sich mit längeren Schotterpisten ab. Eine wellige Strecke mit nicht mehr als 400hm.

Nach 15Minuten war es stockdunkel und es beginnt bereits zu nieseln und zu gewittern. ‚Hoffentlich geht das gut‘ denke ich mir und kämpfe mich mit Adrenalin in den Beinen durch den stärker werdenden Regen.

Ein etwa 1km langer, gerader Schotterweg führt hinauf zum Aussichtsturm ‚Haidl‘. Schon von Weitem sehe ich zwei Stirnlampen die in meine Richtung sehen. Wer um Gottes Willen ist zu so einer Zeit bei Gewitter und Starkregen auf diesem Berg? Waren die beiden wegen mir da? Ja das waren sie. Elfriede und Mane, die Eltern meiner Freundin Karina, hatten bei diesem Sauwetter auf dem Gipfel gewartet um mich in dieser Nacht zu unterstützen. Alle Zweifel sind verflogen. Das erste Mal Gänsehaut an diesem Tag… Ein zu kurzer Plausch über den Kuchen am nächsten Tag und weiter geht‘s.

Meine Strategie, den ersten Teil nicht zu schnell anzugehen, ging auf und ich konnte mich etwas zurückhalten. Schließlich wollte ich nach dem anstrengenden, steilen Anstieg auf den Dreisessel beim Downhill nach Breitenberg nochmal so richtig Gas geben.

1h50min nach 23km bei Haidmühle. Das müsste passen, nicht zu schnell und trotzdem gut in der Zeit. Aber jetzt wird es steil! Vorher darf mich mein Team wieder in Empfang nehmen. Sie versorgten mich mit Getränken, liebevoll vorbereitete Salztomaten (von Martin, dem weltbesten „Koch“ – man fand am nächsten Tag immer noch Spuren von Tomaten im Bus) und sehr viel Motivation. Was für ein Gefühl so durch die Nacht ‚getragen‘ zu werden!

Der Anstieg auf den Dreisessel beginnt sehr gemächlich und wird immer steiler.  Stärker werdender Regen verschlechtert die Sicht und verwandelt den Waldboden zu einer rutschigen Schlammpiste. Nicht jammern, durchziehen, denke ich mir und kämpfe mich über nassen Fels und durch kleine Bäche hinauf. Nicht zu schnell und nicht zu langsam…  und schon wieder sind Stirnlampen zu sehen. Das Team erwartet mich mit Verpflegung auf dem Gipfel des Dreisessels. Ein paar Schluck Energy, ein Gel, Flaschen auffüllen, ein Kuss für Karina und weiter geht’s.

Der verrückte Martin ist natürlich mit dabei 😀 der ist schon wieder fit und hilft mir heil über das Steinerne Meer zu kommen. Sehr coole Aktion, wenn man bedenkt, dass er selber schon knapp 2000hm in den Beinen hat. Aber für die Mannschaft gibt er alles. Ein echter Teamplayer.

Oida, ist das eine geile Strecke.

Wir jagen über das Steinerne Meer auf dem Albert-Stifter-Steig in Richtung Dreiländereck. Nasse Wurzeln, verblockte Wege und die Dunkelheit verlangen uns alles ab. Aber genau deshalb sind wir hier, Trailrunning pur! Kurz vor der Grenze biegt der Goldsteig scharf rechts ab und wir fliegen den steinigen Downhill hinunter. Jetzt immer konzentriert bleiben, denke ich mir. Schau kurz zu Martin um und schon passiert es. Einen Stein übersehen und voll zerlegt :-D. Zum Glück falle ich nur auf weichen Waldboden. Das grenzt an ein Wunder, wenn man gefühlt nur über Fels bergab läuft!

Beim Grenzübergang Klafferstraß werden wir nochmals verpflegt. Etwa 8km noch bis Breitenberg, überwiegend Forststraße und meist leicht bergab. Zeit zum Ballern. Jetzt gilt es die letzten Reserven noch zu bündeln und keine Zeit mehr zu verlieren. Martin musste ein wenig abreißen lassen und gab mir nochmal ein paar motivierende Worte mit auf dem Weg. Danke Oida!!!

Grenzübergang Hammerschmied, nur noch wenige Meter bis zur Übergabe an Christian. Noch den letzter gemeinen Gegenhang hinaufjagen und die Lichter sind wieder zu sehen. Applaus, Jubel, Geschafft. Geil! Was für ein Empfang!

Christian und ich klopfen uns ab. Karina und Bine helfen uns mit dem Tracker und der Uhr und schon war Christian in der Dunkelheit verschwunden…. Nur wenige Sekunden später kommt auch Martin zu uns und wir fielen uns in die Arme.

Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte 3h54min. Um kurz vor 2Uhr Nacht irgendwo im Nirgendwo. Das war er also mein erster wettkampfähnlicher Nachtlauf. Resümee, dass könnte süchtig machen. Mit einer guten Vorbereitung, dem richtigen Track auf der Uhr und einem tollen Team, war es ein Abenteuer das nach Wiederholung schreit. Eine Besonderheit in der Nacht ist sicher, dass einem die gelaufene Geschwindigkeit auf den schnelleren Passagen deutlich höher vorkommt als Sie tatsächlich ist.

Vielen Dank!

Teamevents sind immer etwas Besonderes. Das hat sich an diesen beiden Tagen wieder mal gezeigt. Vor allem wenn man auf ein Team hinter dem Team bauen kann, dass uns so gewaltig unterstützte, wie dieses.

Fotografen-Team Steffi und Marco Felgenhauer, die uns zusammen mit Bine und natürlich meiner Karinadie ganze Nacht auf der Strecke unterstützt haben. Danke an Markus und Mario, für die hervorragende Organisation und Pressearbeit. Und natürlich auch dem Rackl Mich, der auf einen Start verzichtete, nur um uns auf den Trails bestmöglichst in den Kasten zu bekommen. Ihr habt uns den Weg bereitet. Wir mussten nur noch abliefern!

Und natürlich auch Danke an Günter Pauli. Der uns zusammen mit seiner Liebsten im Ziel mit einem herzhaften Frühstück verwöhnte. Ein perfekter Abschluss.

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