Road to ZUT: Resumee der Wochen fünf bis acht

Christian Mayer läuft seinem großen Ziel entgegen: Zugspitz Ultratrail 2021 © Michael Rackl / XC-RUN.de

In unserer Artikelserie Road to ZUT könnt ihr Christian Mayer auf dem Weg zu seinem ersten Hunderter begleiten und bekommt zugleich Einblicke in das Gefühlschaos und das Training eines Ultraläufers. In diesem Teil geht berichtet er über die Höhen und Tiefen der vergangenen vier Trainingswochen.

Woche fünf – ein erster langer Lauf am Trail

Nach der ruhigen Regenerationswoche (Woche vier) bin ich nun wieder richtig heiß und freue mich darauf, endlich wieder Gas geben zu dürfen. Vorerst liegt der Schwerpunkt noch auf den Radeinheiten, da ich immer noch leichte Probleme mit der Achillessehne habe. Not macht erfinderisch und so fertige ich mir mit Hilfe von Zwift ein Workout nach dem anderen an. Unter anderem entsteht dabei ein intermittierendes Training das nach dem ersten Fehlversuch im ersten Trainingsabschnitt (Woche 1 bis 3) nun zielgerichtet die oberen HF- Bereiche anspricht.

Das geplante zweite Intervalltraining dieser Woche fällt leider dem stürmischen Wetter zum Opfer. Aber mit diesen unvorhergesehenen Zwischenfällen muss jeder Outdoor-Sportler leben und so wird kurzerhand ein weiterer Zone 1 Lauf durchgeführt. Am Sonntag belohne ich mich selbst und laufe eine lange Runde über die Hügel in der näheren Umgebung zu meinem Wohnort. Natürlich versuche ich meine HF im Zaum zu halten und den vorgegebenen Bereich von unter 140 Schlägen/Minute zu halten. Dies gelingt mir nur teilweise. Ich laufe mit einem sehr gutem Körpergefühl und so ertappe ich mich immer wieder selbst dabei, wie ich ungewollt das Tempo anziehe und im Gleichgang die HF nach oben treibe. Markus mahnt zurecht die Unvernunft dieser Einheit an. In diesem Moment verhallt aber die Mahnung, da diese neue Lauffreiheit einfach zu verlockend ist. Mit maximaler innerer Zufriedenheit und absoluter Schmerzfreiheit laufe ich zum ersten Mal in diesem Jahr knapp 30 km und annähernd 1.000 HM. Noch im letzten Jahr hätte ich über diese Daten gelacht, nun kommt es einem kleinen Sieg gleich.

Woche sechs – Der Schwerpunkt wechselt zum Laufen

In der Woche sechs ist es nun endlich soweit, die Radschuhe werden mehr und mehr gegen Laufschuhe eingetauscht. Und mit der schrittweisen Besserung des Wetters kehrt auch das körperliche Wohlgefühl und die ohnehin bereits vorhandene Motivation verstärkt zurück. Mitte der Woche steht ein intermittierendes Training mit 30 sec Belastung und 30 sec Pause auf dem Plan. Wie so oft bekomme ich im heimischen Regental einen starken Trainingspartner zur Seite gestellt – den in unserer Gegend berühmt berüchtigten böhmischen Wind. Vorteil dieses meteorologischen Phänomens ist die gleichbleibende Stärke, mit der diese östliche Luftströmung bläst, so dass man sich beim Lauftraining sehr gut auf diese Gegenkraft einstellen kann. Man läuft, kämpft, jagt die Herzfrequenz in die Höhe und hat trotzdem das Gefühl, als ob man sich kaum fortbewege. Natürlich ist dieses Gefühl nicht real und so kann man zuhause angelangt, auf eine faszinierende, harte und fordernde Trainingseinheit zurückblicken.

Das zweite intermittierende Training der Woche wird kurzerhand auf einer steil ansteigenden Forststraße durchgeführt. Auf dem immer noch stark vereisten Weg sind die mitgeführten Stöcke äußerst hilfreich und mit dem bereits bekannten 30 sec Wechsel zwischen Belastung und Pause geht es mehrmals den heimischen Berg hinauf und bergab. Die wechselnde Intensität der Einheiten dieser Woche spüre ich am Sonntag sehr deutlich, so dass ich mich an diesen traditionell langen Trainingstag für ein Wechseltraining bestehend aus einer Rad- und einer Laufeinheit entscheide. Nach einer Gesamttrainingszeit von 12,5 Stunden schließe ich die Trainingswoche 6 guten Gewissens ab.

Woche sieben – Laufen wird wieder zur Routine

Die in den letzten Monaten immer wieder aufkommenden Selbstzweifel und das Hinterfragen der Sinnhaftigkeit des eigenen Trainingsehrgeizes tritt immer mehr in den Hintergrund und ich verspüre vermehrt diesen schier unbändigen Tatendrang. Nach einer weiteren Abstimmung mit Markus, wird mir nun endlich klar, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Gerade beim Intervalltraining mache ich mir immer wieder unnötigerweise zu viele Gedanken. Das Erreichen der eigenen K…-grenze ist weder notwendig noch förderlich. Viel wichtiger ist es, gerade in den letzten Intervallen die obere Leistungskurve nochmals zu erreichen. Und genau diese Eigenschaft kann ich in Nachbetrachtung meiner Trainingseinheiten nachvollziehen. Ansonsten ähnelt die Woche sieben der vorhergehenden Woche. Ziel der ersten Wochen ist der Aufbau einer guten Trainingsgrundlage. Nach einer abschließenden drei Stunden Radeinheit in der heimischen Garage am Sonntag freue ich mich sogar auf die anstehende Regenerationswoche.

Woche acht – Die Regenerationswoche … oder der verzweifelte Kampf die Füße still zu halten

Wenn man eine Umfrage unter ambitionierten Läufern über die unbeliebteste Trainingseinheit durchführen würde, dann erhält man vermutlich immer gleichlautende Antworten: Fordernde Intervalleinheiten oder langweilige Longruns. Meine überraschende Antwort würde vermutlich „Regeneration“ lauten. In der Tat ist für mich der Regenerationstag oder auch die Regenerationswoche die schwierigste Phase im Trainingsplan. Auch wenn Regeneration nicht mit Stillstand gleichbedeutend ist, trotzdem kostet es mich immer wieder Überwindung rein sportlich kürzer treten zu müssen. Aber wie heißt es so schön: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Und so fanden die Einheiten im Grundlagenbereich (unter HF von 140) statt und fielen insgesamt kürzer aus. Aber Regeneration heißt nicht, dass man keinen Spaß haben kann. Und so führte mich am Sonntag mein Weg frühmorgens ins Arbergebiet. Der steile Anstieg am kleinen Arbersee vorbei bis zum kleinen Arber wurde schnellen Schrittes bewältigt, so dass die Herzfrequenz peinlichst eingehalten werden konnte. Am kleinen Arber angekommen, konnte ich alleine die aufgehende Sonne und diese herrliche Ruhe genießen. Auf dem U.TLW Teilstück ging es im Anschluss weiter zum Gipfel des Großen Arbers. Dieser war wesentlich stärker frequentiert, so dass ich nach kurzem Aufenthalt das Weite suchte. Nun folgte eine absolute Spaßeinlage: Mit Spikes am Fuß ging es im Laufschritt die Skipiste bis zum Arbersee Abzweig hinab. Trotz Lockdown ist die Piste hervorragend präpariert und da kommt selbst in Laufschuhen richtig Freude auf. Auf den letzten Metern zurück zum kleinen Arbersee musste ich dann aufgrund der unebenenen Schnee/Eis Passagen wieder verstärkt vorsichtig laufen und das Tempo reduzieren. Nach insgesamt drei Stunden am Berg war ich wieder zurück am Auto und konnte zufrieden auf den zweiten Trainingsblock zurückblicken.

Ausblick auf die Woche neun

Neben weiteren Grundlageneinheiten geht es diesmal wieder bei zwei Intervalleinheiten zur Sache. Bei der zweiten Einheit, die am Berg durchgeführt wird, wird von dem bisher angewendeten 30/30 Prinzip abgewichen und die Belastungszone auf eine Minute verlängert. In der Gesamtbetrachtung ist diese Woche sehr abwechslungsreich und verspricht jede Menge Trainingsspaß!

Der Trainingsplan

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