Das Berliner Startup Winqs tritt mit dem großen Ziel an, echte Nachhaltigkeit mit sportlichem Leistungsversprechen zusammenzubringen. Einen zentralen Teil nimmt dabei der Zerofly Laufschuh ein. Der Hybrid vor allem für urbane Trails bekommt jetzt eine Neuauflage.
Die Nachhaltigkeit von Laufschuhen ist bisher – freundlich gesagt – gering. Je nachhaltiger einzelne Angebote waren, desto weniger attraktiv wurden oft die sportlichen Werte. Wer also nachhaltig laufen wollte, musste oft harte Kompromisse eingehen. Um das zu ändern, haben Winqs den Zerofly Laufschuh entwickelt, der auch schon mit dem ISPO Award ausgezeichnet wurde. Er soll sicher auf rutschigem Boden und bequem und schnell auf der Straße sein. Außerdem ist er nachvollziehbar mit biobasierten und recycelten Materialien hergestellt. Wer mehr erfahren möchte, schaut sich einfach den digitalen Produktpass auf der Homepage an. Auf den Erfolg des Erstlings folgt jetzt der Zerofly 2.
Erster Eindruck
Leicht und sehr stylish wirkt der Zerofly 2. Die Nähe zum Straßenschuh ist durch die weichen Materialien und die fehlende Protektion sofort präsent. Am Fuß fühlt sich der Schuh sehr angenehm an – das Innenleben aus Eukalyptus-Fasern ist ein Fußschmeichler – und die Mittelsohne bounct über den sehr leichten Schaumstoff angenehm zurück. Und auch die griffigen Schnürsenkel liegen bestens in der Hand. Mit den für Trailrunning-Verhältnisse enormen 9mm Sprengung von 27 auf 18 mm verspricht der Schuh Drang nach vorne. Der Gedanke an vertrackte Trails kommt allerdings nicht auf. Dazu spricht der Schuh schlicht die falsche Sprache.
Laufeigenschaften
Der Zerofly 2 treibt beherzt nach vorne. So viel Lauffreude erwartet man bei einem Schuh mit explizitem Nachhaltigkeitsfokus erstmal nicht. Sprint-Einheiten macht der Zerofly 2 anstandslos mit, ist allerdings tendenziell etwas weniger dynamisch als die etablierten Spitzenreiter der Straßenlaufschuhe.
Verlässt man die Straße und widmet sich den Parks der Stadt, greift die Außensohle von Michelin prima. Auch den Stadtwald meistert der Schuh – solange man auf einfachem Untergrund bleibt. Für anspruchsvollere Trails reichen weder die Protektion, noch die nur minimal nuancierte Sohle. Macht aber nichts, denn als reinen Trail-Schuh sehen die Macher den Zerofly auch gar nicht.
Darüber hinaus überzeugt der nie aufdringliche Halt im Inneren. Der Fuß fühlt sich auf Ebenen und leichten Steigungen oder Gefällen gut im Schuh aufgehoben. Erst bei steileren Abschnitten beginnt der Fuß etwas im Bett zu schwimmen, was unter anderem an der sonst sehr angenehm soften Außenstruktur liegt. Auch hier stößt der Schuh auf Trails entsprechend an Grenzen.
Verbesserungspotenzial gibt es hingegen noch bei der stark hochgezogenen Fersenkappe und dem ebenfalls hohen Spann. Beides kann – speziell auf Steigungen – zu Reibung führen und ist etwas viel des Guten.
Einsatzbereich
Rein sportlich gesehen ist der Zerofly 2 von Winqs ein empfehlenswerter Trainingsschuh für urbane Läufe – von Straßen durch Parks in den Wald über schmale Abkürzungen und wieder zurück. Hier zeigt der Schuh sportlichen Eifer und Vielseitigkeit. Für schnelle Wettkämpfe oder lange Läufe auf ähnlichem Terrain passen andere Schuhe etwas besser.
Wirklich spannend macht den Schuh aber seine Nachhaltigkeit und die dahinterliegende Ökobilanz. Neumaterial wird so wenig wie möglich eingesetzt, stattdessen kommen recycelte Gummi- und Polyester-Reste zum Einsatz. Das trotzdem anfallende Neumaterial hat rund 2/3 weniger Bedarf an erdöl-basierten Stoffen. Stattdessen fokussiert man auf pflanzenbasierte Rohstoffe wie Rizinussamen, Algen und Holzfasern. Das Wohlfühl-Upper ist komplett plastikfrei. Darüber hinaus reparieren Sneaker Rescue bei Bedarf verschlissene Schuhe mit Originalteilen. Wenn das gar nicht mehr geht, gibt es ein hauseigenes Rücknahmeprogramm für verantwortungsvolle Entsorgung. Ein detailliertes Klimaprofil zur Kalkulation des CO2-Fußabdrucks ist ebenso online verfügbar, wie eine transparente Lieferkette.
Nie standen sportliches Niveau und Nachhaltigkeit in einem so guten Verhältnis. Die genannten kleinen Abstriche kann man guten Gewissens in Kauf nehmen und am positiven Beispiel ganz nebenher lernen, wie viel Greenwashing in den oft lautstark kommunizierten Nachhaltigkeitskonzepten etablierter Marken steckt.
Für wen
Wer bewusst und nachhaltig trainieren möchte, kommt um nachhaltige Schuhe nicht herum. Bisher war das – wenn überhaupt – mit sportlichen Nachteilen verknüpft. Das ändern Winqs mit ihrem Zerofly und dem aktuellen Nachfolger auf beeindruckende Weise. Wer also mit gutem Gewissen auf naturnahen oder urbanen Strecken laufen möchte, wird hier bestens bedient. Da der Schuh eher klein ausfällt, lohnt es sich, eine Nummer größer zu kaufen.
Weitere Informationen
Zur Übersicht der Trailschuhmodelle 2024
Technische Daten
Hersteller: | Sonstige |
Einsatzgebiet: | Tempo, Straße |
Preis: | 169.95 € |
Sprengung: | 9 mm |
Gewicht: | 309 g |
Schnürsystem: | Schuhbänder |
Fußtyp: | normal |
Körpergewicht: | mittel |
Dämpfung: | mittel |
Gelände: | Straße, Schotter |
Modelljahr: | 2024 |
Protektion: | keine |
Testergebnis
Verarbeitung | |
Schnürung | |
Protektion | |
Grip | |
Lauffreude | |
Fersenhalt | |
Gesamtnote | |
Wer bewusst und nachhaltig trainieren möchte, kommt um nachhaltige Schuhe nicht herum. Bisher war das – wenn überhaupt – mit sportlichen Nachteilen verknüpft. Das ändern Winqs mit ihrem Zerofly und dem aktuellen Nachfolger auf beeindruckende Weise. Wer also mit gutem Gewissen auf naturnahen oder urbanen Strecken laufen möchte, wird hier bestens bedient. |