Kaitersberg Trail: Niemand hat gesagt, dass es leicht wird

Kaitersberg Trail 2024: Podium © Michael Rackl

„70% Trails.100% Spaß!  – Aber niemand hat gesagt, dass es leicht wird!“ Besser und treffender könnte man dieses neue Event am Fuße des Kaitersberg in Bad Kötzting im herrlichen Bayerischen Wald nicht beschreiben.

Eldorado für Trailrunner

Der bayerische Wald ist mittlerweile ein Eldorado für Trailrunner. Das diese Mischung aus wunderbaren Trails mit knackigen Anstiegen, atemberaubenden Aussichten und nervenkitzelnden Downhills funktioniert, sieht man an Veranstaltungen wie dem U.TLW, dem Arberland Ultratrail oder den 3Kings3Hills, die sich vor keiner Veranstaltung in den Alpen verstecken brauchen. Max Hochholzer, einer der Hauptorganisatoren des U.TLW, kreierte in Zusammenarbeit mit dem TV Bad Kötzting eine Veranstaltung mit 30 Kilometern und knapp 1500 Höhenmetern die nach 2019 und 2022 dieses Jahr zum dritten Mal stattfand. Es gibt nur eine Distanz und diese hat Skyrunning DNA. Die selektive Strecke verläuft dabei auf einem der schönsten Abschnitte des Premiumwanderweges „Goldsteig“, gespickt mit handbreiten Singletrails, knackigen Anstiegen, Kletterpassagen und hochanspruchsvollen Downhills. Durchschnaufen? Fehlanzeige!

Hunderte Zuschauer sorgen für Gänsehautatmosphäre

Belohnt wurden Läufer, Zuschauer und Organisatoren auch 2024 wieder mit bestem Laufwetter und einer einzigartigen Atmosphäre: So machten sich neben den 400 Läuferinnen und Läufern hunderte Zuschauer auf den Weg, um die Athleten lautstark anzufeuern, zu unterstützen, oder dieses Spektakel – integriert in eine Wanderung – mitzuerleben. Vor allem in Sachen Zuschauerfreundlichkeit setzt der Kaitersberg Trail Maßstäbe und das Konzept des sogenannten „Flower Formats“ wird mittlerweile sogar in der renommierten Golden Trail Serie angewandt. Hotspots werden von den Athleten teilweise viermal durchlaufen. Genau das wurde von der Trailrunning begeisterten Bevölkerung dankbar angenommen und so der Lauf zum absoluten Festtag. Besonders gut besucht die VP am Reitenberg – hier kamen die Teilnehmenden vier mal durch – der Kreuzfelsen mit Musik und dem unermüdlichen und herausragend gut aufgelegten Uwe Neumann als „Gipfelkommentator“ und die Kötztinger Hütte. Alle Teilnehmenden wurden gefeiert, lautstark angefeuert und gut versorgt.

Team Gamsbock nicht zu schlagen

In Abwesenheit des zweimaligen Siegers, Thomas Wanninger, kam es zum erwarteten Showdown zwischen den Lokalmatadoren Markus Mingo und Wolfgang Hochholzer. Die beiden Freunde, die bereits zweimal gemeinsam den Transalpine Run als Team finishen konnten schenkten sich nichts und lieferten sich von der ersten bis zur letzten Minute eine regelrechte Schlacht am Kaitersberg. Am Ende hatte Mingo die Nase vorn (2:34:39) und finishte im Kreis seiner Familie am Sportplatz in Bad Kötzting. Hochholzer kam kurz darauf, ebenfalls mit einer Fabelzeit, von 2:36:03 ins Ziel. Das Podium der Männer komplettierte André Purschke (2:40:57) der Martin Grill (2:41:06) im Schlussspurt auf den vierten Platz verwies.

Weniger Spannung gab es bei den Damen. Hier demonstrierte Maria Purschke ihre Vormachtstellung im Bayerischen Wald und siegte in starker Zeit von 2:56:49 mit etwa 20 Minuten Vorsprung vor Anja Klavers und Barbara Poxleitner.

„Ein Heimrennen ist immer besonders, so stand ein Sieg beim Kaitersberg Trail natürlich ganz oben auf meiner persönlichen Trailwunschliste. Das es nun nach sehr hartem Kampf und einer wirklich starken Zeit für den Sieg gereicht hat, macht mich stolz und glücklich zugleich. Die Strecke ist ein knallhartes Brett bei der man nie nachlassen darf. Entweder man läuft bergauf oder extrem steil und technisch bergab. Auch die wenigen Traversen sind so verblockt und schwierig, dass man kaum Luft zum Atmen hat. Glückwunsch an alle, die diesen Kaitersberg Trail bezwungen haben. Egal wie lange man dafür braucht, dass ist eine enorme Leistung!“ (Markus Mingo, Sieger Kaitersberg Trail 2024)

“Niemand hat gesagt, dass es leicht wird!”

Kaitersberg Trail 2024: Barbara Poxleitner und Markus Mingo, Team XC-RUN.DE © Ramona Neunteufel

 

„Tja dem kann ich zu 100 Prozent zustimmen. Obwohl ich den Kaitersberg schon einmal bezwungen habe, konnte ich mich nicht mehr so ganz daran erinnern wie fordernd und anspruchsvoll die Strecke war. Überhaupt, wenn mich irgendjemand nach Wettkämpfen, den Besonderheiten dazu, Höhenmeter, Streckenprofil usw. fragt, hab ich ehrlich gesagt ein Gedächtnis wie ein Sieb. Aber vielleicht auch gut so, wenn ich mich hauptsächlich nur an die schönen Eindrücke einer Veranstaltung erinnern kann. Denn ich muss zugeben, der Kaitersberg Trail 2024 hat mich schon einige Körner gekostet und mich an meine Grenzen gebracht.

Da ich meine Stärken eher im Uphill sehe, war mein Plan wie folgt: Bergauf soviel raus holen wie es geht. Bergab rollen lassen. Kräfte sammeln. Doch gleich nach dem Start machte mir die Regionalbahn einen gehörigen Strich durch die Rechnung: Die ersten paar schnellen Läufer, darunter Maria (an die ich mich eigenlich bergauf ran hängen wollte) kamen durch, ich wurde durch die Streckenposten gestoppt. Zug hat Vorfahrt. WAS!!!??? Das gibts doch nicht! So bekam ich gleich einen richtigen Dämpfer und die Motivation war erst mal im Keller. Dennoch konnte ich bis zur VP 3 meinen 2. Platz halten, merkte aber, dass der Abstand zu Anja auf Rang 3 immer geringer wurde. Meine Kräfte auch.

Dennoch hoffte ich es irgendwie bis ins Ziel durchzuhalten. Die ganzen Anfeuerungen von den vielen Freunden und Bekannten an der Strecke halfen nix…Irgendwo macht sich das fehlende Training doch bemerkbar, und so zischte Anja bei der VP 4 letztendlich an mir vorbei. Immer in Sichtweite. Ich versuchte dran zu bleiben, doch beim letzten Anstieg auf Kilometer 22 konnte ich sie nicht mehr sehen. Mhmm…war ich falsch abgebogen ? Nach einigen hundert Metern und verzweifelter Suche nach “gelben Punkten” wars klar, ich war auf der falschen Strecke.

Als ich wieder auf den eigentlichen Trail einbog stieß ich mit Susanne Zahlauer zusammen, die sich auf dem 4. Platz bewegte. Ich wusste wie stark Susanne läuft, und versuchte so schnell ich konnte einen Abstand zu ihr raus zu laufen. Aber leichter gesagt als getan. Wie bereits erwähnt ist Downhill nicht wirklich meins, und somit ging ich auf Risiko, was mit vielen Stolpern und einem Sturz begleitet wurde. Gefühlt bin ich mehr ins Tal gekugelt aus gelaufen 🙂 Immer mit einem Blick nach hinten, obs reicht bis ins Ziel. Ja es reichte. Platz 3 bei den Frauen. Platz 2 in meiner Altersklasse und Gesamteinlauf 35. Ich bin immer noch geflasht von einem Ergebnis, mit dem ich nicht wirklich gerechnet habe. Umso mehr Respekt habe ich vor der wahnsinnig guten Leistung von Maria auf Rang eins und Anja auf dem zweiten Platz. Wenn mich jetzt im Nachgang jemand fragt: “Und wie ist der Kaitersberg so zu laufen?!” Dann weiß ich die klare Antwort: “Keiner hat gesagt, dass es leicht wird. Aber egal, Spass macht es trotzdem!” (Barbara Poxleitner, Team XC-RUN.DE, 3. Frau kbt24)

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