Kommentar-Update: Daniela Oemus siegt in Zegama – und das Fan-Herz hüpft

Daneila Oemus beim Zegama Aizkorri Marathon 2023
Daneila Oemus beim Zegama Aizkorri Marathon 2023 © Martina Valmossoi

Vor 2,5 Wochen habe ich noch einen Kommentar geschrieben, wie traurig ich als Fan bin, z. B. in der von den Veranstaltern herausgegebenen Golden Trail Series Favoriten-Liste nahezu keine Vertretung der deutschsprachigen Trailrunning-Community zu sehen (Details). Jetzt gewinnt Daniela Oemus vom Team Salomon Deutschland das Zegama Aizkorri Rennen – und das Fan-Herz springt!

Die Reaktionen zum Kommentar (er steht weiter unten nochmal im Original) waren wie erwartet kontrovers. Der gemachte Punkt war, dass unsere Trailrunner*innen in der medialen Coverage der Golden Trail Series quasi nicht auftauchen. Das dürfte sich jetzt ändern, denn Daniela Oemus holt sich trotz widrigster Wetterbedingungen und starker Konkurrenz den Sieg beim legendären Rennen. Die Organisator*innen sind überrascht – sie hatten Daniela halt nicht auf der Liste:

„We have to be honest; we didn’t see her coming…, Daniela Oemus (Salomon, Germany) took everyone by surprise by taking the lead after going over the first summit.“

Eine richtig starke Leistung, mit der Daniela sich und ihr Team auf den Radar der Golden Trail Series Orga bringen dürfte. Gibt es dann jetzt auch von ihr Vorab-Interviews? Gibt es bei den nächsten Rennen vorher, währenddessen und danach Videobegleitung? Werden wir ab jetzt auch von ihren Konkurrentinnen Kommentare zu Danielas Leistung und dem bestehenden Punkteverhältnis in der Rennserie erhalten? Ich zumindest hoffe es! Und wahrscheinlich auch noch andere Läufer*innen, die sich an gemeinsame Wettkämpfe und dergleichen erinnern.

Die Golden Trail Series 2023 wird durch diesen Sieg jedenfalls deutlich spannender für Fans aus dem DACH-Raum.

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(der ursprüngliche Kommentar)

Kommentar: Golden Trail World Series 2023 – weltklasse Starterfeld ohne deutsche Beteiligung

Die Golden Trail World Series ist sowas wie meine Lieblings-Soap: Kurzweilige, perfekt gefilmte Episoden mit menschlichen Dramen, dramatischen Höchstleistungen und hochgradig großartiger Kulisse. Die Videos wurden über die Jahre immer besser. Manchmal allerdings ertappe ich mich bei der Frage, wo eigentlich die deutschsprachigen Läufer*innen sind. Die spielen leider keine Rolle in dieser Serie.

Wird Bart es schaffen? Wo ist Maude? Bringt Sophia wieder ihren Sturkopf ins Ziel? Und kann jemand Kilian aufhalten, wenn er startet? Man kennt die Namen und Gesichter aus vielen Folgen der Golden Trail World Series. Manche tauchen seit mehreren Jahren in den präzise geschriebenen, geschnittenen und produzierten Zusammenfassungen auf. Durch die vielen kurzen Interviews haben wir das Gefühl, die Athlet*innen mit ihren Hochs und Tiefs, ihren Hintergründen und Hoffnungen zu kennen. Manche sind mir sympathischer als andere, größten Respekt habe ich vor den Leistungen von allen.

Endlich ein persönlicher Bezug

Während einer Madeira-Episode von 2022 passiert dann plötzlich etwas unerwartetes. Moderator David Hellard erwähnt Thomas Roach. Ein Name, der bisher nie auftauchte. Ein Läufer, der mich beim langen Bergauf des Tschirgant Sky Run 2022 (hier die Reportage) unfassbar leichtfüßig überholte. Er lebt in Österreich – und ist damit sowas wie ein Vertreter des deutschsprachigen Trailrunning. Auch wenn er gebürtiger Engländer ist… Trotzdem habe ich plötzlich einen persönlichen Bezug zur Episode und warte gierig darauf, dass der Überraschungsläufer nochmal genannt wird. Oder sogar gezeigt wird. Aber da ihn niemand der Organisierenden auf dem Schirm hatte, gibt es keine Video-Aufnahmen. Wir bleiben bei den Nienkes und Stians.

Jetzt steht die Liste der registrierten Elite-Läufer*innen für die Golden Trail World Series 2023 fest (hier findet ihr alle Details). Eine krasse Liste. Eine imposante Liste. 30 Frauen, 30 Männer, 38 Länder, das who is who der internationalen Trailrunning Szene. Da kündigt sich ein episches Duell mit der UTMB-Serie an, von dem wir in Sachen Videos und sonstigen Specials nur gewinnen können. Wer leider wieder nicht gewinnt, ist die deutschsprachige Trailrun Community. Unter den 60 Startenden ist mit Judith Wyder eine deutschsprachige Schweizerin am Start, Manuel Innerhofer startet für Österreich. Viel ist das nicht. Und für Deutschland startet gar niemand. Nur zum Vergleich: Aus Spanien sind 8 Läufer*innen angekündigt, für Frankreich 11, für UK immerhin noch 3. Auch Kenia hat drei Läufer am Start.

Großer Markt, k(l)eine Vertretung

Es geht mir dabei nicht um einen Vergleich, ob Person 1 aus Italien oder Spanien oder Frankreich besser oder schlechter läuft als Person 2 aus Deutschland. Könnte z. B. Hannes Namberger mit der internationalen Elite über diese Distanz mithalten? Das beschäftigt mich ehrlich gesagt gerade kaum. Ich nehme die Golden Trail World Series als Fan war, nicht als Journalist, nicht als Analyst und auch nicht als Athlet. Und rein als Fan finde ich es sehr schade, dass niemand aus der wirklich starken heimischen Trailrunning-Szene dabei ist. Aus welchen Gründen auch immer.

Der DACH-Raum ist einer der umsatzstärksten Märkte im Trailrunning. Es gibt eine ungeheure Veranstaltungsdichte. Es fehlen aber weiterhin effektive Förderprogramme für z. B. Sportvereine, die unseren Sport zumindest entfernt ansprechen würden. Und es gibt auch keinen Dachverband, der die Aktivitäten bündeln oder unterstützen könnte. Keine Ahnung, wie die Strukturen in anderen Ländern sind. Aber ganz egal, wie es dort ist: Ich finde es schade, dass bei meiner Lieblingsserie noch immer kaum Vertretung der deutschsprachigen Community am Start ist.

Ob und wann sich das mal ändert…? Abwarten.

Tobias Gerber

3 Kommentare

  1. Alex

    Hallo Tobias, zu “ GTS ohne deutsche Starter „,
    dein letzter Absatz trifft es leider recht gut.
    Das ganze ist mittlerweile ein großer Markt für die Hersteller geworden. und die wollen natürlich ihre Athleten bei möglichst vielen Rennen ganz oben sehen. Und die Serie an sich ist schon sehr Salomon geprägt.
    Und das in Deutschland nicht wirklich viel für unseren Sport getan wird von den offiziellen , sieht man leider auch daran das 5 Wochen vor der WM immer noch kein kompletter Kader bekannt ist. Auch wenn es einzelne Personen gibt die sich sehr dafür einsetzen.
    Wäre also wirklich zu wünschen das sich hier was ändert.

    VG Alex

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    1. Tobias Gerber

      Hallo Alex. Danke für dein Feedback. Das Thema sorgt ja schon seit einer Weile für Diskussion – wie auch der aktuelle Kommentar wieder zeigt. Ganz ohne mit dem Finger in irgendeine Richtung zu zeigen: hoffen wir, dass sich etwas tut und alle gemeinsam dazu beitragen, dass auch die deutsche Trailrunning-Community, ihre Veranstaltungen und ihre Profis mehr Sichtbarkeit, Struktur und Abstimmung finden. Baustellen dafür gibt es sicherlich genug.

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  2. Markus Mingo

    Wenn man sich die Deutschen „Profis“ so ansieht, scheint der Fokus auch mehr auf der UTMB World Series und der damit verbundenen Quali für den UTMB zu liegen. In Istrien haben z. B. unglaublich viele starke Deutsche Läufer diese Quali versucht und durchaus gute Leistungen gezeigt. Ein Grund könnte noch sein, dass die GTWS sehr im Zeichen des Hauptsponsors steht und dadurch von einigen Rennställen anderer Marken im DACH-Raum gemieden wird…

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