Nationalmannschaft: Nominierungsrichtlinien Berg- und Traillauf 2024 veröffentlicht

WMTRC Innsbruck-Stubai Trail Long: Ida-Sophie Hegemann © Michael Rackl

Nach den „Chaostagen“ der WM-Nominierung für die WMTRC in Innsbruck im letzten Jahr veröffentlichte der Deutsche Leichtathletikverband relativ zeitnah die Nominierungsrichtlinien für die bevorstehende Europameisterschaft in Annecy, Frankreich.

Nominierungsrichtlinien Berg- und Traillauf 2024

„Der Deutsche Leichtathletik‐Verband e.V. (DLV) benennt seine Mannschaften zu den European Off Road Running Championships und World Mountain & Trail Running Championships. Mit diesen Richtlinien wird der hohe Leistungsanspruch, den der Verband für seine Nationalmannschaften formuliert hat, konkretisiert. Sie beschreiben die Voraussetzungen für die Nominierung eines Athleten in die Nationalmannschaft und dienen dem ausschließlichen Ziel, bei den jeweiligen Meisterschaften ein bestmögliches Ergebnis der deutschen Einzelläufer sowie der Mannschaften zu erreichen.“

Die Grundsätze und Maßstäbe für die Nominierung sind hier relativ klar und deutlich formuliert und bedeuten in gekürzter Form folgendes:

  1. Die Mitgliedschaft in einem Verein der Landesverbände des DLV ist verpflichtend.
  2. Athletinnen und Athleten müssen bis zum 31. Januar 2024 selbstständig Interesse für eine Teilnahme bekunden.
  3. WMRA World Cup Rennen, Rennen der UTMB World Series und Rennen der Golden Trail World Series gelten als Leistungsnachweis.

Alle Nominierungsrichtlinien können hier nachgelesen werden.

Wer darf mit?

Je Disziplin werden bis zu maximal 4 Männer und Frauen nominiert. Herangezogen werden die Leistungen im Zeitraum 01.05.2023 – 01.05.2024. Die konkrete Nominierung erfolgt am 06. Mai 2024.

„Die Nominierung erfolgt aufgrund der Leistung an einem der aufgeführten Sichtungsläufe, der erbrachten Leistungen an der letzten WM 2023 und unter Einbezug der Resultate der aktuellen sowie der letzten Saison. Im Trail kann sowohl der ITRA-Score als auch der UTMB-Index mitberücksichtigt werden.“

Konkret im Trailbereich gelten folgende Kriterien:

  • Top 3 Platzierte der WM 2023 (short & long) sind nominiert, wenn ein Leistungsnachweis aus 2024 vorliegt.
  • Top 4-10 Platzierte der WM 2023 (short & long) sind vornominiert, wenn ein Leistungsnachweis beim Sichtungslauf erfolgt.
  • Top 3 Platzierte des UTMB Finale in Chamonix 2023 (OCC) sind nominiert, wenn ein Leistungsnachweis aus 2024 vorliegt.
  • Rennen der UTMB World Series & Golden Trail Series, in denen die Athleten nachgewiesen haben, dass sie für die spezifische Anforderung des Trail Rennens internationales Top-Niveau besitzen und damit ein erfolgreiches Abschneiden bei der EM prognostiziert werden kann, können diese in die Nominierungsentscheidung mit einfließen.

Konkret bedeutet das, dass Daniela Oemus durch ihren sechsten Platz bei der WM (Short Trail) und ihren guten Leistungen in der Golden Trail Series bereits vornominiert ist. Dies gilt auch für Rosanna Buchauer, die bei der WM (Trail Long) mit einem zehnten Platz überzeugte. Fest dabei ist Katharina Hartmuth, die sich mit dem Titel der Vizeweltmeisterin und Platz zwei beim UTMB gleich doppelt qualifiziert hat (zum Interview). Da nur vier Plätze vergeben werden, wird es bei den Deutschen Damen schon knapp – falls alle Kandidatinnen mit zur EM wollen.

Anders bei den Männern. Hier ist einzig Benedikt Hoffmann mit seinem zehnten Platz bei der WM (Trail Short) vornominiert. Alle anderen Kandidaten müssen sich laut Richtlinien qualifizieren. Auch Athletensprecher Hannes Namberger, der jedoch aufgrund seiner hohen ITRA-Punkte und seines Leistungsvermögens als gesetzt gelten dürfte.

Sichtungsläufe finden beim Trail du Petit Ballon (17. März) und im Rahmen des Ötzi Trailrun Naturns (6. April 2024) statt.

Die Strecke ist ein Trailrun über 62 Kilometer und ca. 3600 Höhenmeter im An- und Abstieg. Im Gegensatz zur WM in Innsbruck gibt es nur einen Trailwettkampf (keine Unterscheidung in LONG und SHORT), was den Kampf um die je vier Plätze bei Männern und Frauen noch einmal anheizen wird. 

Unsere Meinung

Prinzipiell finden wir die Veröffentlichung klarer Nominierungsrichtlinien am Jahresende sehr gut und auch die Kriterien schlüssig. Leider hält man sich natürlich wieder alle Hintertüren offen, da in die Ausschreibung folgender Satz aufgenommen wurde: 

„Beide Sichtungen führen nicht automatisch zu einer Nominierung in das National-Team.“

Kritisch sehen wir auch die selbstständige Anmeldung beim DLV. Dadurch wird von einem starken, jungen Nachwuchstalent eine Initiativbewerbung erwartet. Meiner Meinung nach erreicht man hier vor allem extrovertierte und sehr selbstbewusste Athleten – nicht unbedingt die besten Sportler. Das Datum der Nominierung (6. Mai) für ein Rennen, das bereits Ende Mai stattfindet ist hoffentlich nur offizieller Natur. Drei Wochen konkrete Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt ist im Ultratrailbereich sicherlich nicht möglich. Hier gehen wir aber davon aus, dass die betroffenen Athletinnen und Athleten inoffiziell bereits früher Bescheid wissen.  Etwas irritiert war ich auch von der Aufforderung seine „internationale Konkurrenzfähigkeit“ im Rahmen von Rennen der Ultra Trail World Tour zu dokumentieren. Die UTWT gibt es nämlich schon ein paar Jahre nicht mehr…