TAR Etappe 3: Es bleibt spannend

Transalpine Run 2019, Etappe 3 von St. Anton nach Landeck, 39,2 km, 1968 Hm Aufstieg, 2479 Hm Abstieg, Landeck, Tirol, Österreich. © Klaus Fengler

Nicht in allen Kategorien ist bereits eine mögliche Vorentscheidung beim 15. Transalpine Run von Oberstdorf nach Sulden gefallen. Nach drei von acht Etappen hat das Schweizer Dreamteam, das Brüderpaar Martin und Stefan Lustenberg, mit dem dritten Tagessieg in Landeck den Vorsprung auf nunmehr 29:14 Minuten ausbauen können. Ähnlich die Situation  bei den Frauen. Hier dominiert das deutsche Duo Ida-Sophie Hegemann/Suse Spanheimer das Rennen. In Landeck feierten die beiden jungen Deutschen souverän ihren dritten Etappensieg. Spannung pur auch bei den Senior Master Men. Das Duell zwischen den Leadern Anton Philipp/Seppi Neuhauser und den italienischen Herausforderern Anton Steiner/Oswald Wenig geht in eine weitere Runde. Die dritte Etappe wurde jedoch von dem Sturz eines Teilnehmers getrübt. Der Italiener wurde mit schweren jedoch nicht lebensbedrohlichen Verletzungen ins nächste Krankenhaus gebracht. Am Dienstag steht die Königsetappe des TAR über 46,3 Kilometer und fast 3.000 Höhenmeter auf dem Programm. Auf dem Weg von Landeck nach Samnaun geht es ins alpine Hochgebirge.

 

Weltklasse aus der Schweiz

Es war schon beeindruckend, was die beiden Schweizer am Montag auf dem Weg von St. Anton am Arlberg nach Landeck auf der Strecke ablieferten. Nach 3:58:01,5 Stunden hatten sie die 39,2 Kilometer und 1.968 HM geschafft. Harmonisch wechselten sie sich ab, jeder schien dem anderen den Erfolg zu gönnen, nicht immer selbstverständlich, wenn zwei Athleten zusammen laufen müssen. Der TAR hat immerhin schon Freundschaften auseinandergebracht und Ehen getrennt. So heißt es jedenfalls. „Bei uns ist das ja anders, wir sind Brüder, ich muss einfach akzeptieren, wenn es bei Martin mal nicht so gut  geht. Genau wie er akzeptierte, wenn es bei mir nicht läuft“, erklärt Stefan Lustenberger, mit 25 Jahren der jüngere der Brüder aus Krienz. Die beiden gehören zu den erfolgreichsten Schweizer Trailrunnern – und eine Schwäche haben bislang beide noch nicht gezeigt. Das weiß natürlich auch die Konkurrenz. Gabriel Lombriser/Ramon Krebs kamen nach 4:08:07,6 Stunden ins Ziel, also gut 10 Minuten später.

„Die Brüder Lustenberger sind Weltklasse-Läufer, da müssen wir zunächst mal keine Gedanken daran verschwenden, auf Angriff zu laufen“, meinte Gabriel Lombriser durchaus ernüchternd. Das dürfte auch auf die zwei weiteren Schweizer Teams auf den Plätzen drei und vier zutreffen. Klar ist, an den Brüdern Lustenberger kommt keiner mehr so leicht vorbei.

Das Glück, zur großen Trailrun-Familie zu gehören

Mal läuft’s besser, mal schlechter. Ganz normal bei solch einem physisch und psychisch herausfordernden Rennen wie dem Transalpine Run über acht Etappen. Das mussten in der Kategorie Women in diesem  Jahr ganz besonders Susi Lell/Marie-Luise Mühlhuber erfahren. Hinter den dominierenden Spitzenreiterinnen Ida-Sophie Hegemann/Suse Spanheimer (Salomon Running Team Deutschland), die in Landeck in der Siegerzeit von 4:41:05,0 Stunden – die zwölftschnellste Gesamtzeit – ihren dritten Tagessieg feierten, kämpften Lell/Mühlhuber um den Anschluss. Bei Marie-Luise Mühlhuber lief es an den ersten beiden Tagen nicht besonders, am Montag erwischte es Allgäuerin Susi Lell. „Mein linkes Bein wollte einfach nicht mehr, schon beim ersten Aufstieg“, umschrieb die 32-jährige aus Untermaiselstein ihre Probleme. Aber dann war da ja zum Glück die große Trailrun-Familie. Alle – und natürlich besonders Partnerin Marie-Luise Mühlhuber – hätten auf sie eingeredet, alle seien so hilfsbereit gewesen, alles ohne Konkurrenzdruck, schilderte Susi Lell die Situation. Dazu kamen einige Streckenpassagen, die den beiden absolut nicht lagen. „Ich mag einfach keine langen Asphaltstücke, oder Downhills, die nicht technisch sind“, so Mühlhuber, die 36-jährige Österreicherin. Und dennoch war die Stimmung bei den Beiden gut.

„Jeder hatte jetzt seinen Tag zum Vergessen. Jetzt kommen endlich die Tage, wo es alpin wird, wo es technisch wird, das liegt uns“, ließen sich Lell/Mühlhuber nicht entmutigen. Trotz des Rückstands in der Gesamtwertung von 41:10 Minuten.

Die „Alten Hasen“ schneller als je zuvor

Auch das ist ein Novum beim Transalpine Run. Gleich zwei Topteams aus der Kategorie Senior Master  Men machen der oftmals nur halb so alten Konkurrenz mächtig Druck. Die Fans in Landeck rieben sich verwundert die Augen. Nach den drei schnellsten Männerteams liefen schon Anton Philipp und Seppi Neuhauser mit der viertschnellsten Gesamtzeit über die Ziellinie. Bei 4:21:21,2 Stunden blieben die Stoppuhren stehen. Mit der fünftschnellsten Gesamtzeit erreichten die Italiener Anton Steiner und Oswald Wenig nur 48 Sekunden danach das Ziel. Die Alten Hasen machen Dampf. Dabei hatten sich Steiner/Wenig sogar noch mehr versprochen. Bei der Verpflegungsstation 2 auf der 1.846 m hoch gelegenen Strenger Skihütte hatte die beiden Italiener sieben Minuten Vorsprung, kamen danach aber vom Weg ab. „Wir haben uns schlichtweg verlaufen“, erklärte Anton Steiner. Auch solch erfahrenen Trailrunnern kann trotz bester Streckenkenntnisse noch solch ein Missgeschick unterlaufen. Philipp/Neuhauser, die Leader, nutzten die Chance, verwandelten die sieben Minuten Rückstand in einen knappen Vorsprung und führen nun mit 44:59 Minuten in der Gesamtwertung. Lassen sich aber dennoch nicht zu übergroßem Optimismus verführen. „Es wird ein heißer Kampf. Und wir haben Glück gehabt,  dass sich die beiden verlaufen haben. Ich glaube, die Senior Master Men Kategorie ist in diesem Jahr unglaublich stark besetzt“, so der Allgäuer Anton Philipp. Und sich freut, dass der TAR in seine entscheidende Phase geht: „Der Kampf macht einfach Spaß.“

Die Königsetappe nach Samnaun, 46,3 Kilometer und 2.885 Höhenmeter

 Die 4. Etappe am Dienstag von Landeck nach Samnaun (Schweiz) ist mit 46,3 Kilometer nicht nur die längste des gesamten Transalpine Run, es geht auch ganz hoch hinaus. Auf die Athleten*innen wartet reichlich technisches Gelände. Nach einem langen Anstieg wird bei Kilometer 15 zunächst das 2.437 m hoch gelegene Fisser Joch erreicht. Von da ab führen die Trails 20 Kilometer lang immer über der 2000- Meter-Marke. Eine enorme physische Beanspruchung. Der höchste Punkt des Tages wird bei Kilometer 31,3 erreicht, die 2.787 m hoch gelegene legendäre Ochsenscharte. Danach folgt ein langer Downhill hinunter nach Samnaun. „Wir haben natürlich Respekt vor der Königsetappe. Aber was soll man machen. Also Augen zu und durch“, meinte Anton Philipp, der sich auf das verblockte Gelände freut, weniger aber auf die leichte Gegensteigung, die nach dem langen Downhill kurz vor dem Ziel noch einmal alle Kräfte erfordert. Für viele langsamere Trailrunner*innen dürfte es allerdings eng werden. Das Zeitlimit läuft auf der Königsetappe immer mit.

Ergebnisse: https://www.planb-registration.de/transalpinerun2019/ergebnisse