Transalpine Run 2018: Zwei Tage, zwei Läufer, ein Sieg

03.09.2018: Transalpine Run 2018, Etappe 2, Nassereith - Imst © Felgenhauer / xc-run.de

Der RUN2, ein neues Format im Rahmen des Transalpine Run! Zwei Läufer, zwei Etappen, von Deutschland nach Österreich. Die beiden Läufer unseres Gore Wear xc-run.de Trailrunning Team, Daniel Kraus und Martin Pfeffer (alias Pfeffersen) konnten sich das natürlich nicht entgehen lassen. Und setzten mit einem souveränen Sieg gleich ein Ausrufezeichen! Doch wie erging es den beiden Raketen wirklich? Das könnt ihr hier lesen: 

Wen einer mehr Dampf im Kessel hat (Sicht Daniel Tag 1)

Im Frühjahr, als sich unser neu gegründetes Gore Wear xc-run.de Trailrunning Team das erste Mal zum Beschnuppern und zur Leistungsanalyse im Hotel Bodenmaiser Hof traf, war mir sofort klar, mit diesem Pfeffersen muss ich mal was starten.

Wir hatten von Anfang an harmoniert, großen Spaß und waren auch läuferisch auf demselben Level.

Als ich mitbekommen habe, dass Plan B dieses Jahr beim GORETEX-Transalpinrun 2018 eine abgespeckte Variante, den sogenannte RUN2 anbietet, war mir klar, dieses Teamevent muss ich zusammen mit Pfeffersen rocken.

Bei diesem Event der Extraklasse dürfen die Athleten die ersten zwei Etappen des „Champions League“ – Wettbewerbs für Trailrunner, von Garmisch bis nach Imst zurücklegen. Sozusagen einmal mit den Großen des Business mitspielen. Ein Abenteuer, dass im Team besonders viel Spaß macht und neue Herausforderungen mit sich bringt.

Dieses Jahr hatte ich schon an zwei Rennen teilgenommen, doch der TAR RUN 2 wird anders, das war mir bereits von Anfang an klar. Man ist nicht nur für sich selber verantwortlich, sondern muss jede Entscheidung auch mit seinem Teampartner absprechen sowie diese rechtfertigen und diesen natürlich auch gerecht werden.

Viele offene Fragen kamen dabei auf mich/uns zu: 

  • Wie gut wird Martin drauf sein? 
  • Was sind seine Ambitionen?
  • Wie läuft es bei mir? 
  • Was spricht die Konkurrenz?
  • Läuft es mit Martin ähnlich gut wie in den Trainingsläufen?
  • Etc.

Sonntags früh um 09:00Uhr ging es los. Begonnen wurde in Garmisch entlang am Zugspitzmassiv bis nach Biberwier, drüber übers Marienbergjoch und runter nach Nassereith. Übersetzt gesagt, eine 44km lange Strecke bespickt mit 2.400 Höhenmetern. Bereits nach den ersten flachen Kilometern, raus aus Garmisch, konnten Martin und ich mich vorne im Läuferfeld behaupten und schnell war klar, dass kein RUN2 Team vor uns war. Dies wurde uns dann auch bei der V1 Eibsee-Bahn bestätigt. Stark, das Team xc-run.de an vorderster Front. Mit guter Laune ging es anschließend weiter zum ersten intensiveren Anstieg bis hin zur V2 bei der Gamsalm. Hier wurde beim Uphill schnell klar, dass ich heute mehr Dampf im Kessel hatte als mein Partner. Was nun? 

  • Wie verhalte ich mich mit der komfortablen Situation als Zugpferd?
  • Mach ich Martin Stress, sodass ich ihn abschieße?
  • Lasse ich ihm sein Tempo gestalten und passe mich an?

Nach dem darauffolgenden schnellen Downhill in Richtung Ehrwald, zu der verlegten V3 Station, kamen wir zum letzten und entscheidenden Anstieg hoch, dem Schachtkopf. Auf diesem Teil der Strecke wartete meine Frau, um uns mit frischen Gels und Getränken zu versorgen. Sie erwähnte nebenbei beim Boxenstopp, dass uns 2 Teams dicht auf den Fersen sind. „Geschätzte zwei Minuten“ meinte sie. Nun musste ich entscheiden das Tempo hochhalten, auch wenn es dadurch für Martin die Hölle werden würde oder lieber rausnehmen und dadurch riskieren, dass die Verfolger wieder Sichtkontakt haben und sie ihre Chance wittern?

So habe ich mich kurzerhand für die Wahl der Peitsche entschieden und versuchte das maximale aus dem superstark kämpfenden Martin herauszuholen. Jedoch forderte dies seinen Tribut und Martin hatte am höchsten Punkt der Strecke starke Krämpfe. Nach kurzem Dehnen und gutem Zureden ging es aber doch wieder erwarten richtig flott den letzten Downhills entgegen. Mit 24 Minuten herausgelaufenen Vorsprung im Gepäck und Pfeffersen in den Armen ging es Freude strahlend und glücklich über die Ziellinie in Nassereith. Martin hat heute das Level seiner Schmerzgrenze ein klein wenig nach oben verschoben und darauf bin ich sehr stolz.

Mit Teamspirit über die Alpen (Sicht Martin Tag 2)

Puhh, was für ein mega Event, was für ein klasse Teamspirit, was für ein Kampf, was für ein Spaß, was für ein Sieg, alles neue gigantische Erfahrungen & Emotionen. Viele meiner Gedanken, die ich in der Nacht von Sonntag auf Montag sammeln durfte, stimmten mich extrem positiv auf die zweite & finale Etappe des GORETEX Transalpine RUN2 ein. Es hat sich definitiv gelohnt die Belastungsgrenze anzuheben und „im fokussierten Tunnel“ mit dem Einpeitscher Kraus am Limit zu laufen. Dass es kein Zuckerschlecken werden würde, die starke Trailrunkapelle mit Daniel am TAR zu unterhalten, war mir klar, jedoch nicht, dass es zugleich so viel Spaß machen würde. Auch oder genau deshalb, weil mich vor allem mein besagter Teampartner enorm forderte und mich nie zur Ruhe kommen ließ. 

Am frühen Morgen, beim Frühstück, vor der zweiten Etappe von Nassereith zum 28km entfernten Imst, schmiedeten wir den Plan für das anstehende heutige Trail-Race. Eine kurze und knackige Piste bestückt mit Verpflegungsstationen, aufgeteilt auf einen harten Anstieg von ca. 15km und einen lang gezogenen Abstieg mit leichten Gegenanstiegen bis nach Imst. Alles in allem warteten dabei 27km mit vielen langen und schönen flowigen Trails, kurze asphaltierte- und nur wenige unbeliebte Forststraßenmeter mit 1.400 Höhenmeter auf uns. Wegen der starken Regenschauer der letzten Tage wurde die Spielwiese für uns Trailrunner jedoch etwas abgeändert. V2 wurde verschoben und die Strecke insgesamt um 3km und ein paar Höhenmeter überarbeitet, um den Weg zur Ziellinie für die Läufer passabler zu gestalten.

Der aus der Frühstücks-Diskussion resultierende Plan hieß „Attacke“. Wir wollten den erarbeiteten Vorsprung nicht bequem über die Linie tragen, sondern ihn mit etwas Risiko weiter ausbauen und dabei weiterhin mit ordentlich Spaß im Gepäck die Trails rocken. Grund dieses letztendlich einstimmig auserkorenen Schlachtplans waren die einwandfreien Zustände unserer Motoren und Gelenke. Alles war eigentlich Tip Top in Schuss. Keine Verhärtungen, keine Verklebungen, keine drastischen Muskelkater… und somit war auch kein Ölwechsel vor dem Start mehr nötig.

Das dies jedoch trotzdem kein Kindergeburtstag werden würde, sollte vor allem mir bewusst werden. Bereits beim Ersten Anstieg lagen wir den 7-Tages-Etappen-Läufern, um Moritz auf der Heide und seinem Partner im Nacken. Bis hin zur V1 am Parkplatz Sinnesbrunn nahmen wir diese Position ein. Jedoch spielte von da an mein Kopf nicht mehr ganz so mit, wie ich es gerne gehabt hätte. Aus unerklärlichen Gründen konnte ich die PS nicht mehr auf die Strecke bringen. Der Fokus lag nicht mehr am eigentlichen Vorhaben. Entschied sich mein Kopf für den bequemen Weg die letzten Kilometer runter zu spulen? Konnte ich mit dem Vorsprung nicht umgehen? Auch nach einigen aufputschenden Worten von Daniel bis zur V2 ging nicht viel mehr vorwärts als normal. Ich bemerkte das dies dem ehrgeizigen Daniel gar nicht so passte. Als ich dann noch einen Anruf seiner Frau entgegennahm wurde die Stimmung kurzerhand etwas rauer. Angepasst an mein Tempo liefen wir im letzten Teil der Stecke über die Forststraße und dem anschließenden Downhill der Ziellinie in Imst entgegen. 

Stolz und mit großer Freude über den errungenen ersten Platz beendeten wir die letzte Etappe des von Plan B in die Welt gerufenen RUN2. 

Fazit: 

Jeder hat mal einen starken oder schwachen Tag. Niemand kann täglich sein Limit voll ausschöpfen. Die enorme Stärke eines Teams bei solchen Wettbewerben ist nicht der Skillsfaktor des einzelnen. Mehr die individuelle Anpassungsfähigkeit, der Kopf und die Abstimmung mit dem Trailpartner sind entscheidend. Die Kommunikation und der Spaßfaktor sind dabei zwei magische Faktoren, die ein Team mit sich bringen sollte, um bei solch einen Event an den Start zu gehen. Kleine taktische Raffinessen, lässige Sprüche oder auch die besagte Peitsche helfen den Teamspirit die gesamte Zeit, auch bei enormer Auslastung hoch zu halten. Natürlich gelingt dies nicht immer. Einbrüche kommen und gehen. Ziel ist es diese gemeinsam zu kontrollieren und zu beheben. Es hat ordentlich Spaß & Laune gemacht, gemeinsam als gefundenes und eingespieltes Team ein zwei Tages-Etappen-Event zu bestreiten. Das wir diese Erfahrungen auch noch beim Transalpine Run erleben haben dürfen macht das Ganze noch wertvoller. Schönster Nebeneffekt waren natürlich die zwei Etappensiege und der daraus resultierende Gesamtsieg des erstmalig stattgefundenen RUN2.

Wer weiß, vielleicht sieht man das Team Kraus & Pfeffer live und in Farbe noch des Öfteren gemeinsam die Events rocken 😉

Die Magi des TAR ist auf jeden Fall auf uns übergesprungen und ein wenig neidisch schielen wir noch auf die Läufer des 7 Tage-Rennens.

Überblick:

Etappe 1: Garmisch – Nassereith: 44km 2.500hm = 5:04h

Etappe 2: Nassereith – Imst: 27km 1.400hm = 2:55h

Gesamt:   Garmisch – Imst 71km 3.900hm = 7:59h