Matterhorn Ultraks 2018: Ein emotionales DNF

Christian Mayer beim Matterhorn Ultraks 2018 © Christian Mayer

Gore Wear XC-RUN.de Trailrunning Team Athlet Christian Mayer über sein emotionales DNF bei einem der schönsten Trail-Rennen der Welt.

Vorwort

Wenn man einem Kind ein leeres Blatt Papier hinlegt und es damit beauftragt einen Berg zu zeichnen, dann kommt unweigerlich die Silhouette des Matterhorns dabei heraus. Dieser Bergstock ist vermutlich das Sinnbild aller Berge und der steingewordene Traum vieler Bergsportler. Das Horu ist für mich persönlich einer von ungefähr einer Handvoll Berge, die ich in meinem Leben sehen möchte. Dies umschreibt in etwa meine Gefühlswelt wenn ich den Namen Matterhorn höre.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir bereits im Zug in Richtung Heimat. Meine Frau Christine ist eingeschlafen. Das hinter uns liegende Wochenende war aufregend, abenteuerlich, atemberaubend, aber auch kräftezerrend. Ich blicke aus dem Fenster und verabschiede mich von der vorbeiziehenden wunderschönen Schweizer Bergwelt. Mein DNF vom Vortag schmerzt immer noch. Ich habe es mir nicht leicht gemacht und innerlich spiele ich alle Möglichkeiten durch, obwohl es an dieser Entscheidung nichts mehr zu rütteln gibt. Als ob sie mir sagen wollte alles richtig gemacht zu haben, holt mich meine schmerzhaft pulsierende Sehne aus meiner Gedankenwelt wieder zurück.

 

Rückblick

 Als mich vor rund zwei Monaten unser Chefredakteur Markus fragt, ob ich beim Matterhorn Ultraks starten möchte, sage ich ohne zu überlegen sofort zu. Ein Lauf am Fuße dieses weltberühmten Berges ist schon immer ein Traum von mir und diese Gelegenheit wird sich so schnell nicht wieder bieten. Ich entscheide mich kurzentschlossen für die Sky Distanz mit einer Länge von 49 km und 3.600 Höhenmetern, da mir diese Streckenanforderungen mittlerweile vertraut sind und ich unbedingt diesen Streckenteil zum Gornergrat laufen will. Die Zwischenetappe Gornergrat liegt auf einer Höhe von knapp über 3.100 m und damit auf einer Seehöhe die ich bis jetzt noch nie erlebt habe.

Allerdings steht für mich fest, dass ich dieses Erlebnis gemeinsam mit meiner Frau genießen will, da sie die ganzen Jahre meiner Laufleidenschaft immer wieder zurücksteckt und sehr viel Verständnis für mich und meinen Sport aufbringt. Dieses Wochenende soll ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit werden. Nachdem auch meiner Schwiegereltern zustimmen sich um unsere Kinder zu kümmern, steht einem zweisamen Wochenende nichts mehr im Wege. Aufgrund der großen Entfernung nach Zermatt und der hoffentlich stressfreien Anreise entscheide ich mich dazu die Bahn zu nutzen.

Die Vorbereitung auf diesen Lauf verlaufen mehr als holprig. Der Walser Ultra Ende Juli war mein letzter Wettkampf den ich erfolgreich abschließen konnte. Allerdings war die Belastung für meinen Sehnen- und Bandapparat sehr hoch, so dass sich eine Woche später leichte Schmerzen an einer der Sprunggelenkssehnen zeigen. Ich tue dies als kleines Wehwehchen ab und trainiere in unverminderter Härte weiter. Das soll sich bitter rächen und ungefähr drei Wochen vor dem Matterhorn Ultraks stelle ich fest, dass es so nicht mehr weitergeht. Mittlerweile kenne ich meinen Körper ganz genau und ich weiß das es sich bei diesen Schmerzen um eine starke Entzündung handelt. Sofort hole ich alle homöopathischen Mittelchen aus unserem Arzneimittelschrank und ich benachrichtige meinen Physiotherapeuten. Dieser fackelt nicht lange, ermöglicht mir viele Termine und kümmert sich um meine neue Schwachstelle. Er macht mir aber zugleich unmissverständlich klar, dass es sich hierbei aufgrund der Kürze der Zeit um eine Gratwanderung handeln wird und ich vermutlich nach dem Lauf mit der Therapie wieder bei null anfangen muss. Um meinen guten Trainingszustand einigermaßen halten zu können, entstaube ich mein MTB und beginne mit Alternativtraining. Zu allem Überfluss hole ich mir zwei Wochen vor dem Ultraks dabei eine Erkältung, so dass ab diesem Zeitpunkt an eine sportliche Betätigung nicht mehr zu denken ist. Dieser doppelte gesundheitliche Rückschlag nagt an meiner Psyche und der persönliche Druck steigt immens. Ich muss unbedingt wieder einigermaßen fit werden, da der Ultraks einer meiner Saisonhöhepunkte werden soll. Die Erkältung bekomme ich in den Griff und der Physiotherapeut meines Vertrauens kümmert sich um meine Sehne, so dass ich gegen Ende der Ultrakswoche bei normaler Gehbelastung schmerzfrei bin. Einen Laufversuch will ich erst gar nicht unternehmen, um das Therapieergebnis nicht unnötig noch auf den Prüfstand zu stellen. Auch ansonsten verläuft die abschließende Vorbereitung für mich in gewohnter Manier ab. Samstag vor dem Wettkampf erfolgt die Umstellung auf die Low Carb Ernährung und endet am darauffolgenden Donnerstag mit dem Carboloading.

Alle Zweifel werden an diesem Tag von der Vorfreude auf das Wochenende in Zermatt überlagert. Am Ende eines schönen gemeinsamen Tages bringe ich unsere Kinder zu den Schwiegereltern. Als meine Frau von der Arbeit heimkehrt, erwarte ich sie bereits und gemeinsam fahren wir mit dem Auto nach München.

 

Backpacking Trip nach Zermatt

 Das gemeinsame Abenteuer beginnt nun und so stehen zwei Bayerwädler mit müden Augen und vollbepackten großen Rucksäcken am Freitag um 3:00 Uhr morgens am Hauptbahnhof und warten auf den ICE in Richtung Stuttgart. Dort angekommen, geht es nach kurzer Wartezeit für uns beide im IC weiter in Richtung Zürich und da mittlerweile der Morgen dämmert, können wir auch die Aussicht auf die vorbeiziehenden unterschiedlichen Landstriche genießen. Als wir die Grenze zur Schweiz passieren, sind wir zunächst etwas enttäuscht. Uns ist im Vorfeld nicht bewusst, dass gerade die Nordschweiz von der geographischen Struktur her relativ niedrig ist. Als wir schließlich nach einem weiteren Umstieg im Zug nach Visp sitzen und am Thumser See vorbeikommen, wird auch die umliegende Bergwelt eindrucksvoller und unser Grinsen wird immer breiter. Die letzten Kilometer fahren wir von Visp in der Gotthard-Matterhorn-Bahn in Richtung Zermatt und endlich bekommen wir die für die Schweiz berühmte Bergwelt zu sehen. Die Gipfel werden immer mächtiger und höher. Wir werden immer stiller und geniessen diesen atemberaubenden Ausblick auf eine vorher noch nicht gesehene Bergwelt. In Zermatt angekommen holte uns die Realität wieder aus unserer Heidi-Gedankenwelt zurück. Am Bahnhof wuselte es nur so von verschiedenen Nationalitäten mit ihren unterschiedlichen Sprachen. Ich weiß zunächst nicht, ob mich das mehr faszinieren oder erschrecken soll. Schnellen Schrittes verlassen wir den Bahnhof, blicken nach ein paar Schritten umher und da ist es – gewaltig, prächtig, aber leider mit einer Wolkenkrone versehen – das Matterhorn! Mit offenen Mund stehe ich da und kann mich von diesem Anblick nur schwer wieder losreißen.

Wir gehen zum reservierten Hotel, checken ein, legen unser Gepäck aufs Zimmer und machen uns sofort wieder auf dem Weg in den Ortskern. Ein erster Blick in die Karten der unterschiedlichen Restaurants lässt uns auch staunen. Das Preisniveau ist doch wesentlich höher als wir es von zuhause gewohnt sind. Aber Zermatt erlebt man nicht alle Tage!

Am Eventgelände hole ich meine Startunterlagen ab und wir schauen am Scott- Stand vorbei. Nach vielen unterhaltsamen Gesprächen mit bekannten und bisher unbekannten Gesichtern machen wir uns mit Zermatt bekannt und suchen uns ein Lokal um etwas zu Essen. Eigentlich sollte dieser Tag ja der vermehrten Aufnahme von Kohlenhydraten dienen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, als würde ich mehr verbrennen als zu mir nehmen. Zu aufregend und zu faszinierend ist Zermatt mit seinen unterschiedlichen Seiten. In unserer Vorplanung hatten wir ursprünglich noch vor zum Sunnegga mit der Bergbahn zu fahren und die Zielankunft des Verticals zu bestaunen, aber zu groß ist der Hunger und zu müde sind wir von der vorangegangenen schlaflosen Nacht. Aus diesem Grund gehen wir nach dem Essen zurück zu unserer Unterkunft und lassen den Abend mit dem betrachten des mittlerweile fast unverhüllten Matterhorns ausklingen.

 

Das Rennen und ein unausweichliches DNF

 

Früh klingelt der Wecker und nach dem Frühstück machen wir uns sofort auf dem Weg zum Start-/Zielgelände. Unsere Rollenaufteilung ist an diesem Tag klar geregelt – ich bin zuständig für das Laufen und Christine für schöne Aufnahmen die zum einen in diesem Bericht Verwendung finden und die zum anderen unseren gemeinsamen Erinnerungsschatz für die weniger sonnigen Stunden des Lebens bereichern sollen.

Die Einteilung der Startaufstellung erfolgt in Blöcken nach der angegebenen vermutlichen Zielzeit. Dieser Umstand war mir bei der Anmeldung nicht bewusst, so dass ich eine vorsichtige Laufzeit mit 7h angegeben habe. Dies bedeutet den Startblock B und unter normalen austrainierten Umständen hätte ich mit dieser Zuteilung gehadert, da man damit bereits nach dem Start ordentlich ackern muss um am späteren Einstieg in den Singletrail nicht anstehen zu müssen. Da ich aber nach zwei Wochen kompletter Pause überhaupt nicht weiß, wie mein Körper auf diese Belastung reagiert, füge ich mich dieser Weisung und reihe mich ordentlich in den Startblock B ein. Noch zwei – drei Bilder für das Familienalbum und schon wird der Countdown heruntergezählt. Das anfängliche Tippeln weicht einem schnellen Schritt und schon verlassen wir das Eventgelände. Sch…, da ist es er wieder, der stechende Schmerz an der Sprunggelenkssehne der sich bei jedem Bodenkontakt wie ein zuverlässiger Schrittzähler meldet. Zunächst nur leicht und ich verschwende keinen Gedanken daran. Jetzt heißt es erst einmal ein ordentliches Rennen hinzulegen und anschließend schauen wir weiter. Der erste Kilometer ist noch flach und verläuft durch das Ortszentrum von Zermatt. Ich schenke mir und meinen Konkurrenten nichts und arbeite mich nach vorne. Da ist eine Lücke links und da eine rechts, die ich sehr schnell ausfülle und mich so nach vorne durchkämpfe. Ich fühle mich mit Ausnahme des Schmerzes pudelwohl. Endlich wieder laufen, endlich wieder fighten. Ich fühle mich wie ein Boxer der einen schnellen KO- Sieg anpeilt. Die Angst zu Beginn zu überpacen habe ich in diesem Moment nicht. Zu gut geht es mir und endlich geht es bergauf. Zunächst über Asphalt und dann ein langgezogener relativ steiler Forstweg. Ich grinse in mich hinein und mache Position für Position gut. Meine alte Stärke beim Uphill hat mich nicht verlassen und die Startnummern der Konkurrenten verraten mir, dass ich mich mittlerweile schon mitten im Feld des A- Blockes befinde. Den dritten Kilometer mache ich trotz der bereits erledigten 270 HM immer noch in einer Zeit von 6 min. Das ist perfekt für mich, aber der stechende Schmerz wird von Schritt zu Schritt immer stärker. Bei Kilometer 4 wird mir trotz aller Lauffreude klar, dass dieser Lauf aufgrund meiner Sehne ein vermutlich sehr langer werden wird. Meine neue Strategie lautet gerade jetzt alles in die Waagschale zu werfen und auch den größten Teil meines Energiespeichers zu nutzen, da ich den Großteil des Rennens vermutlich in gehender Weise absolvieren werden muss. Nun wird es etwas flacher und der steile Anstieg weicht einem flowigen Singletrail. Ich versuche noch etwas mehr Gas zu geben, aber so sehr ich mich anstrenge, kann ich mein Tempo nicht halten und muss nun meinerseits dabei zusehen, wie ich von einem nach dem anderen wieder überholt werde. Die Sehne hat sich mittlerweile durchgesetzt und ein kompletter Bewegungsspielraum des linken Sprunggelenks ist nicht mehr möglich. In einer geeigneten Felsnische halte ich kurz an und massiere und bewege den betroffenen Bereich. „Hey Christian“ ruft Hagengruber Tom überrascht, als er um diese Steilstufe biegt und mich in dieser Nische sieht. Gerne wäre ich ihm jetzt hinterher, aber der Fuß erlaubt in diesem flachen Bereich kein schnelles Tempo mehr. Endlich geht es wieder bergauf und siehe da, ich kann mein Tempo halten und mach somit im Gegensatz zu den anderen Läufern wieder einige Positionen. So traurig wie der derzeitige Zustand des Sprunggelenks auch ist, so sehr freut mich der Umstand, dass ich mich auf die Leistungsfähigkeit meines Herz-Kreislaufsystems verlassen kann und meine Lungen sehr viel Sauerstoffreiche Luft für meinen Körper bereithalten. Ach verdammt, wenn ich nur könnte – kreist es momentan in meinem Kopf und schön langsam beginne ich damit sämtliche Möglichkeiten des Handelns durchzuspielen. Derzeit favorisiere ich immer noch die Variante bis zum Gornergrat soweit wie möglich bei den Uphills viele Plätze gut zu machen und bei den anderen Streckenteilen Schadensbegrenzung zu betreiben.

Nach 58 min passiere ich die erste Verpflegungsstelle am Sunnegga und zur Verwunderung aller Anwesenden ziehe ich im weitem Bogen daran vorbei und lasse diese aus. Zu wichtig ist mir das schnelle vorankommen und mein Energiespeicher fühlt sich noch ordentlich gefüllt an. Nach einem kurzen Downhillstück geht es zum Glück wieder bergauf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mittlerweile die ersten 10 Kilometer mit knapp 1.000 Höhenmeter erledigt habe und mich sehr gut in der Zeit befinde. Aber diese Sehne gibt einfach keine Ruhe. Ich hatte gehofft, dass sich dieser Zustand mit der Erwärmung des Gelenkes schließlich einigermaßen beruhigen würde. Aber weit gefehlt. Die Schmerzen werden mehr und mehr. Zwischen Kilometer 11 und 12 muss ich mir gegenüber schließlich so ehrlich sein, dass es heute für mich nichts zu gewinnen gibt. Was sollte ich nur tun? Unendlich viele Gedanken kreisen bei mir im Kopf. Aufgeben? Niemals! Ich gebe nicht auf!!! Zu Ende gehen? Aber was ist, wenn ich die Sehnenstruktur dadurch nur noch weiter zerstöre? Ich habe dieses Jahr noch ein paar Rennen, die mir am Herzen liegen! Der Arberland Ultratrail steht an und zumindest meinen 2.Platz meiner AK möchte ich verteidigen. Aber aufgeben??? DNF??? Ich habe mich immer vor diesem Moment gefürchtet und nun war dieses Schreckgespenst ganz nah bei mir. Ein DNF – macht man es sich dann bei den nächsten Rennen nicht zu einfach aufzugeben? Ich will diese psychische Bürde nicht tragen! In meiner Gedankenwelt reift schön langsam der Entschluss heran:

  1. Ich gebe nicht auf, das bleibt dabei!
  2. Ich beende das Rennen für mich persönlich erhobenen Hauptes am Gornergrat vorzeitig.

Für viele ist es nur eine Formulierungssache, ein Rennen aufzugeben oder ein Rennen vorzeitig zu beenden. Für mich ist das psychologisch ein großer Unterschied. Ich bin mit mir selbst im Reinen wenn ich aufgrund körperlicher Beeinträchtigung die ich nicht zu verantworten habe, ein Rennen vorzeitig beende.

Diese schmerzhafte Entscheidung hat für mich nun auch eine Art befreiende Wirkung. Die letzten Kilometer bis zum Gornergrat ist für mich wie eine Reinigung der Seele. Ich registriere keine Konkurrenten mehr. Ich genieße die Schweizer Bergwelt, diese unberührte Natur und nehme jeden Atemzug mit dieser reinen Atemluft bewusst war. Während müde Gesichter diesen langen Serpentinentrail Schritt für Schritt mühsam bewältigen, erobere ich eines der letzten Plateaus vor Erreichen des Grates im direkten Anstieg. Ich drücke mit voller Kraft meine Stöcke abwechselnd in den Boden und drücke mich sicheren Schrittes Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Ich bin überrascht von meiner eigenen Stärke. Die so angepriesene immer dünner werdende Luft verspüre ich nicht als Hindernis und während ich in teils kreidebleiche Gesichter blicke, geht es für mich nur vorwärts. Bei Kilometer 15 ist der Gornergrat bereits in Sichtweite. Nur noch ca. 1,5 km trennen mich von meiner persönlichen Ziellinie. Mit Erreichen einer Steilstufe präsentiert sich das Matterhorn in voller Schönheit. Da mein eigenes Rennen bald beendet sein wird, verlasse ich die Strecke und lasse die anderen Läufer vorbeiziehen. Dieser Anblick des Matterhorns muss ich unbedingt photographisch festhalten. Anschließend verpacke ich wieder alles ordentlich und will mich nun auf den Grat begeben. Dabei fällt mein Blick auf die andere Seite. Mir fehlen sprichwörtlich die Worte über das was ich jetzt erblicke. Ich sehe das Monte Rosa Gebiet mit einer scheinbar unverletzlichen Gletscherwelt. Dieser Anblick zieht mich in seinen Bann, so dass ich nochmals stehenbleibe und zunächst einfach nur staunend schaue. Die letzten Meter über den Grat versuche ich überhaupt nicht mehr zu laufen. Voller Ehrfurcht vor dieser Schönheit gehe ich Schritt für Schritt und nehme jeden Blick auf diese faszinierende Umgebung wahr. Kurz vor der Zeitmessung sitzen an einem vorgelagerten Felsen eine Handvoll Zuschauer, die uns Läufer lauthals anfeuern. Einer aus dieser Gruppe will mich ebenfalls unterstützen und ruft mit schönen Schweizer Dialekt: „Hey Christian, auf geht`s! Du siehst ja noch gut aus. Gleich gibt es was zu essen und dann geht es weiter“. Er kann ja nicht wissen, dass ich gleich mein persönliches Rennen beenden werden. Nach der Zeitmessung entdecke ich Christine, die noch ein paar Bilder von mir macht. Noch kann ich lächeln, aber schon jetzt spüre ich wie die ersten Tränen meine Wangen herunterlaufen. Ich bin überwältigt von diesem Ort und endlos traurig, dass es nun für mich zu Ende sein soll. Christine fragt mich, wie es mir geht und unter Tränen antworte ich ihr das ich jetzt das Rennen beende. Ich suche an der Verpflegungsstelle einen Verantwortlichen auf und sage ihm, dass ich aufhöre. Dieser fotografiert meine Startnummer und sagt, dass nun alles vorbei ist. Er bemerkt meine Enttäuschung und sagt: „Aber Du bist doch noch super in der Zeit, willst Du nicht weiter machen?“ Ich nicke ab, bedanke mich und gehe mit Christine in die Bergstation. Dort fühle ich nur noch endlose Leere. Ich entferne die Startnummer, ziehe mich um und ab jetzt bin ich nur noch einer von unendlich vielen Touristen am Berg. Christine bringt mir noch einen Kaffee und anschließend fahren wir zurück ins Tal. Dadurch hab ich die einmalige Gelegenheit mit der Gornergrat-Zahnradbahn zu fahren, aber nur zu gern hätte ich darauf verzichtet.

Gemeinsam machen wir uns noch einen schönen Tag in Zermatt und besuchen noch den Matterhorn Glacier auf 3.800 m Höhe. Dieser Ausblick von dort oben ist atemberaubend und dennoch kann mich dies alles nicht über die persönliche Enttäuschung hinwegtrösten.

Jetzt, beim Schreiben dieses Berichtes kommen sie wieder, spüre ich wieder die Tränen, die über meine Wangen laufen. Ich bin unendlich enttäuscht und weiß dennoch, dass dies die richtige Entscheidung war.

Abschließend möchte ich mich ausdrücklich bei Scott Sports bedanken, die meiner Frau und mir dieses unvergessliche Erlebnis überhaupt erst ermöglich haben!

Außerdem bedanke ich mich von ganzen Herzen bei Niklaus, der alles für uns so hervorragend organisiert hat und unser persönlicher Ansprechpartner vor Ort war!

Vielen Dank dafür!!! Gerne hätte ich mich mit einem erfolgreichen Finish dafür bedankt!

Ich hoffe, dass ich diese Gelegenheit noch einmal erhalte und das nächste Mal topfit an der Startlinie stehe. Und dann gibt es ein Finish unter 7h ?

An alle Trailrunner die diesen Bericht lesen und sich Gedanken über die Laufsaison 2019 machen. Auch nächstes Jahr findet ein Matterhorn Ultraks statt und alle die einen unvergesslichen Lauf in atemberaubender Natur erleben möchten, kann ich diesen Lauf nur wärmstens empfehlen!