Ötzi Trail Run 2022: Schmuddelwetter am Sonnenberg - xc-run.de Trailrunning

Ötzi Trail Run 2022: Schmuddelwetter am Sonnenberg

xc-run.de Athlet Marc Soh startete beim Ötzi Trail Run in die Saison 2022. Frühzeitig informierte der Veranstalter und das Gesicht des Events, Daniel Jung (HIER geht es zum Pre-Race-Interview), darüber, dass der Sonnenberg am Veranstaltungstag und die Tage zuvor nicht so sonnig sei. Im Gegenteil, die Regenjacke wurde zur Pflichtausrüstung und sogar Grödeln wurden als Empfehlung ausgesprochen. Aus dem Event Motto „rock the sunny mountain“ wurde kurzerhand „rock the snowy mountain”, denn oberhalb von 800 m war der Schnee deutlich zu sehen, auf ca. 1500 m stand man in circa 10 cm tiefen Schnee, welche Auswirkungen dies auf den Lauf unseres Athleten Marc Soh und das restliche Teilnehmerfeld hatte und ob die Stimmung darunter litt, erfährst du hier.

Kein Aprilscherz

Am ersten April trat ich meine Reise in die malerische Stadt Naturns in Südtirol, Italien an, immer noch in der Hoffnung die letzten Posts und Meldungen der Veranstalter seien ein lang geplanter Aprilscherz, denn das Wetter welches ich bei der Anmeldung erwartet hatte. Schon Tage vor dem Start meldete der Veranstalter, dass das Wetter nicht wirklich zum Event Motto „rock the sunny mountain“ passt. Denn der Sonnenberg sollte am Veranstaltungstag in Schnee, Regen und Wolken gehüllt sein. Dennoch strotzte ich nur so vor Motivation. Ich hielt die erste Startnummer der Saison in den Händen. Hat sich das Training der letzten Wochen gelohnt? Wie werde ich mich schlagen?

Wenn der Fokus kickt

Wir springen ein wenig in der Zeit, nach einem entspannten und kurzweiligen Freitagabend erwache ich in meinem Auto auf dem Feldbett, welches ich mir im Rückraum aufgebaut hatte, die Nacht war bitterkalt, der Schlaf war unruhig aber letztlich stört mich dies nicht, meine Gedanken sind nach dem Öffnen der Augen zunächst bei meiner Familie zu Hause, eine kurze WhatsApp, dann richtet sich der Fokus auf das Rennen, während ich eine große Schüssel Müsli in mich hineinstopfe schau ich mir, zum gefühlten tausendsten Mal, die Strecke und das Profil an. Ich plane akribisch zu welchen Zeitpunkten ich mich mit meinen Gels verpflege, ich prüfe erneut, ob ich meine Pflichtausrüstung komplett habe und ich visualisiere mein Rennen. Mein Telefon vibriert, eine Sprachnachricht meiner jüngsten Tochter, der letzte Boost vor dem Rennen, mit den magischen drei Worten im Ohr und einer anständigen Packung Alter Bridge (Metalingus) spaziere ich zum Start.

Das Rennen

© Marseiler Jonas

Es werden zwei Distanzen angeboten, der Sunny Mountain Trail – 30 Kilometer (dies Jahr auf einer Alternativstrecke wegen des Wetter) und das Naturns-Skyrace – 15 Kilometer. Ich bestritt das Skyrace als Season-Opener 2022. Nun stehe ich im Startbereich, dieser ist noch nicht wirklich gefüllt, bis auf Kimi Schreiber, Jojo Klein und eine Handvoll anderer Läuferinnen und Läufer befindet sich dort kaum einer. Der Ansager verkündet, dass es noch 10 Minuten bis zum Start sind, der Block füllt sich. Einen Moment lang macht sich Nervosität in mir breit, ich bin kein Fan davon, also versuche ich wieder gedanklich in den Fokus zu kommen, in einen Tunnel und stelle mir vor wie in wenigen Minuten der Startschuss fällt.

Ein Knall ertönt, jetzt ist er wirklich gefallen der Startschuss, jetzt geht es auf die Strecke, die ersten drei Startreihen brechen nach vorn, ich kontrolliere mich, checke die Uhr und die Pace regelmäßig. Die ersten 700 Meter sind auf Asphalt und Schotterwegen, aber es geht sofort bergauf, ich habe das Feld im Blick, nach den ersten 700 Metern geht es in einen schmalen Weg, ein Trail, der erste „richtige“ Anstieg und der letzte lange Anstieg. Auf ca. 4,5 Kilometern lässt man hier mehr als 800 Höhenmeter hinter sich. Es sind steile Abschnitte dabei, der Untergrund ist teils mit Steinen und kleinen Felsen durchsetzt und ab und an kann man durch die Bäume einen Blick ins Tal erhaschen.

Es ist immer noch trocken, zumindest von oben, doch dann nach ca. 500 bewältigenden Höhenmetern wird es kälter, man läuft auf Schnee, dennoch ist alles gut „laufbar“ wobei ich schon sehr früh zum Power-Hiking gewechselt bin, nach und nach sammeln mich italienische Läuferinnen und Läufer ein, ich bleibe ruhig und halte mich an meinen Plan: „Im Uphill kann ich nichts holen, warte auf den Downhill„ – die letzte Straßenkreuzung ist erreicht, der Checkpoint ist in Sicht, die Helferinnen und Helfer dort sind guter Stimmung ich streife über die Matte der Zeitnahme und nun beginnt ein welliger Ritt vorbei am Grubhof, auf tollen verschneiten Trails mit rutschigen Downhills, dort ließ ich es noch verhalten angehen, die zwei Läufer und eine Läuferin vor mir stürzten mehrfach, niemand kam zu Schaden aber es machte deutlich, dass etwas mehr Tempo und ein Funken weniger Achtsamkeit einem schnell den Boden unter den Füßen wegzog. In dieser Gruppe liefen wir durch einen weiteren Hof auf ca. 1500 Metern vorbei an der antiken Gondel und dann letztlich den langen Downhill zu beginnen.

Nach der Verpflegungsstelle an der Unterstellbahn begann also der lange Downhill mit einigen rutschigen und leicht technischen Passagen Richtung Ziel. Diese 5 Kilometer waren wohl die spaßigsten für mich, ich konnte mehrere Teilnehmer und Teilnehmerinnen in diesem Downhill überholen und empfand wirklich pure Freude dabei über das teils leicht technische Gelände zu streifen, den nassen Steinen zu trotzen und dem Grip meiner Schuhe zu vertrauen. Nach dem Downhill und auch schon währenddessen waren immer wieder laufbare flache Passagen. Dort verspürte ich, dass die Oberschenkel einiges an Kraft aufwenden mussten um die Stöße im Downhill abzufedern, aber es lief dennoch gut, die letzten 1300 Meter Trail bevor man sich auf Schotterwegen und Asphalt wieder zurück in die Stadt stürzt hatten es in sich, meine platten Oberschenkel ließen mich, die dort versteckten 100 Höhenmeter spüren und nach und nach kamen ein paar der überholten Läufer und Läuferinnen aus dem Downhill wieder näher. Zwei meiner Mitstreiter waren wirklich noch kurz davor mir den Schneid abzukaufen, doch dann kam der Schlusssprint. Ein Sturzflug Kommando meinerseits und keine Rücksicht auf meine Oberschenkel, in großen langen Schritten zog ich den beiden davon und bog in den Zielsprint ein, ein tolles Gefühl war das dort einzulaufen.

Der Spirit

Als kleines Fazit sei gesagt, egal ob Regen, Schnee oder Sonne, dieser Event lebt durch und mit dem Spirit der Veranstalter, deren Team und rundum Daniel Jung. Die Herzlichkeit, die Dankbarkeit und vor allem die Leidenschaft die Daniel persönlich versprüht, bringt er in dieses Rennen und den gesamten Event ein. Ich sage Danke und komme gerne wieder und freue mich riesig auf die kommende Ausgabe des ÖTZI TRAIL RUN am 01.04.2023.

 

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