Mal schmal, mal etwas breiter schlängelt sich der Panoramaweg vom Gotschnagrat zum Strelapass zwischen 2.200 und 2.300 Metern Höhe. Ich versuche, mit Jasmin Schritt zu halten, was sich nicht gerade als einfache Aufgabe herausstellt. Aber auf diesem wunderbaren Trail fliege ich förmlich dahin.
Davos Klosters, das kennen viele Sportler als Langlaufdestination im Winter, als Bike-Destination im Sommer und nicht zuletzt aufgrund des Swiss Alpine Marathons auch als Trailrunning-Hotspot. Aus dem Swiss Alpine werden nun dieses Jahr die X-Trails. Grund genug, uns mal vor Ort umzuschauen. Ich habe mich am Tag der Anreise mit Jasmin Nunige verabredet. Die frühere Olympia-Teilnehmerin im Skilanglauf ist in Trailrunning-Kreisen bestens bekannt. Sieben Erfolge auf der K78 Distanz bei ihrem Heimrennen in Davos oder der Sieg bei den Infinite Trails 2019 sprechen für sich. Wir treffen uns zusammen mit ihrem Ehemann Guy, der zudem auch ihr Trainer ist, im schönen Sertigtal, das ich bereits aus dem Winter kenne. Die Loipe von Davos bis zum Talschluss ist ein Traum, die Trails dort können es aber durchaus mit der Wintervariante aufnehmen. Leicht ansteigend auf schmalem Weg geht es in Richtung Walserhuus. Bei den X-Trails werden die Teilnehmer der Diamond-Strecke hier auf die letzten Kilometer einbiegen, die sie leicht abfallend ins Ziel bringen.
Wir wollen noch etwas mehr sehen heute und passieren das Walserhuus, in dem man sich auf einer längeren Tour auch gut verpflegen kann, und laufen in Richtung Wasserfall. Dieses kurze Verbindungsstück am Talende ermöglicht uns, einen weiteren Streckenabschnitt der X-Trails zu besichtigen. Denn nach ungefähr 30 Kilometern erwartet die Läufer auf der Langdistanz der fünf Kilometer lange Anstieg hinauf zur Fanezfurgga, bei dem es 700 Höhenmeter zu überwinden gilt. Uns ist heute nur der Einstieg vergönnt, der sich in einer Serpentine durch den Wald zum oberen Ende des Wasserfalls schlängelt. Danach ist die Strecke wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Bis zu den X-Trails wird dann entschieden, ob diese Gefahr durch Sprengung beseitigt oder die Strecke umgeleitet wird. Während wir gemütlich zu unserem Ausgangspunkt zurücklaufen, erzählt mir Jasmin, die im Organisationskomitee der X-Trails vertreten ist, dass auch die Umleitung durchaus ihren Reiz hätte und die Distanz annähernd dieselbe bleiben würde.
Zurück im Hotel genieße ich die große Auswahl an Restaurants und das leckere Essen im Grischa, meinem Quartier für die nächsten beiden Tage. Es bietet sich nicht nur aufgrund seiner überaus zuvorkommenden Mitarbeiter, sondern auch aufgrund seiner zentralen Lage gegenüber des Bahnhofs als Ausgangspunkt für Trailrunner an. Das kommt mir am nächsten Morgen zugute. 20 Meter vom Hoteleingang entfernt, befindet sich einer der beiden Hauptknotenpunkte der Buslinien von Davos. Mit der Linie 4 gelange ich (kostenfrei mit der Gästekarte) innerhalb von acht Minuten zur Talstation der Parsennbahn. Mit Jasmin habe ich mich an der Mittelstation verabredet, um den Panoramaweg auszukundschaften. Sie hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, zu Fuß hier herauf zu laufen. Ich bin ganz froh, mir ein paar Höhenmeter ersparen zu können. Will man den Panoramaweg von A nach B absolvieren, müsste man am Gotschnagrat oberhalb von Klosters einsteigen und bis zum Strelapass circa elf Kilometer zurücklegen. Wem das noch nicht reicht, der gelangt über weitere 13 Kilometer und einem Gegenanstieg von 200 Höhenmetern bis hinunter nach Davos Frauenkirch. Mit Jasmin laufe ich ohne größere Höhenunterschiede zunächst Richtung Gotschnagrat und dann in entgegengesetzter Richtung bis kurz vor dem Strelapass. Der Trail wechselt zwischen schmalem Wiesenweg und felsigem Gelände. Aufgrund der geringen Steigungen ist diese Strecke aber auch für Anfänger laufbar.
Dann hat Jasmin noch einen Termin und flitzt hinunter ins Tal. Wir haben uns aber für den Nachmittag noch einen Abstecher ins Dischmatal vorgenommen. Das Längste der Davoser Seitentäler ist zudem etwas breiter als das Sertigtal und auf dem Talboden lässt sich locker und ohne technische Schwierigkeiten laufen. Entlang des Dischmabachs geht es bis Dürrboden auf der Strecke der X-Trails. 13 Kilometer und 500 Höhenmeter legt man nach dem Start bis hierhin zurück. Der breite Weg bietet genug Platz zum Überholen und die moderate Steigung bereitet Teilnehmerinnen und Teilnehmer langsam auf das vor, was da noch kommt. Das gilt nebenbei bemerkt genauso für alle Trailrunner, die ohne Zeitdruck zum Scalettapass aufbrechen und einfach nur eine längere Tour hinüber ins Sertigtal laufen wollen. Beide Täler werden zudem regelmäßig mit Bussen befahren, so dass die Rückkehr auch bei schwindenden Kräften gesichert ist.
Bis hinauf zum Pass schaffe ich es heute auch nicht mehr und so genieße ich mit Jasmin und Guy den Trail hinter dem Gasthaus Dürrboden, der wirklich alles zu bieten hat vom rauschenden Bach bis zu kleineren Steinstufen. Nach einer kurzweiligen Runde verabschiede ich mich von meinen zwei Begleitern nicht ohne das Versprechen, bald mal wieder in Davos vorbeizukommen. So ganz zu Ende ist mein Besuch in der Region allerdings noch nicht. Am nächsten Morgen biege ich auf dem Nachhauseweg in Klosters ab nach Monbiel. Vom Parkplatz am Ende des kleinen Dorfes aus laufe ich auf dem hinteren Abschnitt des Helsana Trails zunächst steil bergab zur Hängebrücke über die Landquart. Dann geht es weiter auf breit ausgebauten Wegen bis zur Alp Garfiun. Für eine Rast ist es noch zu früh, weswegen ich mich direkt auf den Rückweg mache. Dieser führt etwas oberhalb der Talstraße auf einem Wanderweg vorbei an einem wunderbaren Aussichtspunkt zurück zum Parkplatz. Ohne große technische Anforderungen und konditionell locker für Jedermann machbar, war das der perfekte Ausklang meines Aufenthalts in Davos Klosters, ehe es zurück nach Hause geht.
Vielleicht sehen wir uns ja bei den X-Trails! Wir von xc-run.de sind auf jeden Fall vor Ort! Weitere Infos zum Trailrunning in Davos Klosters findet ihr hier: www.davos.ch