Die beiden Elite-Trailrunner Janosch Kowalczyk und Christian Alles haben sich als Wettkampfalternative 2020 ein ganz besonderes Gemeinschaftsprojekt ausgesucht: Über 420 Kilometer und fast 25000 Höhenmeter auf dem Fernwanderweg GR5 von Nizza nach Chamonix soll es gehen. Eins vorweg: Sie haben beide überlebt und sind wieder glücklich zu Hause gelandet. Janosch berichtet in einer kleinen Artikelserie über Planung, Strecke, die Strapazen, aber auch die zahlreichen Glücksgefühle auf dieser besonderen Reise…
Die ersten Tage
Wir sind Freitag (17.07) ca. 17:00 Uhr in Nizza losgekommen. Die Orientierung durch die Stadt war nicht einfach und es war sehr schwül. Erst als es außerhalb ging war der Weg gut markiert. Trotzdem haben wir uns 1-2 Mal verfranzt. Obwohl Stadtnähe war das Gelände anspruchsvoll und sehr abwechslungsreich. Da wir nur langsam vorangekommen sind, haben wir uns entschieden bis in die Nacht zu laufen. Gegen halb eins in der Nacht haben wir dann einen geeigneten Schlafplatz gefunden und unser Nachtlager aufgebaut. Wir haben beide sehr schlecht und wenig geschlafen (1-2 Stunden) und sind dann um 5:00 Uhr aufgestanden und nach dem Zusammenpacken losgelaufen. Am Ende waren 37km und 1700hm auf der Uhr.
Tag2 /erster voller Tag (55km mit 3100 Höhenmeter): Nach dem Start mussten wir uns erstmal mit einem Müsliriegel zufriedengeben, bis wir gegen 9 Uhr in ein kleines Dorf kamen. Je weiter wir ins Landesinneren kommen, desto schöner und abwechslungsreicher wir die Landschaft. In einem Moment denkst du, du bist im Schwarzwald (nur höher) und im nächsten ist es hochalpin. Der wechselnde Untergrund erfordert viel Aufmerksamkeit. Eine kleine Unachtsamkeit kann zum Sturz führen. In der Regel laufen wir zwischen 1500m und 2500m Meereshöhe! Der letzte Anstieg am ersten vollen Lauftag hat uns noch einmal richtig gefordert (ca. 8 Km und 1400 Höhenmeter). Es hat in Strömen zu regnen begonnen. Steine, Wurzeln und Erde wurden rutschig. Zudem waren wir müde! Oben angekommen haben wir uns entschieden im Refugio de Longen zu bleiben und zu schlafen. Das Essen war richtig gut. Denn ein richtig großes Problem ist die Verpflegung. Es gibt nur sehr kleine Bergdörfer und in den Refugios bekommt man nur essen, wenn man dort schläft. Teilweise haben diese während des Tages jedoch geschlossen. D.h. da wir jeden Tag mehrere Etappen hintereinander laufen, kommen wir manchmal in Dörfer wo es absolut nichts essbares zu kaufen gibt und müssen wieder weiter.
Tag 3 (59 km mit 3200hm): Bei traumhaften, aber kühlem Wetter starten wir gegen 7 Uhr. Wir kommen gut voran und hoffen heute einiges aufzuholen. Der ersten Gipfel auf ca. 2500m haben wir nach 2 Stunden überschritten. Nach ca. 20 km machen wir eine kurze Pause und kühlen unsere Füße in einem Gebirgsbach.
Leider müssen wir auf Grund einer Wegsperrung noch einen Umweg von 3 Km in Kauf nehmen. Trotzdem sind wir guter Dinge heute weiter zu kommen als gestern. Leider verfranzen wir uns auch nochmal 3-4 Km. Wieder auf dem richtigen Weg ist es zu spät die letzte für heute geplante Etappe in Angriff zu nehmen. Auch hier wieder das Problem, dass es keine Dörfer gibt uns somit keine Verpflegung.
Die nächsten zwei Tage waren super. Traumwetter (sonne pur) und Traumstrecken. Trotz Hitze fühlen wir uns gut und im Großen und Ganzen geht es uns auch gut. Heute Nacht haben wir uns entschlossen in einem kleinen Bergdorf zu bleiben und haben auch wirklich mal 4 bis 5 Stunden geschlafen. Wenn der Körper einmal Zeit hat runter zu fahren, merkt man wie fertig man eigentlich ist. Die letzten Tage machen sich bemerkbar, es fängt überall an zu zwicken, aber bisher hält der Körper gut durch.
Die nächsten Tage ist viel Regen vorhergesagt bis hin zu Gewitter. Das ist natürlich in den Bergen sehr schlecht, vor allem da wir uns die nächsten 100km viel über 2200-2400 m Meereshöhe befinden. Wir sind gespannt.
Janosch: „Dienstagabend sind 270km und 15000hm geschafft. Wir dachten es geht etwas schneller, aber das Terrain war speziell am Wochenende sehr steinig und wir kommen langsamer voran als gedacht. Dann wurde es besser, aber die Beine natürlich müder. So können wir unser Tagespensum ungefähr halten :)“
Ab Mittwoch wird es hart
Mittwoch war ein harter Tag. Wir sind früh gestartet und in einen traumhaften Sonnenaufgang hinein gelaufen. Ein perfekter Start in den Tag. Christian hatte den Tag über Magenprobleme und wir mussten darauf achten, dass er nicht ausbrennt. Ohne Kalorien kommt man bei einer solchen Tortur sehr schnell ans Ende. Christian erinnert uns öfter etwas rauszunehmen und viel zu trinken, am besten immer mit Elektrolytpulver.
Am Nachmittag ging es dann wieder und nach einem Essensstop ging es wieder aufwärts. Leider mussten wir dann die Route auf Grund von Gewitter etwas ändern, da wir noch bis auf einen Höhenweg in 2400-2600 Höhe aufgestiegen wären. Das haben wir dann lieber sein lassen. Während des Nachmittags habe ich Probleme mit der Knochenhaut am Schienbein bekommen. Bergab tat es weh und wir haben beschlossen im Tal noch 2-3h zu wandern. Zu unserem Pech kam dann noch strömender Regen hinzu und die letzten 2 Stunden wurden nass ?! Trotz allem bedeutet das für Mittwoch 67km mit 2600 Höhenmeter gelaufen.
Das Ende der Reise
Den Abschluss von Janoschs Reisetagebuch lest ihr im Laufe der nächsten Woche…