Projekt Nizza – Chamonix: Janoschs Reise Teil3 - xc-run.de Trailrunning

Projekt Nizza – Chamonix: Janoschs Reise Teil3

Nizza - Chamonix: ZIEL. 450km und 22000hm geschafft © Janosch Kowalczyk

Die beiden Elite-Trailrunner Janosch Kowalczyk und Christian Alles haben sich als Wettkampfalternative 2020 ein ganz besonderes Gemeinschaftsprojekt ausgesucht: Über 420 Kilometer und fast 25000 Höhenmeter auf dem Fernwanderweg GR5 von Nizza nach Chamonix soll es gehen. Eins vorweg: Sie haben beide überlebt und sind wieder glücklich zu Hause gelandet. Janosch berichtet in einer kleinen Artikelserie über Planung, Strecke, die Strapazen, aber auch die zahlreichen Glücksgefühle auf dieser besonderen Reise…

Erster Teil des Reiseberichts

Das Ende der Reise

Aufgrund der Schmerzen am Schienbein hatten wir beschlossen das Bein öfter in einen Bach zu halten und heute nur zu wandern. Trotzdem haben wir es auf 52 Km gebracht. Ansonsten hatten wir heute wieder traumhaftes Wetter und haben auch das erste Mal den Mont Blanc gesehen, als wir oberhalb von Tignes (bekannter Skiort) einen Pass mir 2700m passiert haben.

Wir sind jetzt Beide doch ganz schön kaputt (vor allem Knie, Knochen und Sehnen spürt man). Insgesamt haben wir jetzt schon ca. 386 und ca. 20000 Höhenmeter gemacht. Jetzt sind noch ca. 70 km zu laufen.

Wir liebäugeln mit dem Ziel Freitagabend, hätten aber noch den Samstag als Puffer.

Die Szenerie und das Leben in diesem Tagen sind wahnsinnig intensiv. Wir haben beide das Gefühl schon ewig unterwegs zu sein. Erklären können wir uns das aus zweierlei Gründen. Wir sind eben schon ewig unterwegs :), d.h. weil die Nächste sehr kurz sind bewegt man sich ständig und sammelt Eindrücke und endlos neue Blickwinkel. Das muss erstmal verarbeitet werden. Andererseits werden die Löcher tiefer in die man fällt. Am ersten Tag scheint alles weit weg. Tag 2-4 fühlt man sich unbesiegbar, weil man merkt es geht jeden Tag 50-60km konstant vorwärts. Die Blessuren sind noch vernachlässigbar.

Mittlerweile wird man hypersensibel was das eigene Körpergefühl angeht. Hier ist es wichtig den Körper gut zu kennen, so dass man das Zwicken der Muskeln, Sehnen und Gelenke einordnen kann und weiß wann es zuviel wird.

Der letzte Tag (Freitag) war nochmal ein hartes Stück Arbeit. Wir sind erst um 9:30 Uhr gestartet, da es in Strömen geregnet hat. Dafür hatten wir uns den Bauch am Frühstücksbuffet vollgeschlagen.

Es waren noch 64km mit 3000HM bis Chamonix und es war klar, wenn wir es durchziehen, dass es Nacht wird bis wir ankommen.

Zu Beginn lief es sehr gut und wir waren sehr motiviert. Mein Schienbein hatte sich über Nacht etwas beruhigt und Ziel war Chamonix.

Im Laufe des Tages hat sich das Wetter verschlechtert. Kälte und Regen haben uns zugesetzt und Christian hätte am liebsten die restlichen Kilometer am Samstag gemacht, ich wollte unbedingt durchziehen. So sind wir noch eine Weile dahin geschlendert. „Nicht nochmal in nassen Schuhen und stinkenden Laufklamotten loslaufen.“ dachte ich mir ständig. Die Verlockung morgen auszuschlafen und das Frühstücksbuffet zu plündern treiben uns an.

Glücklicherweise hat es die letzten vier Stunden aufgehört zu regnen. Bei Sonnenuntergang sind wir quasi über den Berg gekommen und konnten im letzten Licht das erste Mal Chamonix sehen, bis die Sonne hinter dem Mt. Blanc verschwunden war und wir im Schein der Stirnlampen den Abstieg nach Les Houches (Ort vor Chamonix) fortgeführt haben. Noch einmal richtig hart waren die letzten flachen 8 Km von Les Houches nach Chamonix. Die Füße waren aufgeweicht vom vielen Wasser. Wir sehen viele Menschen in beleuchteten Restaurants. Völlig absurd, wenn die Leute wüssten wo wir herkommen.

Gegen 23Uhr kommen wir Chamonix immer näher und einigen uns am ersten Ortsschild mit Aufschrift „Chamonix“ den imaginären Zielbogen aufzustellen.

Das war eine mega intensive Woche. Ich bin richtig froh, dass Christian mich überredet hatte auf das Abenteuer aufzuspringen. Weil es unsicher ist, ob es dieses Jahr noch größere Wettkämpfe gibt bin ich extrem froh um diese Erfahrung. In einer regulären Renn-Saison hätte man sich vermutlich nie in solch ein Abenteuer gestürzt und es war sicherlich nicht das letzte mit Christian!

Bildergalerie

Erster Teil Nizza – Chamonix

Der Autor: Janosch Kowalczyk

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