Transalpine RUN2: Wochenende mit Licht und Schatten

Markus Mingo als Individual bei Etappe 2 des Transalpine Run © PlanB

Ganz genau ein Jahr ist es her, da lieferten Lukas Naegele und ich uns  eine richtige Schlacht auf Trails. Zusammen mit unseren Teampartnern Hannes Namberger und Sebastian Hallmann gingen wir täglich bis an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit und kämpften auf sieben Etappen beim Transalpine Run von Garmisch (DE) nach Brixen (IT) um jeden Meter Boden. Das Ganze gipfelte im knappsten Ergebnis der TAR-Geschichte: Nach sieben Etappen, 260 Kilometern, 16000 Höhenmetern und 29 Stunden Laufzeit lagen wir am Ende gerade mal sieben Minuten auseinander – mit dem glücklicheren Ausgang für mich.

Dreamteam mit Lukas Naegele

Nun stehen Lukas und ich gemeinsam als Team an der Startlinie in Oberstdorf. Der RUN2 ermöglicht es zum zweiten Mal Athletinnen und Athleten, statt der gesamten acht Tage nur Etappe 1 und 2 des originalen TAR zu laufen und in einer „Lightversion“ am Abenteuer Alpenüberquerung teilzunehmen. Wir hielten das für eine gute Idee: Wir wollten Freunde und Bekannte treffen, zwei Tage Spaß auf den Trails haben, dabei aber zeigen, was wir läuferisch so draufhatten. Immerhin gab es beim RUN2 eine separate Wertung.

Magenkrämpfe von Beginn an

Das es oft anders kommt als man denkt merkten wir bereits nach 30 Minuten der 1. Etappe über 39,40 Kilometer und 2.343 Höhenmeter von Oberstdorf im Allgäu (Deutschland) nach Lech am Arlberg (Österreich). Lukas kämpfte von Beginn an mit starken Magenproblemen und quälte sich – nach flottem Start – ab Kilometer acht regelrecht über die Strecke. Nordic Walking war angesagt, verbunden mit leichtem Trab bergab – unterbrochen durch heftige Schmerattacken bei Lukas. Er litt und das gewaltig. Dabei waren die Trails über die Roßgundscharte bis zur Mindelheimer Hütte und weiter zum Schrofenpass ein einziges landschaftliches und läuferisches Highlight. Genießen wie geplant konnten wir es leider nicht. Nach fast vier Stunden Qual waren die Schmerzen zu groß. Lukas entschied sich auszusteigen („Das erste Mal seit der B-Jugend, dass ich ein Rennen nicht beende“) und wir kämpften uns zusammen bis zu VP2 bei Kilometer 29 – wo er ärztlich versorgt und von seinen Eltern abgeholt wurde. Zum ersten Mal bei fünf TAR-Starts lief ich also alleine, als sogenannter Individual-Finisher außerhalb der Wertung weiter und kam nach 5:10 ins Ziel nach Lech. Das ermöglichte mir einen etwas anderen Blick auf den TAR, den ich so noch nicht kannte: Ich holte das Feld von hinten auf, plauderte, sah mir die unterschiedlichen Teams an und bekam nochmal einen guten Gesamteindruck von der Atmosphäre dieses einzigartigen Events.

Individual Runner

Auch am nächsten Morgen musste ich alleine starten. Hier ist es beim TAR Pflicht, sich aus Sicherheitsgründen einem 2er-Team anzuschließen. Meine Wahl fiel auf die beiden starken Schweizer Adrian Zurbrügg und Mike Baumgartner. Adi hatte ich beim Monte Rosa Skymarathon kennen und sehr zu schätzen gelernt und so freute ich mich auf die 2. Etappe von Lech nach St. Anton am Arlberg über 28 Kilometer und 1800 Höhenmeter. Klar, Quäl- und Risikobereitschaft waren nicht bei 100 % – lief ich doch nur noch um die „goldene Ananas“. Trotzdem, oder genau darum tat mir die Etappe mental sehr gut und ich konnte wahrlich jeden Kilometer Trail genießen. Ich bewegte mich zwischen den drei Schweizer Führungsteams und lief nach 3:15h, nach einem atemberaubend schönen Downhill glücklich und zufrieden im traumhaft gelegenen St. Anton ein.

Die Kunst loszulassen

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse ich nun diesen TAR2019. Einerseits wäre ich nach zwei Tagen schon wieder im bewährten Modus „Run, eat, sleep – repeat“ und würde den Rest der Strecke bis Sulden sehr gerne weiterlaufen – zumal ich gesehen habe, dass es wieder ein spannender Wettkampf um das Podium geworden wäre. Andererseits ist es auch mal schön loszulassen, aufzuhören bevor alles weh tut und entspannt nach einem Wochenende mit Licht und Schatten in die Heimat zurückzukehren. Ich konnte sie aufsaugen die Atmosphäre des legendären Transalpine Run – auch wenn ich heuer zwar vor Ort aber nicht wirklich dabei war.