Alternativtraining im Winter: Materialtest „schnelle“ Schneeschuhe

Racing Schneeschuhe von TSL: Symbioz Hyperflex Racing © xcrun.de

Schneeschuhe gibt es, seitdem der Mensch die Notwendigkeit für eine effizientere Fortbewegung im Schnee für Unabdingbar sah. Schneeschuhlaufen als Alternativsport hatten wir euch bereits vorgestellt. Nun heißt es das richtige Material zu finden. Den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nach noch vor Ötzis Süd – Nord „Transalpine Run“, wobei er sich an der ersten uns bekannten und leider auch erfolglosen Alpenüberquerung versuchte. Vermutlich lag sein scheitern am unpassenden „Schuhwerk“.

In der Zeitspanne Jungsteinzeit 4000 vor Christus bis zur Gegenwart hin, hat sich die Grundform in dieser Art der Fortbewegung nicht groß verändert. Jedoch wurde das Material ständig optimiert. Wo früher Birkenäste, Lederlappen und Felle von zum Teil ausgestorbenen Wildtieren den entsprechenden Nutzen brachten, schnallen wir uns heutzutage hochwertige High-Tech Werkstoffe unter die Füße – die reine Fortbewegung zur Nahrungssuche und die schnelle Flucht vor „nicht erlegtem Getier“ mutierte zum Freizeitsport. Ein schöner Sport wohlgemerkt und uns allen bekannt. Mit Luft nach oben für mehr Tempo. Und genau in diese „Nische“ bin ich vorgestoßen – mehr Tempo mit Racing Schneeschuhe von TSL.

Das sagt der Hersteller

Symbioz Hyperflex Racing

Entwickelt für den High-Speed Schneeschuh-Enthusiasten. Extreme Flexibilität für einen natürlichen Gang. Eine hervorragende Kraftübertragung und eine beispiellose Leichtigkeit (320g je Fuß), welche sämtliche Anforderungen für den europäischen und den amerikanischen Vorschriften der Schneeschuhläufe erfüllt.

Passende Schuhgröße: EU 36 – 47

Dimensionen: 54x20cm

Zacken: 2 x 4

Preis: 180 – 200 Euro

Das sagt der Tester

Frau Holle muss ein Faible für den Bayerwald haben. Sie bescherte uns eine geschlossene Schneedecke, zumindest über 800m, welche eine optimale Grundlage für ausgiebige Testläufe der Racing-Schneeschuhe war.

Kurz vorweg – das Teil, bzw. die beiden Teile überzeugen. Angefangen vom Material, dem Gewicht, der Verarbeitung und der Vielseitigkeit. Ich muss zugeben, dass ich anfangs diesen speziellen Schneeschuhen sehr skeptisch gegenüberstand. Viel Plastik, wenig Metall und eine spartanische Schnürung. Aber es funktioniert. Stabilität und Halt sind vorhanden, ebenso Robustheit gepaart mit hervorragendem Flex. Die Entwickler haben sich definitiv Gedanken gemacht. Einzig die erstmalige Anpassung der Schnürung nimmt einige Minuten in Anspruch. Das spätere An- und Ablegen geht, bei eingestellter Fixierung, schneller von der Hand. Der erste größere Unterschied im Vergleich zu klassischen Schneeschuhen, welcher mir sofort auffiel, war das fehlende Gelenk zwischen der Sohle und dem Rahmen. Hierzu später mehr.

Die ersten Meter waren sehr ungewohnt. Aufgrund der Länge müssen für den runden und vor allem zügigen Bewegungsablauf, die Beine stärker vom Boden weg. Ein stärkeres Abwinkeln der Beine bleibt ohne Alternative. Ebenso das Abrollen über die Fußsohle fühlt sich zunächst fremd an. Jedoch gewöhnt man sich dank der genialen Flexibilität, alsbald an das neue Laufgefühl. Auf Stöcke habe ich verzichtet.

Die ersten Kilometer entschied ich mich bewusst für eine feste Schneedecke, die ebenso mit Grödel zu meistern wäre. Grundsätzlich muss man gestehen, das von vornherein keine neuen Bestzeiten in den Schnee gezaubert werden können. Hier sind einfach die Fläche und das zusätzliche Mehrgewicht ein Nachteil. Jedoch ist der Halt bombastisch. Nach kurzer Eingewöhnung war ich gefühlsmäßig dem „runden“ Lauf nicht weit entfernt – zumindest was meine Erfahrung anbelangt. Auch die breite der Schuhe störten nicht.

„Step Two“ – Laufen im Gelände bei Neuschnee empfand ich durchaus anspruchsvoller. Erstens sinken Schneeschuhen ebenso ein und zweitens kam hier der bereits Erwähnte Unterschied mit dem fehlenden Gelenk Sohle / Rahmen zum Tragen. Je schneller der Vortrieb, desto höher wurde der lose Schnee durch das Heck der Fläche hochgeschleudert. Hierzu gab es jedenfalls keine spürbare Einschränkung in der Fortbewegung, jedoch reichte die „Schneeschleuder“ bis zur Hinterseite der Oberschenkel. Ob dies als Manko angesehen werden kann, muss Jeder für sich selber entscheiden. Bei entsprechender Oberbekleidung stört der Schnee nicht und der Witterung angepasste Laufschuhe sind ohnehin ein Muss. Auf jeden Fall sind die Schneeschuhe in den unterschiedlichsten Schneeverhältnissen lauf bar, ohne großartig Energie durch das Einsinken zu verlieren. Definitiv ein großer Vorteil gegenüber Laufschuhen, oder Laufschuhe in Kombi mit Grödel. Entspanntere Touren im gemächlichen Tempo können ebenso absolviert werden. Die Racing Schneeschuhe stehen den klassischen Modellen hierbei nichts nach, vielmehr empfand ich das geringere Gewicht als vorteilhaft.

Fazit

Von Seiten der Intensität empfand ich, besohlt mit den TSL Racing Schneeschuhen, meine kurzen 7km-Hausrunden als gefühlte intensive 10km Läufe. Was ich aber Gottlob nicht als Nachteil sehen kann. Ein intensiverer Bewegungsablauf, das Spiel mit wechselnden Untergrundverhältnissen gepaart mit der überzeugenden Flexibilität und die stärkere Einbindung des kompletten Körpers sind eine sehr gute, vor allem aber eine abwechslungsreiche Möglichkeit für das funktionale Training im Winter – wenn Frau Holle mitspielt.

Text & Bilder: Michael Klingseisen