Wettkampfalternativen für Trailrunner: Fastest Known Time (FKT)

Markus Mingo am Großen Arber © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Die Corona-Krise prägt das Wettkampfjahr der Trailrunner und zahlreiche Veranstalter strichen auf Grund der Einschränkungen durch Covid-19 für 2020 bereits die Segel. Die Skyrunning World Series findet im Moment nur virtuell statt und wird ab Juli komplett eingestellt, der DLV sagte mit dem Chiemgauer100 die Deutsche Meisterschaft im Trailrunning ab und legendäre Events wie der Transalpine Run, der Zugspitz Ultratrail oder der Großglockner Ultratrail wurden frühzeitig gecancelt.

In unserer Serie „Wettkampfalternativen sind wir bereits auf die Trainingsplattform STRAVA, sowie auf virtuelle Rennen, wie den Wings for Life Run eingegangen. Nun wird es Zeit ein weiteres Projekt als Wettkampfersatz vorzustellen, die in Amerika ihren Ursprung hat aber auch bei uns zunehmend beliebter wird. Die Fastest Known Time (FKT):

Was ist eine FKT?

FKT steht für Fastest Known Time. Also die schnellste, nachgewiesene Zeit für eine bestimmte Route oder Strecke. In der Regel handelt es sich dabei um einen interessanten Wanderweg, eine logische Route, eine Gipfelbesteigung oder auch um eine Seeumrundung. Das Ganze wird per GPS verifiziert und bietet somit anderen Läufern die Möglichkeit für eine Wiederholung bzw. den Versuch die bestehende Bestzeit zu schlagen.

Jeder Läufer kann selbst entscheiden wann er die Strecke in Angriff nimmt. Nur der Start/Zielpunkt und die Laufrichtung müssen stimmen.

Kriterien einer FKT

Auf der Website https://fastestknowntime.com/ können FKTs verifiziert und hochgeladen werden. Die Seite beschreibt die Kriterien einer FKT wie folgt:

Es muss eine bemerkenswerte Strecke sein
Sie sollte logisch und deutlich genug sein, so dass andere daran interessiert sind, sie zu wiederholen.
Routen können von beliebiger Entfernung oder Zeitdauer sein (obwohl alles, was weniger als 5 Meilen lang oder weniger als 500 Fuß Höhenunterschied hat, etwas Besonderes sein müsste).
FKTs werden im Allgemeinen nicht auf ausgewiesenen Wettkampfstrecken aufgestellt, da es hierfür bereits Ergebnislisten gibt
Die Zeit beginnt am Anfang der Route und stoppt erst am Ende. FKTs zählen immer „verstrichene Zeit“, niemals „bewegte Zeit“.

Bekannte FKTs

Kilian Jornet tut es, Francois D`Haene tut es und auch Emelie Forsberg geht FKT Projekte an. Es gibt dabei einige legendäre Routen, bei denen die Athleten weite Reisen und Planungen auf sich nehmen und die anschließend als große Mediaprojekte vermarktet werden. Einige dieser weltberühmten FKT Strecken sind:

https://fastestknowntime.com/route/bob-graham-round-uk

https://fastestknowntime.com/route/gr20-corsica

https://fastestknowntime.com/route/aconcagua-argentina

FKT: Ein Selbstversuch

Im Rahmen dieses Artikels wollte auch ich mich an einer FKT versuchen. Es sollte eine berühmte Route im Bayerischen Wald sein, ein ausgewiesener, viel begangener und belaufener Wanderweg, der in unserer Region eine große Rolle spielt und eine sehr logische Strecke ist. Was würde sich hier besser anbieten als der Premiumwanderweg Goldsteig von Bad Kötzting bis zum höchsten Gipfel des Bayerischen Waldes, den großen Arber. Der Wanderweg beinhaltet alles, was Trailrunning im Bayerischen Wald ausmacht und steht stellvertretend als Referenz des perfekten Trails im Mittelgebirge. Eigentlich ist es ein einziger, flowiger Singletrail über 30 Kilometer und 1800 Höhenmeter mit Wurzelpfaden, knackigen Anstiegen, Felsen und Höhenzügen. Die zweite Hälfte ist Teil der U.TLW Strecke, der erste Abschnitt wird beim „Kine vom Kaitersberg“ oder (in umgekehrter Richtung) beim Kaitersberg Trail gelaufen – alles bedeutende Veranstaltungen unserer Region. Zudem führt seit Jahrzehnten eine jährlich durchgeführte Volkswanderung tausende wander- und naturbegeisterte Menschen über diese Strecke. Perfekte Voraussetzungen also für eine Fastest Known Time, an der ich mich messen lassen muss und die vielleicht eine Referenzzeit für viele Nachahmer darstellt.

Der FKT Verlauf

Ich kenne die Strecke wie meine Westentasche und gerade der erste Teil von Bad Kötzting in Richtung Rauchröhren und Riedelstein ist meine Hausstrecke, auf der ich im Jahr vielleicht 50-mal unterwegs bin. Der zweite Abschnitt ist ein Teilstück des U.TLW und mir damit ebenfalls mehr als bekannt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Route noch nie im Leben am Stück gelaufen bin und kann deshalb auch nur schwer eine Zielzeit schätzen. Als persönliches Ziel setze ich mir die 3 Stunden Marke, die mir ambitioniert, aber durchaus machbar erscheint. Mit 2:59h habe ich diese auch gerade so erreicht. Mit besser kalkulierter (Eigen-)Verpflegung oder im Rahmen eines Wettkampfs wäre wohl noch mehr drin gewesen. Trotzdem war es ein richtig guter Trainingslauf auf einer großartigen Strecke mit einer Zeit, die zumindest mal einen Anhaltspunkt setzt. Ein Projekt, das ich jedem empfehlen kann.