Trailrunner im Interview: Hannes Namberger

Hannes Namberger beim Zieleinlauf Zugspitz Supertrail 2017 © Hannes Namberger PlanB

„Eigentlich bin ich ja Skifahrer“ erzählt Hannes Namberger seiner Konkurrenz während des 42k Laufes beim Pitztal Glacier Trail 2016. Hier lässt der Bad Reichenhaller Bundespolizist zum ersten Mal aufhorchen, nachdem er in starken 4:55h zusammen mit Markus Kröll und Markus Mingo die Ziellinie überquert.  Seitdem ist der Mammut Athlet nicht zu stoppen: Mit Siegen beim Zugspitz Supertrail und beim Pitztal Glacier Trail verwies er etablierte Trailrunner wie Lukas Sörgel oder Ivan Paulmichl auf die Plätze und bestreitet bisher seine erfolgreichste Saison.

Hannes, 2017 läuft sportlich bisher spitze für dich. Hast du mit den Erfolgen gerechnet?

Die Saison ist bis jetzt wirklich sehr gut für mich verlaufen. Gerechnet habe ich damit nicht, obwohl es schon mein Ziel war, einmal einen Wettkampf zu gewinnen. Dass es dann gleich zwei gut besetzte Rennen waren die ich für mich entscheiden konnte, freute mich umso mehr.

Du hast dich beim Pitztal Trail 2016 selbst als (semi-)professioneller Skifahrer bezeichnet. Wie darf man das verstehen? Was ist deine sportliche Vergangenheit?

Ich war Mitglied des B-Kaders im DSV und fuhr vor allem die Disziplinen Slalom und Riesenslalom. Bis zur Ebene des Europacups bestritt ich internationale Rennen. Im Jahr 2011 musste ich dann leider leistungs- und verletzungsbedingt mit dem aktiven Rennsport aufhören. Nach diesem Abschnitt, standen vor allem das Freeriden und Tourengehen im Vordergrund. Zusätzlich absolvierte ich die Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und bin nun Mitglied im Ausbilderteam des DSLVs (bei Skikurs-Bedarf o. Ä. stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung J).

Wie erklärst du dir die Erfolge im Trailrunning und wie bist du zu diesem Sport gekommen?

Ein großer Baustein meines Trainings als Skifahrer war schon immer das Ausdauertraining. Die meisten Einheiten wurden beim Laufen oder auf dem Rennrad absolviert und waren ein wichtiger Bestandteil neben dem restlichen Kraft-, Schnelligkeits- und Koordinationstraining. Ein Wochenpensum von 13 Einheiten stand im Sommer normalerweise immer auf dem Trainingsplan. Die Grundlage für einen Ausdauersportler hatte ich somit. Ich verlor 15kg meines Gewichts, betrat nur noch extrem selten einen Kraftraum und gewöhnte meinen Körper an das Trailrunning.  Als ich 2015 beim Karwendelmarsch mein erstes Laufrennen bestritt und dort auch den 5.Platz belegte, wusste ich, dass Trailrunning mein „neuer“ Sport werden muss. Von diesem Zeitpunkt an war ich nur noch am Laufen….

Du beschäftigst dich sehr mit Ernährung und hast hier eine ganz spezielle Herangehensweise. Kannst du uns dazu genaueres erzählen?

Ich ernähre mich Großteils nach dem Paleo-Prinzip. Tabu sind dabei Weizen, Milch und Zucker. Zudem verwende ich hauptsächlich natürliche und regionale Produkte. Es hat mir sehr  geholfen ein paar Kilos zu verlieren und die Regenerationsphasen nach langen Ausdauereinheiten zu verkürzen. Vor allem in der Zeit vor einem Wettkampf hilft es mir genügend Reserven in meinem Körper zu speichern. Leider ist es sehr schwer sich während eines  Wettkampfs danach zu richten, da muss dann eben gegessen werden was die Labestationen hergeben.

Zusätzlich zur Ernährung: Was ist dein Trainingsgeheimnis?

Ich höre immer auf meinem Körper, das ist das A und O. Wenn ich müde bin und mir das Laufen schwer fällt mache ich Pause. Wenn ich mich gut fühle kann ich Gas geben und mich „schinden“. Einen wirklichen Trainingsplan habe ich nicht, dafür aber ein Mindestpensum an Höhenmetern das ich jede Woche erreichen will. Ein konkretes Trainingsgeheimnis habe ich also nicht. Ich versuche jedes Rennen wie ein Training zu laufen, mit dem einzigen Unterschied diese meist schneller und länger sind.

Was würdest du bisher als deinen schönsten Laufmoment bezeichnen?

Ganz klar mein erster Sieg beim Zugspitz Supertrail, der Applaus und der Zieleinlauf waren unvergesslich.

Wie geht die Saison 2017 für dich weiter?

Am 3. September werde ich mit meinem Spezl, Ludwig Gay aus Grainau zum ersten Mal beim Transalpine Run mitmachen. Anschließend steht noch der Hochfelln Berglauf und der Wilde Kaiser Marathon in Söll auf dem Plan. Danach freue ich mich meine Ski wieder auszupacken.

Was hast du für 2018 und darüber hinaus geplant? Welche Rennen möchtest du unbedingt noch bestreiten?

Am wichtigsten ist mir verletzungsfrei zu bleiben und weiterhin einen riesen Spaß am Laufen zu haben. Einen genauen Plan für 2018 habe ich noch nicht, doch sicherlich werde ich in Grainau und im Pitztal wieder am Start stehen. Meine Lieblingsdistanz habe ich bis jetzt noch nicht gefunden, deshalb würde ich gerne bei einem Rennen von über 100km an den Start gehen. Auch der UTLW steht bei mir ganz weit oben in meiner Planung. Im Hinterkopf schwebt auch der nächstjährige TAR, den ich hoffentlich mit Markus Mingo gemeinsam bestreiten werde.

Ein großes Ziel ist natürlich einmal beim Marathon de Mont Blanc oder sogar beim CCC zu laufen um mich mit den Besten der Besten messen zu können.