3.500 Teilnehmende aus 60 Nationen auf 8 Strecken – und immer vorne mit dabei 9 Läuferinnen und Läufer von xc-run.de. Gemeinsam haben wir 5 Strecken abgedeckt und dabei Podiumsplätze gesichert, Kämpfe gewonnen und Krämpfe erlitten. Begleitet uns bei einem 24h-Special vom zentralen Race Day des Innsbruck Alpine Trailrun Festival.
Das IATF 2022 erstreckt sich über 4 Tage und 8 Rennen – vom 7km langen Nighttrail am Donnerstag bis zum 103km langen „Masters of Innsbruck“. Dieser K103 und der K85 starten am Samstag um 0h. Die übrigen 5 Distanzen erstecken sich über den Tag, starten teilweise an unterschiedlichen Orten, laufen aber alle final in der Olympia World ein. Ein krachender Saisonstart für das xc-run.de-Team, das mit Rennen wie dem MountainMan, dem Ötzi Trail Run, dem Bleilochlauf und dem Zittauer Gebirgslauf eigentlich schon längst mitten drin ist…
9 Startende, 9 Finishende, 9 Rennerlebnisse
Genug gequatscht – ein Event wie das Innsbruck Alpine Trailrun Festival ist immer extrem emotional und subjektiv. So war es für uns:
0:00-2:00: Nachtstart des „K85 – Heart of the Alps Ultra“
Tobias (K85): Konnte leider keinen Schlaf vortanken. Es regnet. Lange Hose und Regenjacke sind Pflicht. Aber bin ich heiß auf das Rennen?! Fuck yeah!
Barbara (K25): Was ist das für ein Geräusch? Starkregen? Oh man, irgendwie kann ich mir gerade gar nicht vorstellen, morgen bei dem beschissenen Wetter zu laufen. Wo bleibt meine Vorfreude? Hab eher Mitleid mit denen, die jetzt raus müssen…
2:00-4:00: Slippery when wet
Tobias (K85): Alter Schwede, diese Trails wären der Hammer – wenn es trocken und hell wäre. Leider ist es dunkel und klitschnass. Die Trails sind eng, total verwurzelt, da vorne eine Lampe, da hinten eine Lampe – und umgeknickt bin ich auch schon. Weiter gehts!
4:00-6:00: Wann kommt die Sonne?
Marc (K42): Mist, nur noch 45 Minuten, bis der Wecker klingelt. Als er klingelt finde ich den Lichtschalter nicht und falle über meine schon rausgelegten Rennklamotten.
Barbara (K25): Puuuh, schon wach. Noch so lange bis zu meinem Start. Vielleicht kann ich mich mit Yoga ablenken.
Tobias (K85): Muss nicht irgendwann diese verdammte Sonne aufgehen? Pardon, regnet ja. Wird es endlich mal hell! Die letzten Kilometer waren mühsam. Ständiges auf und ab. Singletrails. Über den Skihang und durch Altschnee. Dazu superherzliche VPs! Leider geht der Lampenakku zur Neige. Fuck!
Bine (K42): Der Wecker klingelt um 4:30, Meine Motivation lässt gerade zu wünschen übrig. Mit Müh und Not würge ich mein Müsli runter.
6:00-8:00: „K42 – Trailmarathon” mit Podiumsambition gestartet
Bine (K42): Unser Shuttlebus geht viel zu früh, wir stehen 1 1/4 Stunden im Startbereich rum. Ich treffe Marc und wir warten zusammen. 7:30 Startschuss!
Marc (K42): ich treffe am Startgelände auf Bine. Die Freude ist riesig! Aufstellung im Elite Feld. Ich gehöre irgendwie auch dazu, obwohl ich mich nach fast drei Wochen Laufpause nicht so fühle.
Tobias (K85): 6h und rund 40 Kilometer sind durch. Erst. Vor 24h stand ich in Berlin am HBF und habe auf meinen ICE gewartet. Immerhin ist es jetzt hell. Nächster Meilenstein: VP Höttinger Bild. Dort wartet der Drop Bag. Ob ich zum 1. Mal in einem Rennen die Schuhe tausche?
Doris und Micha (K25): Start mit dem Auto Richtung Innsbruck nach einer kurzen, unruhigen Nacht voller Aufregung und Vorfreude.
8:00-10:00: „K65 – Panorama Ultra Trail” und „K35 – Discovery Race” sind on
Basilia (K65): Christian und ich treffen uns im Startbereich. Beide haben wir Stöcke dabei – und entscheiden uns dagegen. Bereits wenige Schritten nach dem Start spüre ich das Laktat in meinen Beinen. Noch nicht regeneriert vom Bleilochlauf. Dann kurz nicht aufgepasst: falsch abgebogen. Jetzt Platz 6 statt Platz 3. Not my day.
Marc (K42): Die anfänglichen „flachen“ Kilometer sind hinter uns, jetzt wird es steil. Daran erinnert auch ein Schild: „Du hast fürs Laufen bezahlt, nicht fürs Gehen!“ Ich habe Bine in Sichtweite, sie ist aktuell 2. Platz der Frauen und ich schließe zu ihr auf. Wir werden bis Kilometer 21 gemeinsam laufen.
Bine (K42): Mein linker hinterer Oberschenkel zwickt. Trotzdem kann ich mich als 2. Frau absetzen. Irgendwann treffe ich auf Marc. Wir kämpfen zusammen – er mit Rückenproblemen, ich mit meinem Oberschenkel. Kurz vor VP2 wartet Martin auf uns und feuert uns an.
Barbara (K25): Sitze beim Frühstück, fixiert aufs Handy und in Gedanken bei den anderen auf der Strecke. Alle noch gut dabei. Bin fast neidisch, dass die schon auf der Strecke sind, Ein Hauch von Vorfreude? Immer noch Regen… Bähhh.
Matthias (K35): Auf gehts mit dem Shuttlebus nach Hall in Tirol, zum Start des K35. Die Stimmung ist super und der Bus feiert.
Tobias (K85): Ich komme 30 Sekunden vor dem K35-Start bei denen an. Stimmung vor Ort ist grandios, VP lasse ich links liegen und flitze während des Countdowns durch den Start. Diverse Bekannte überholen mich, ein großes Hallo! Aber viel wichtiger sind die hinteren Ränge des K35. Während die Muskeln, die Gelenke und der Kopf langsam ans Limit kommen, bekomme ich jetzt 20 Minuten lang Support von den K35ern. Ihr Lieben: das war der Hammer!
10:00-12:00: Die einen starten, die anderen finishen
Matthias (K35): Vor 30 Minuten war unser Start, im Innenhof der Burg von Hall on Tirol. Eine tolle Kulisse. Ein schneller Start, ein paar wellige erste Kilometer – und niemand will der Letzte im Berg sein! Nach meiner kleinen Rückenverletzung zu Beginn der Woche entlaste ich den unteren Rücken in den Bergaufpassagen durch kurze Gehintervalle. So klappt es, obwohl mich in jedem Intervall gefühlt ALLE überholen.
Marc (K42): Es geht bergab, ich schreie! Hat mich ein Wolf gebissen? Meine Waden haben beide gleichzeitig angefangen zu krampfen… So ein Scheiß! Bine verpflegt mich mit einer Salztablette, jetzt muss ich sie ziehen lassen. Eine lange, langsame Hälfte folgt. Es fühlt sich an, als würde man sein Auto mit angezogener Handbremse bergauf schieben…
Tobias (K85): Beflügelt vom K35er-Support laufe ich durch den Wald, biege auf den einsamen Schlussanstieg nach der Routentrennung, sammele nochmal einen kaputten K85er ein und biege Richtung Innsbruck ab. Ehrenrunde ums Olympia Stadion, jeder Schritt platscht im stehenden Wasser. Da vorne der Zielbogen, Gas geben, Form zeigen, grinsen, lachen, springen, Medaille kriegen – und auf dem Liegestuhl zusammenbrechen. Done. Durch. 11:17h. Was ein Brett.
Bine (K42): Ich kämpfe weiter, Spaß ist das heute keiner. Gott sei Dank weit und breit kein Mädl hinter mir. Plötzlich ein Schrei von Marc – Wadenkrampf. Ich gebe ihm Salztabletten und muss ihn leider zurücklassen, Sorry nochmal Marc! Dann endlich: Nach 4:28h überquere ich als 2. Frau die Ziellinie!
Barbara (K25): Vorfreude mischt sich mit Nervosität. Ich kenne gefühlt jedes Klo im Umkreis des Events. Aber jetzt darf ich bald… Juhu!
Doris und Micha (K25): Treffen mit Barbara im Hotel und Richtung Shuttle Bus aufgebrochen. Lange Diskussionen über die richtige Ausrüstung und Kleidung.
12:00-14:00: Der „K42 – Trailmarathon” ist eingefahren
Markus (remote): Ich hänge vor dem Liveticker und verfolge das Rennen. Tobias hat sich tapfer durch die Nacht geschlagen, unsere Mädels Basilia, Bine und Barbara hauen mal wieder mächtig vorne mit und auch der Rest hält sich wacker. Ich bin stolz auf unser Team und wäre jetzt so gerne im Zielbereich…
Christian (K65): Das gute Gefühl ist längst dem Kampf gegen die Schmerzen und vor allem gegen den eigenen Kopf gewichen. Das Sprunggelenk blockiert seit über einer Stunde, die Oberschenkel krampfen. Am liebsten würde ich mich abmelden. Aber noch bin ich nicht so weit. Der Kopf ist noch nicht mürbe genug!
Barbara (K25): Startaufstellung. Ich reihe mich ganz vorne ein, fühle mich aber irgendwie fehl am Platz zwischen den „Profis“. Doch lieber nach hinten? Zu spät! Wahnsinnstempo. Wie viele Damen waren eigentlich vor mir? Zuruf von hinten: „Hey Mädel, bist auf Rang 4. Auf gehts, das packst du!“ Ist das da vorne Kimi Schreiber? Also mehr Tempo! Bei jedem Anstieg kann ich mich ranarbeiten. Umso steiler es wird, desto näher komme ich.
Doris und Micha (K25): An der Startlinie Barbara in den Elite-Startblock verabschiedet und uns dann selbst in die Warteschlage zur Ausrüstungskontrolle eingereiht.
Bine: Die Freudentränen fließen! Das war heute eine „zaache Nummer“. Spaß sieht anders aus. Umso glücklicher bin ich über meinen 2. Platz! Mein Oberschenkel würde sich über einen Physiotermin freuen…
Marc (K42): Nach 04:36h komme ich im Ziel an. Ich bin glücklich, nicht mehr laufen zu müssen… Nach einem Bier sieht die Welt aber wieder anders aus. Der Frust ist kleiner, die Freude größer und ich fand den Lauf absolut genial. Aber IATF K42: Wir haben jetzt eine Rechnung offen!
Matthias (K35): Hier an der Sinstranser Alm sollte die Strecke eigentlich auf den Zirbenweg einbiegen. Starker Schneefall zwang die Veranstalter aber zum Umplanen. So queren wir hier nur einen anderen Almenweg, sparen uns rund 500 Höhenmeter und leider auch den schönsten Teil der Strecke. Die letzten 12km geht es jetzt dafür steil bergab.
Tobias: Geduscht, kaputt. Ich konnte etwas essen und versuche zu schlafen. Aber der Körper ist noch nicht bereit – und ständig den Liveticker und Strava zu checken, macht es auch nicht gerade einfacher.
14:00-16:00: Duell beim „K25 – Trailhalbmarathon“
Barbara (K25): Ein hartes Hin und her. Einmal Kim vorne, dann ich. Das macht mich nervös. Puls sowieso auf Anschlag. Dann Stillschlucht, letzter Anstieg. ich ziehe nochmal an. Könnte klappen! Nur noch zwei Kilometer. Wo bin ich? Scheiße, falsch abgebogen. 300 Meter und einige Höhenmeter abseits der Strecke. Meinen Schrei hört man sicher bis ins Ziel. Und wo ist Kim? Vor mir? Hinter mir? Dann sehe ich Bine und Martin. „Auf gehts Barbara! 3. Platz!“ Ich kanns nicht glauben, der Vorsprung hat gereicht. Meeegaaaa!
Bine: Frisch geduscht warte ich zusammen mit Martin auf Barbaras Zieleinlauf. Bääääm – 3. Frau! Nach und nach begrüßen wir Christian, Basilia und die Rackls im Ziel.
Doris und Micha (K25): Kurz vor dem Ziel noch vom besten Fanclub – Martin und Bine – ins Ziel gepeitscht worden. Wir sind glücklich, es nach längerer Pause geschafft zu haben und endlich wieder laufen zu können.
Basilia (K65): Die letzte Etappe lief ich mit Juliane bis ins Ziel. Sie hat gekämpft wie ein Löwe. Ich glaube, ich konnte sie bei ihrem persönlichen Erfolg unterstützen. Ich freue mich für sie.
Christian (K65): Ein Ende ist in Sicht. Ich bin bei km 52 und immer noch im Spiel. Ich muss aber einen nach dem anderen ziehen lassen, bin nicht mehr in der Lage anzugreifen. Ich will dieses Rennen nur noch mit Anstand zu Ende bringen.
Matthias (K35): Seit rund einer Stunde und nach insgesamt gut 3,5h, als 5. Master im Ziel! Mittlerweile bin auch geduscht und versorgt. Jetzt warte ich auf die Party.
16:00-18:00: Der sieht aber nicht mehr so gut aus
Christian: Murphy`s Law: Nach harten 65km kommt man mit zerschossenen Oberschenkeln ins Hotel und bemerkt am Aufzug das Schild „Defekt“. Ein Glück, dass das Zimmer nur im 4. Stock liegt… Der obersten Etage.
Tobias: Ich bin mit Christian im Olympia Stadion verabredet. Meine Zimmernachbarin, eine ältere Bonnerin die uns alle für verrückt hält, sieht ihn und meint: „Der sieht aber nicht mehr so gut aus.“ Der arme Christian… Er geht schonmal vor, ich treffe auf der Straße noch Michael und Doris. Beide haben den K25 gemacht und es muss sofort gefachsimpelt werden: Strecke, Wetter, VPs, Zielverpflegung.
18:00-20:00: Gute Pizza, schlechte Pizza
Barbara: Frisch geduscht, kuschlige Pizzeria, überglücklich und vollgefressen. Was gibts Schöneres?
Christian: Ist heute einfach nicht mein Tag. Nach einer erfolglosen Suche nach etwas Essbarem, vertrauen Tobias und ich dem Snack-Angebot unserer Unterkunft: Zwei Tiefkühlpizzen für je zehn Euro. Mit dem Alter wird man ruhig und genügsam.
Tobias: Tiefkühlpizza als echtes Essen?! Immerhin ist das Bier lecker. Und langsam kommt die Müdigkeit. Die Siegerehrung werde ich wohl knicken.
Bine: Total ausgehungert falle ich über meine Pizza beim Italiener her. Vielleich freut sich ja auch mein lädierter Oberschenkel darüber?
20:00-22:00: Siegerehrung
Barbara: Könnte etwas trockener und wärmer sein bei der Siegerehrung. Freu mich aufs warme Bett.
Bine: Barbara und ich dürfen unsere Präsente in Empfang nehmen. Wir freuen uns sehr, beide auf dem Podest zu stehen.
Basilia: Ich schreibe meine Lessons Learned auf. So hatte auch das heutige Rennen etwas Gutes.
Tobias: „Mord mit Aussicht“ ist eine sooo dermaßen langweilige Sendung, dass ich doch noch friedlich einschlafe.
Bine: Endlich hinlegen. Ein langer Tag mit Freud und Leid geht zu Ende. Gelungener Saisonstart würde ich sagen.
22:00-23:59: Lummerland
Christian: Die Augen werden schwer. Ich habe den Abend noch mit einer Biomischung Tee ausklingen lassen und vertraue darauf, dass ich morgen schmerzfrei aufstehen kann.
Athletinnen, Athleten, Strecken
Ihr wollt etwas mehr über die wissen, die diese Freuden, Schmerzen, Kämpfe und Krämpfe erlebt haben? Dann schaut mal auf unserer Team-Seite vorbei! Und wenn ihr uns beim nächsten Event seht, dann sprecht uns gerne an. Wir freuen uns auf euch!
Die gelaufenen Strecken des Innsbruck Alpine Trailrun Festival 2022 im Überblick:
K85 – Heart of the Alps Ultra
Tobias Gerber
K65 – Panorama Ultra Trail
Basilia Förster
Christian Mayer
K42 – Trailmarathon
Sabine Wurmsam
Marc Soh
K35 – Discovery Race
Matthias Schwarze
K25 – Trailhalbmarathon
Barbara Poxleitner
Michael Rackl
Doris Rackl
Die abschließende Pressemitteilung des Veranstalters findet ihr hier, die Ergebnisse hier.