Letztes Jahr wurde der Transalpine Run 15 Jahre alt – ein Kultrennen hat Geburtstag gefeiert! Noch immer ist der TAR „das“ Rennen für viele Trailrunner, fast jeder möchte wenigstens einmal die acht Etappen über die Alpen bewältigen. Wer schon mal dabei war, kommt nur schwer wieder davon los. Nur selten trifft man bei einem Rennen auf so viel Zusammenhalt und gleichzeitig so viel Abenteuer und Herausforderung. Zu dem Mythos Transalpine Run hat nicht nur die magische Strecke über die Alpen beigetragen sondern auch das Organisationsteam rund um Uta und Heinrich Albrecht. Nach dem Sieg von Chefredakteur Markus Mingo 2018 (zum Tagebuch 2018) und einen tollen 10. Platz unseres GORE WEAR xc-run.de Teams (Christian Mayer und Eric Leidenfrost) im Jahr 2019 schicken wir 2020 mal eine ganz andere Konstellation an den Start in Garmisch, Regina Lingl und Stefanie Felgenhauer. Aber lassen wir sie sich am besten selbst ein bisschen vorstellen.
Aus dem Nichts aufs Treppchen
Fast 10 Jahre ist dieses Bild alt. Wir waren damals jung und verrückt, Regina und ich. Meine Teampartnerin 32, ich 24 – unser erstes Trailrennen war an diesem 11. September 2010 gerade mal 7 Tage her. Trotzdem liefen wir als 3. Damenteam in der Gesamtwertung über die Ziellinie, voller Euphorie und so unendlich Dankbar. Damals schworen wir uns – einmal machen wir das noch! Doch dann geschah das Leben und aus dem Plan, den wir in der Sextner Herbstsonne schmiedeten wurde nichts mehr. Doch wie fing eigentlich alles an? Unser Kennenlernen damals im schönen Amberg stand schon im Zeichen des Transalpine Run. Ich suchte damals eine Partnerin, mein Mann war wieder einmal als Fotograf vor Ort und nach einem schweren Sturz bei der Rennradtransalp suchte ich nach einer neuen Herausforderung im Sommer. Der Winter stand bei mir schon seit vielen Jahren im Zeichen der Langlaufski, Biathlon und schließlich Skimarathons waren meine Leidenschaft. Hauptsache weit, Hauptsache eine Herausforderung. Ein Bekannter stellte den Kontakt zwischen der jungen Mutter und ebenfalls erfolgreichen Langläuferin her. Wir trafen uns zum ersten Mal am Bergfest in Amberg und sofort stand fest – dass machen wir. So kam es drei Monate später auch. Nach einigen Einheiten in meiner alten Heimat, dem Bayerischen Wald und endlosen Läufen auf die Amberger „Berge“ standen wir an der Startlinie in Ruhpolding. Mit Rucksäcken, so voll und schwer das unser Foto Jahre später noch das Briefing der Plan B Veranstaltungen zierte. Doch wir hatten ja nur ein Ziel, gemeinsam das Ziel in Sexten erreichen. Wir quatschten unser ganzes bisheriges Leben durch und sogen die grandiose Natur und Atmosphäre in uns auf. Eine Woche nur laufen, nichts denken, nur laufen, jeden Tag! Der Alltag so unendlich weit weg, eine kleine Blase inmitten der Alpen. Wir waren begeistert und liefen mit einem Lächeln über die Ziellinie, gemeinsam, als Freundinnen – die durch gute und schlechte Zeiten gemeinsam gingen! Auch wenn es uns viel abverlangt hat und die Schmerzen oft die Freude überwogen – trotzdem ließ uns der Transalpine Run danach nicht mehr los.
Wie das Leben so spielt
Jedes Jahr Anfang September schauten wir wieder die alten Bilder an, jede für sich, den unsere Wege trennten sich viel zu bald. Ich stand ohne Regina ein Jahr später nochmal an der Startlinie, aber das Glück währte nicht lang. Meine Partnerin fehlte mir, die Leistung brach ein. DNF. Das Bitterste was mir bis dahin passiert war, die neue Partnerin weiter laufen lassen war hart. Diagnose: Schwanger. Die Enttäuschung wich sehr schnell der Freude, was folgte war ein Umzug in die alte Heimat, weg von Amberg und Regina. Nur noch selten schafften wir es uns im chaotischen Alltag zu treffen. Reginas Sohn fing an in ihre Fußstapfen als Langläufer zu treten und sie engagierte sich mit Leib und Seele im örtlichen Verein – dem SCMK Hirschau! Einer der bedeutendsten Langlaufvereine Bayerns! Während Regina anfing als Trainerin aktiv zu werden und wie selbstverständlich ihre Familie managte, baute ich mir im Bayerischen Wald eine kleine Familie auf. Drei Kinder später, als meine Dreijährige gerade ihren ersten Kindergartentag entgegen sah saß ich auf meiner Terrasse und blätterte durch den aktuellen Pressebericht von xc-run.de. Letzte Etappe des Transalpine Run. Die Bilder erinnerten mich an ein Versprechen – so wie jedes Jahr. Doch jetzt sah es so aus, als könnte ich es endlich einlösen – ein verständnisvoller Ehemann und drei einzigartige Kinder ließen mich eine kurze Whats App Nachricht mitten in der Nacht schreiben. Die erste Antwort – völlig überrascht. Kurz darauf, Ja klar, das machen wir. Wie früher, wir waren sofort wieder auf einer Wellenlänge. Obwohl Regina heute 2x die Woche eine 40 Kinder starke Schülergruppe mittrainiert, die Wochenenden im Winter auf Skilanglaufwettkämpfen als Betreuerin unterwegs ist, sie die Ferien auf Lehrgänge verbringt, „nebenher“ arbeitet und die Familie managte – die Begeisterung, die Erinnerungen waren sofort wieder da. Zweifel? Haben wir beide mehr als genug. Aber wir haben es schon einmal geschafft, warum nicht ein zweites Mal?
Die Frage nach dem Warum
Was erwarten wir uns eigentlich von diesem Unternehmen? Keine von uns beiden steht voll im Training. Wir waren die letzten Jahre nicht untätig aber zwischen dem Alltag und der Familie noch Zeit fürs Laufen zu finden wurde irgendwie nie leichter. Oft stehe ich um fünf Uhr früh auf, um wieder zurück zu sein bevor die Kinder aufwachen. Training? Ist das nicht wirklich. Als Trainier selbst trainieren? Eigentlich nicht wirklich. Aber warum dann? Warum 10 Jahre später nochmal an die Startlinie stellen, obwohl wir sie diesem Tag kaum mehr Wettkämpfe gelaufen sind. Wollen wir diesen dritten Platz von damals noch einmal wiederholen? Nein! Ganz sicher nicht, wir wollen eigentlich nur ankommen. Gemeinsam! Oder es gemeinsam beenden. Wie haben uns die letzten 10 Jahre verändert? Wie hat sich der Translapine Run in den letzten 10 Jahren verändert? Ist es noch die eingeschworene Gemeinschaft von damals, hat man noch so viel Spaß mit den Mitstreitern, ist es noch die kleine Familie, die Herzlichkeit die uns damals so in ihren Bann gezogen hat? Und wie ist es, mit Familie über die Alpen zu laufen? Denn mein Mann und die Kinder werden uns begleiten, auf uns warten im Ziel. Zehn Jahre – eine lange Zeit, in der so viel passiert ist. Lässt sich für eine Woche das Rad der Zeit ein bisschen zurück drehen? Und was ist aus dem Transalpine Run geworden? Begleitet uns die nächsten Monate auf einer spannenden Reise!