Haglöfs L.I.M Intense Trail Low

Haglöfs L.I.M Intense Trail Low © xc-run.de

Maximale Leistung bei minimalem Gewicht. So der Slogan der L.I.M Serie. “Less is More” lautet die Devise. Haglöfs hat mehr als zwanzig Jahre damit verbracht, diese Modellserie zu perfektionieren und  dabei alle überflüssigen Verzierungen und Verkleidungen, zusätzliche Haken, Gürtel und Knöpfe entfernt. Alles, was lediglich eventuell nützlich werden könnte und nicht essentiell notwendig ist, wurde entfernt. Denn in den meisten Fällen bleiben sie ungenutzt. Nachdem 2022 die L.I.M-Serie als Ganzjahres-Kollektion angeboten wurde, hat sich 2023 der Bereich Skitour angegliedert. Und nun folglich und fast logischerweise wurde der Trailrun-Sektor Teil des Gesamtkonzepts. Go light. Go Fast. Nicht nur bei der Bekleidung bedient sich Haglöfs dieser einfachen Philosophie sondern auch im Schuhbereich. Die L.I.M Serie bietet zusätzlich für ambitionierte Athleten die Intense-Kollektion. Diese wurde speziell für hochintensive Bergläufe entwickelt, um das Freiheitsgefühl in der Natur zu steigern. So der Hersteller. Ein spannendes Konzept einer Outdoor-etablierten Marke.

Erster Eindruck

Leichtes Schuhwerk für intensive und anspruchsvolle Trails. Ja, leicht ist er wirklich mit seinen 230 bzw. 189 Gramm. Ein Hauch von nichts. Auf das nötigste reduziert. Dem Intense Trail Low sieht man es auf den ersten Blick gleich an wo er hin will. Knackige Trails, steil, schnell und kurz. Dies strahlt der Schuh schon aus. Ein klassischer Racer. Farbtechnisch auf ein Minimum beschränkt. Entweder Gelb oder Schwarz. Mehr Auswahl gibt es nicht. Aber dennoch sehr stylisch und sympathisch. Mal weg von den neonfarben-überladenen Schuhen. Fast schon beruhigend fürs Auge. Weitaus wichtiger als die Optik ist natürlich das verbaute Material. Der L.I.M Intense Traíl Low ist der leichteste und atmungsaktivste Schuh von Haglöfs. Dies spiegelt sich auch im Obermaterial wider. Netzartiges Mesh und eine super dünne laminierte Materialkonstruktion soll Geröll fernhalten, die Schuhe aber trotzdem hoch flexibel, atmungsaktiv und schnelltrocknend machen. Lediglich Ferse und Zehen kommen in den Genuss von extra Verstärkungen im Overlay und sind dadurch mehr geschützt. Die Zunge ist komplett eigenständig, und nicht wie bei so vielen anderen aktuellen Modellen auf dem Markt mit dem Schuh verbunden. Außerdem ist diese sehr dünn. Voluminöse Polster- Fehlanzeige. Schaft und Ferse sind, bis auf ein minimales „Pölsterchen“, sehr zurückhaltend designt. Auffallend ist der haptisch sehr angenehme und wildleder-anmutende Kantenabschluss und Zungen-Innenbereich. Die FF-Blast Zwischensohle verspricht in Kombination mit Verstärkungselementen den nötigen Schutz, die erforderliche Dämpfung und Traktion. Eine gummierte Außensohle mit flächig angebrachten Stollen soll den benötigten Grip bringen. Den reduzierten, auf Schnelligkeit ausgelegten Gesamteindruck stört lediglich das herkömmliche Schnürsystem. Die Senkel wirken fast deplatziert. Zu dick, breit und allgemein zu lang.

Laufeigenschaften

Der Haglöfs ist ein leichter dynamischer Schuh, der überraschend gut mit verschiedensten Untergründen zurecht kommt.  Den Wechsel von flowigen Singletrails zu Asphalt meistert er problemlos. Die FF-Blast Zwischensohle bietet hier genügend Dämpfung und so lässt sich der Schuh auch auf etwas längeren Runden komfortabel laufen. Auffallend ist jedoch die Festigkeit der Gummi-Außensohle. Obwohl relativ dünn und mit vielen flächig verteilten Stollen, ist der Untergrund wenig spürbar. Unangenehm in die Fußsohle drückende spitze Steine oder Wurzeln gibt es hier nicht. Kann Vor- oder Nachteil sein. Das Gefühl für den Boden geht nämlich dadurch leider. Beim Obermaterial verwendet Haglöfs ein sehr durchlässiges Mesh. Laufen durch nasse Gefilde oder gar Schlammschlachten sind somit gut möglich. Was hinein dringt, kann auch logischerweise wieder raus. Der L.I.M Intense Trail Low hat eine schmale Passform, typisch für einen Racer.  Durch die Schnürung lässt er sich zwar präzise festzurren, jedoch stören die zu langen und voluminösen Senkel. Damit diese nicht sinnlos herum baumeln, muss man sie irgendwo reinstopfen. Schade –  da ist “Less is more” nicht wirklich gut umgesetzt. Die bereits erwähnte Materialverarbeitung in Schaft und Zunge ist bei dynamischen Richtungswechseln oder Sprüngen unangenehm kantig. Das ist bei manchen anderen Modellen mit sockenartigem Design besser gelöst.

Einsatzbereich

Der Haglöfs L.I.M Trail Low ist ein leichter Schuh für kurze, spritzige Einheiten oder Wettkämpfe. Wie der Name schon sagt, ist er aufs Nötigste reduziert. Somit kommt er auch bei langen Distanzen jenseits des Halbmarathons an seine Grenzen. Intervalle, Bergsprints oder eine schnelle Hausrunde sind sein Ding. Aufgrund der guten Traktion der Außensohle darf es dabei gerne etwas rauer zugehen.

Für wen?

Läufer, die gerne Abwechslung in ihr Training bringen, haben mit dem Schuh sicherlich eine gute Option für die kurzen Einheiten auf ihrem Plan. Idealerweise bringt die Zielgruppe dabei einen neutralen Fußaufsatz mit wenig Pronation nach Innen oder Außen mit. Stützen an den Fußleisten gibt es hier nämlich nicht. Trailrunner, die nicht nur bei den Schuhen, sondern auch in der Farbgebung auf unnötigen Schnickschnack verzichten wollen, könnten bei dem L.I.M Intense Trail Low fündig werden.

Weitere Informationen

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Trailschuh-ABC (Glossar)

Haglöfs L.I.M Intense Trail Low © xc-run.de

Technische Daten

Hersteller:Sonstige
Einsatzgebiet:Tempo, Skyrunning
Preis:170 €
Gewicht:230 g
Schnürsystem:Schuhbänder
Fußtyp:schmal, normal
Körpergewicht:leicht, mittel
Dämpfung:moderat
Gelände:Waldboden, Alpin
Modelljahr:2024
Protektion:moderat

Testergebnis

Verarbeitung 8 von 15
Schnürung 6 von 15
Protektion 13 von 15
Grip 13 von 15
Lauffreude 13 von 15
Fersenhalt 15 von 15
Gesamtnote
Vieles hat Haglöfs bei dem Schuh richtig gut gemacht. Die Zwischensohle ist eine ideale Mischung von Komfort und Schnelligkeit. Für den nötigen Grip auf spritzigen Einheiten abseits befestigter Pfade sorgt die gummierte Außensohle. Das Schnürsystem und die Materialübergänge beim Schaft sind nicht so gut gelungen und bremsen die Euphorie. Kann man sich jedoch damit abfinden, eignet er sich als schneller Trainingspartner, der für Abwechslung im überfüllten Schuhschrank sorgt, allemal.