Jakob Herrmann ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Skimo-Athleten und mischt seit Jahren inmitten der Weltspitze mit. Der derzeit beste österreichische Skibergsteiger ist aber auch in Laufschuhen ganz schön flott unterwegs. Zusammen mit seinem Partner William Boffelli gewann er 2019 den legendären Monte Rosa Skymarathon und als Mitglied der Skyrunning Nationalmannschaft war er bester Österreicher bei den diesjährigen Europameisterschaften. In unserem Themenspecial „Vom Trailrunner zum Skibergsteiger“ wird uns der Dynafit-Athlet als Experte begleiten und unsere Beiträge mit Tipps und Tricks rund um das Thema Skibergsteigen bereichern.
Interview Jakob Herrmann
Servus Jakob, du stehst mit Sicherheit schon in den Startlöchern für die anstehende Wintersaison. Wie fühlst du dich? Welche Rennen sind geplant?
Ich arbeite seit diesem Sommer (nach 2 Jahren Pause) wieder mit Monika Stadlmann (OLZ Rif) zusammen und wir haben heuer neue Schwerpunkte in meinem Training gesetzt:
Rumpfstabiliät, leichtes Krafttraining und mehr Abwechslung im Ausdauertraining
Ich fühle mich sehr gut und ich kann mittlerweile besser abschalten bzw. gebe meinem Körper mehr Zeit in der Erholungsphase.
Wie sieht im Moment dein Trainingsalltag aus?
Ich bin seit Dezember 2018 im Heeressportzentrum (HLSZ08 Rif) und habe somit die besten Voraussetzungen für meinen Sport. Ich liebe es vor dem Frühstück mit einem Morgenlauf meinen Tag zu starten und anschließend gibt’s ein leckeres Frühstück. Speziell zur kalten Jahreszeit gibt’s ein warmes Porridge von Verival Bio, aber es kann auch mal deftiger mit einem Omlette und selbst gebackenem Brot sein. Nach dem Frühstück erledige ich Alltagsdinge, wie Wäsche waschen/putzen/etc. bevor ich mit der Haupttrainingseinheit (im Sommer: Rad oder Bergtour, im Winter: Skitour) starte. Zu Mittag wird natürlich wieder frisch gekocht. Am Nachmittag gibt’s dann unterschiedliche Einheiten (dehnen, Rumpfstabi, Massage oder Physio).
Viele starke Trailrunner sind im Winter auf Tourenski unterwegs. Wieso passen diese beiden Sportarten so gut zusammen?
Auf Tourenski kann man sehr leicht die Grundlagenausdauer trainieren. Es ist gelenkschonend und lange Ausdauer-Einheiten sind somit kein Problem. Des Weiteren ist die Bewegung sehr ähnlich zum Berglauf, wobei die Skitourbewegung etwas langsamer ist. Aber man trainiert durch das zusätzliche Gewicht die Muskulatur in den Beinen und den Oberkörper durch den regelmäßigen Stockeinsatz. In den Abfahrten wird es dann koordinativ und man muss oft blitz-schnell reagieren (ähnlich zum Bergablaufen, wobei das Runterfahren um einiges schonender für die Gelenke ist).
Dein neuer Ausrüster DYNAFIT steht ja für alle Formen des Bergsports und ist sowohl auf Skimo- als auch auf Trailevents bestens vertreten. Hast du vor 2020 das Trailrunning zu forcieren?
Oh ja – definitiv! Ich bin so DANKBAR, dass ich ab jetzt mit Dynafit durchstarten kann/darf. Für mich ist es der perfekte Ausstatter, da ich beide Sportarten liebe und mir die Ausrüstung von Kopf bis Fuß wie auf den Körper geschnitten ist.
Ich bin ja im Training früher sehr viel gelaufen, bis zu meinem Ermüdungsbruch in der Ferse. Danach habe ich mehr Zeit am Rad verbracht, aber laufen taugt mir einfach mehr. Es ist so unkompliziert – man kann es überall machen und das Wetter schränkt einen auch nicht so ein!
Wenn ja, welche Wettkämpfe hast du auf dem Schirm?
WM Skyrace, Wettkämpfe aus der Skyrunner World Series (Skyrace Tromsø, Limone, …) und ein großes Rennen, wie das Skyrace Sierre Zinal würden mich sehr interessieren!
Worauf sollte ich als Anfänger beim Skitourengehen besonders achten?
Wichtig ist, dass man sich mal vor der ersten Tour mit dem Material beschäftigt – speziell mit der Sicherheitsausrüstung. Dafür empfehle ich einen Kurs beim Alpenverein oder bei der Bergrettung (Umgang mit dem LVS Gerät, Gefahrenmuster sehen/erkennen, …). Die ersten Geländetouren sollten auf alle Fälle mit einer erfahren Begleitperson/Gruppe erfolgen.
Bei Pistentouren muss man speziell auf Betriebszeiten achten, damit man das Personal der Bergbahnen bei der Arbeit nicht stört und auch nicht selbst in Gefahr (Seilwinde, etc.) kommt.
Bei der Ausrüstung darf auf gar keinen Fall gespart werden. Der Schuh muss perfekt passen, die Bekleidung sollte funktional sein und die Skier ein Kompromiss aus leicht, aber guter Fahreigenschaft besitzen – nur so kann das Skitourengehen Spaß machen!
Hast du einen besonderen Trainingstipp für uns?
Perfekter Einklang zwischen Ausdauer – Kraft und Regeneration uuuuuuund es soll Spaß machen. Ich zwinge mich nie zum Sport (Ausnahme vl im Winter, wenn es mal regnet und ich soll doch ein Training machen). Außerdem sage ich selten, dass ich trainiere – ich mach Sport, weil es mir Spaß macht/meine Leidenschaft ist und es hat alles damit angefangen, dass es für mich der perfekte Ausgleich zum Alltag ist/war.
Ich bin wettkampferprobter Ausdauersportler, auf Skiern jedoch relativ unbedarft. Welche Skimo Wettkämpfe könntest du mir empfehlen?
Das absolute Saisonhighlight bzw. der schönste Wettkampf für mich ist die Pierra Menta in Areches (Frankreich). 4 Tage lang überwindet man jeden Tag an die 3000 Höhenmeter in mehreren Anstiegen, im alpin-technischen Gelände mit rasanten Abfahren. Dazu kommen tausende Zuschauer, die entlang der Strecke stehen und das weit weg von Skipisten!
Dein Schlusssatz: Als Trailrunner sollte ich Skibergsteigen unbedingt mal ausprobieren, weil….
es der perfekte Ausgleich zum Sommer ist und man sich dadurch die nötige Abwechslung zum Laufen holt! Ich bin in den Bergen, in der frischen Luft, in der Natur … all das, was ein Trailrunner im Sommer macht – nur eben im Schnee!
Vielen Dank Jakob und einen guten Start in die bevorstehende Wettkampfsaison!