Jolsport Kaiserkrone Elite Run 2018: Klein aber fein - xc-run.de Trailrunning

Jolsport Kaiserkrone Elite Run 2018: Klein aber fein

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Es ist 06:55 Uhr im Kurparkzentrum in Scheffau am Wilden Kaiser. Neben mir steht Martin Pfeffer, der nach einer Verletzung auf den Punkt genau wieder fit geworden ist. Gemeinsam mit 42 weiteren Läufern warten wir gespannt auf den Start zum Kaiserkrone JOLsport Elite Run 2018.

Kaiserkrone? Elite Run? Wer oder was ist das eigentlich?

Rückblick – Oktober 2017

Mit gesenkten Kopf betrat ich am 06.10.2017 das Festzelt der Tour de Tirol in Söll. Tja, dieser erste Lauf mit 10 km Länge ging ja mal so richtig in die Hose. Ich wollte nicht zu schnell in diesen Wettbewerb starten, aber eine Zeit von über 43 min ist nun wirklich nicht berauschend. Na dann mal schauen, was die beiden nächsten Tage so bringen. Fürs Erste war ich jedenfalls bedient, als ein relativ dunkel gehaltener Flyer meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Kaiserkrone 2018 – noch nie davon gehört, was soll das denn sein? Mein Interesse war geweckt und nach dem ausgiebigen Studium dieser Infobroschüre wusste ich mehr. Nur diejenigen die die Tour de Tirol unter 9h bewältigen, haben die Möglichkeit einen Startplatz zu bekommen. Diese limitierten Startplätze wurden vom Ausrichter auf die einzelnen Altersklassen verteilt. Das Rennen selbst folgt einer Mehrtageswanderroute um das Gebirgsmassiv des Wilden Kaisers herum. Der Weg technisch, teilweise ausgesetzt, ein Klettersteig inklusive und nur eine einzige Verpflegungsstelle, so dass die Läufer ihren Nährstoffbedarf zu großen Teilen selbst decken müssen. Das klang schon einmal vielversprechend, aber wenn die darauffolgenden zwei Tage auch so zäh verlaufen, dann brauche ich mir nun wirklich keine Gedanken darüber zu machen. Trotz aller Befürchtungen lief es die beiden anderen Tage doch einigermaßen zufriedenstellend, so dass ich mich am Ende über eine Gesamtzeit von rund 8 Stunden freuen konnte. Direkt im Anschluss an die Siegerehrung wurde für die Kaiserkrone kräftig die Werbetrommel gerührt und eine sofortige Anmeldung angeboten. Natürlich fühlte ich mich gebauchpinselt an dieser stark limitierten Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Und im Überschwang meiner Euphorie meldete ich mich nach kurzer Rücksprache gemeinsam mit Martin an.

Das Abenteuer Kaiserkrone 2018 beginnt

Mehr als acht Monate vergingen und in dieser Zeit konnte ich abgesehen von kleineren altersbedingten Wehwehchen mein Training ordentlich durchziehen. Mit dem Innsbruck Alpine Trailrun Festival und dem U.-Trail Lamer Winkel hatte ich auch schon meine ersten beiden Jahreshighlights hinter mich gebracht und war mit meinen eigenen Leistungen sehr zufrieden. Nachdem ich in Innsbruck noch allein unterwegs war, sollte diesmal die Familienbande auch ein paar Tage in den Bergen genießen können. Und so machte sich am Freitag, 06.07.18 die Familie Mayer auf den Weg nach Scheffau am Wilden Kaiser. Die tiefhängenden Wolken und der starke Dauerregen konnten meiner guten Stimmung keinen Abbruch tun. Ich war komplett entspannt und freute mich auf das Rennen. Martin, der bereits einen Tag vorher angereist war, holte mich nach dem beziehen der Unterkunft ab und gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zum Abholen der Startunterlagen. Am angegebenen Treffpunkt war bereits eine lockere Gruppe von Läufern vor Ort und nachdem wir uns bei einer Dame vom Org.-Team vorstellten, wurde uns ohne irgendwelchem Schnick Schnack die Startnummern in die Hand gedrückt. Wir waren etwas überrascht, da wir weder Magnetstreifen noch irgendwelche anderen Zeitmessvorrichtungen entdecken konnten. Aber vielleicht konnte das nun folgende Briefing unseren Wissensdurst stillen. Und in der Tat wurden wir darüber informiert, dass uns vor dem Rennen im Rahmen der Überprüfung der Pflichtausrüstung Tracker ausgehändigt werden, so dass man immer genau wisse, wo wir uns aufhalten würden. Anschließend gab es Wissenswertes zum Wetter, der Strecke und weitere Infos, ehe wir unseren Kohlenhydratspeicher bei der nun anschließenden Pasta Party füllen konnten. Früh am Abend verabschiedeten wir uns und ruhten uns für den Folgetag aus.

Startschuss und anfängliche Enttäuschung

Pünktlich um 06:30 Uhr finden wir uns im Start- Ziel- Gelände ein. Der Himmel ist zwar bewölkt, aber immerhin trocken und die Temperatur bietet Idealbedingungen. Ein überschaubarer Haufen bis in die Haarspitzen motivierter Läufer harrt da der Dinge die nun kommen sollten. Unter den Anwesenden finden sich auch einige Bekannte, die man im Laufe der letzten Wettkämpfe kennenlernte. So trifft Martin im Startbereich Markus Charvat mit seiner Frau wieder, deren Bekanntschaft er bereits zur Tour de Tirol machte. Mit Smalltalk verkürzen wir uns die Wartezeit bis zum Start. Im Gegensatz zu uns läuft den Organisatoren scheinbar die Zeit davon, so dass diese bereits nach dem fünften Läufer auf eine Ausrüstungskontrolle verzichten und nur noch die Tracker austeilen.

Endlich stehen wir an der Startlinie und der Countdown wird heruntergezählt. Da wir nur eine kleine Laufgruppe sind, verläuft der Start komplett entspannt ab. Leicht fallend geht es aus dem Ort heraus und trotz des relativ hohen Tempos haben wir immer noch Zeit und Luft für Gespräche. So macht Laufen Spaß und ich kichere in mich hinein, als ich die surreale Szenerie vor mir beobachte. Markus und Martin tratschen und machen trotzdem Position für Position gut. Ich folge in ordentlichen Abstand und kümmere mich um mich und meinen Körper. Die ersten Kilometer nutze ich mittlerweile immer für eine kurze Bestandsaufnahme: „Dieses leichte Ziehen im Sprunggelenk ist mir bekannt, das vergeht wenn die Muskulatur erwärmt ist, dieser Druck am Knie ist neu, wird aber hoffentlich keine Probleme machen, …“

Nachdem ich diesen kurzen Check-Up erledigt habe, konzentriere ich mich auf die Strecke und stelle fest, dass wir zwar den asphaltierten Weg mittlerweile verlassen haben, uns aber nun auf einer breiten Forstautobahn befinden. Die Enttäuschung über diese Strecke wächst von Kilometer zu Kilometer und auch die Aussicht zum malerischen Hintersteiner See kann meine Stimmung noch nicht heben.

Ab auf die Trails und ein erster Schock

Nach ca. 10 km verfalle ich erfahrungsgemäß in einen routinemäßigen Bewegungsablauf, so dass ich ab diesem Zeitpunkt die Strecke und die umliegende Natur viel intensiver wahrnehmen kann. Zum Glück haben wir hinter der Walleralm die Forststraße verlassen und laufen über die ersten Single Trails. Die nächsten Kilometer sind Genuss pur. Die Wolkendecke reißt auf und gibt immer wieder schöne Blicke auf das Kaisermassiv frei. Die Führungsgruppe zu denen ich zu diesem Zeitpunkt auch Martin und Markus zählen kann hab ich mittlerweile aus dem Blick verloren und auch hinter mir baut sich mittlerweile eine größere Lücke auf. Es wird ziemlich einsam auf dem Trail, aber ich genieße diese Momente in denen man eins mit der Natur ist. Doch dieser Genuss sollte nun ein jähes Ende finden. Ich nähere mich der Kaindlhütte bei der es eine Wegekreuzung gibt. Die vermutlich mit Kreidespray angebrachte Markierung ist aufgrund des Regens nicht mehr sichtbar. Da ich keinerlei Markierungen sehe, lasse ich die abzweigenden Wege links und rechts liegen und laufe mit ordentlichem Tempo den abwärts verlaufenden Weg. Vorbei an der nächsten Abzweigung … schon wieder keine Markierung … schön langsam werde ich nervös… eigentlich müsste ich mich bereits beim Anstieg zum Stripsenjoch befinden … nach knapp über einem Kilometer halte ich an … keine Markierung zu sehen … nun ist guter Rat teuer. Ich krame mein Handy hervor und rufe den Renndoktor an, da dies die einzige mir bekannte Nummer ist. Leider erreiche ich niemanden, ich fluche und schimpfe, aber meine Flüche verhallen im aufziehenden Nebel. Ah, endlich klingelt mein Handy und die Rennleitung ist dran: Hey, Du bist falsch. Du bist ungefähr 1,3 km abseits der Strecke. Du musst hoch und an der Kaindlhütte dann in Deinem Fall nach links abbiegen. Gefrustet schimpfe ich noch vor mich hin und mache mich im Laufschritt an die langgezogene Steigung. Tja, somit sind alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung vergebens. Hat auch etwas Gutes, nun hab ich mehr Zeit für Sightseeing.

Never give up!

Mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit erreiche ich die Kaindlhütte und stoße dort auf eine kleinere Laufgruppe die mir mit Worten wie „gib Gas“ Mut zusprechen. Wieder auf dem Trail nutze ich meine Wut und kämpfe mich mit meinen Leki- Stöcken den langen Anstieg zum Stripsenjoch hoch. Nachdem ich mittlerweile wieder einige Läufer ein- und überholt habe, kehrt mein Ehrgeiz nun endgültig wieder zurück und ich hole alle Reserven aus meinem Körper heraus. Die angesprochene Cut-Off-Zeit von vier Stunden an der Verpflegungsstelle (km 28 regulär) gibt mir nun zu denken, da ich mittlerweile schon über drei Stunden unterwegs bin. Kurz vorm Stripsenjoch überhole ich die führende Frau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Organisatoren diese Cut-Off-Zeit rigoros anwenden würden und somit vermutlich mehr als die Hälfte des Läuferfeldes aussteigen müsse. Egal wie, ich will es nicht austesten. Nach 3h 50min und mittlerweile 31 km in den Knochen erreiche ich die Station und erfahre dort, dass ich nicht der einzige bin, der an der Kaindlhütte falsch abbog. Ein schwacher Trost, aber ich will nun auch keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Nach dem Auffüllen der Flaschen geht es für mich sofort weiter.

Harter Trail und verdammt viel Spaß

Gerade in der zweiten Rennhälfte wird der Trail immer technischer und anspruchsvoller und mein Grinsen will einfach nicht mehr aus meinem Gesicht weichen. Ich will mir nicht vorstellen, was sich die Streckenposten über mich bei diesem Anblick denken. Ordentlich eingeheizt wird mir nun bei zwei Querungen über steil abfallende Schneefelder, aber dank meiner Stöcke kann ich auch diese schnell hinter mich bringen. Kurz hinter der Maukspitze beim wohlklingenden Bergsteigergrab gibt es nochmals die Möglichkeit die Flaschen mit Wasser zu befüllen, ehe ich kurze Zeit später am Trail auf den Renndoktor und das Organisatorenteam treffe. Nach einem kurzen Check meiner Leistungsfähigkeit darf ich mit der Ermahnung nicht zu laufen weiter. Das absolute Highlight wartet nun auf mich – das Bezwingen des Jubiläumssteigs. Ein einfacher Klettersteig der allerdings komplett ohne Sicherung mit nur lockerer Bekleidung richtig Spaß macht. Natürlich halte ich mich an die Ermahnung nicht zu laufen J. Unvergesslich die Gesichter der mit Helm und Klettersteigset gut gesicherten Entgegenkommenden. Dankbar jedoch bin ich über deren Fairness, die uns Läufer niemals behindern und auch bei der noch so kleinen Lücke Platz für uns machen. Leider ist dieses Teilstück viel zu kurz und wäre ich nicht bei einem Rennen involviert, so würde ich diesen Steig vermutlich mehrmals begehen. Der Steig spuckt uns bei der Grutenhütte wieder aus und nun folgt ein Höhenweg mit schönem Singletrail der immer wieder ein herrliches Panorama bietet. Je näher wir Richtung Scheffau kommen, umso deutlicher kann ich bereits die Musik im Ortskern vernehmen. Da meine Muskulatur mittlerweile schon stark ermüdet ist, muss ich mich gerade auf den letzten Kilometern entlang eines Baches talwärts richtig konzentrieren, so dass ich letztendlich froh über den letzten Forst- und Asphaltstraßenanteil der Strecke bin. Nun geht es nur noch an der Kirche vorbei in Richtung Zielgelände vor dem bereits meine Liebsten auf mich warten. Freudig nehme ich meine Kinder bei der Hand und gemeinsam laufen wir ins Ziel. Dort begrüßt mich Martin, der mit sehr gutem Zeitabstand vor mir angekommen war. Ich bin überglücklich und stolz diesen schönen Ultralauf gefinisht zu haben. Am Ende springt für mich mit einer Zeit von 7h 57min der versöhnliche 16. Platz heraus.

Martin in der Spitzengruppe

Doch wie ist es Martin ergangen? Dieser hat nachdem ich ihn aus den Augen verloren habe auch weiterhin richtig Gas gegeben. Mit einer Zeit von knapp über 3h bei der Verpflegungsstelle war er zu diesem Zeitpunkt noch an der Führungsgruppe dran. Kurz vor dem Übergang zur Maukspitze passte er kurzzeitig nicht auf, übersah einen feuchten Stein, rutschte ab und schlug sehr unsanft auf. Das war für ihn der Moment etwas Dampf vom Kessel zu nehmen, da es nun immer technischer wurde und auch seine Konzentration spürbar nachließ. Die Positionen die er am letzten Teilstück verlor waren für ihn zu diesem Zeitpunkt zweitrangig. Entscheidend war diesen ersten Lauf nach gut 1 ½ monatiger Verletzungspause zu bewältigen. Mit einer absoluten Traumzeit von 7h 38min holte Martin immerhin den 10. Platz.

Fazit

Trotz anfänglicher Skepsis muss ich meine Meinung komplett revidieren. Die Schönheit dieser Strecke ist unbestritten, aber auch ansonsten hat diese Veranstaltung einiges mehr zu bieten.

Im Gegensatz zu vielen Großveranstaltungen kommt diese komplett ohne SchiSchi und Schnick Schnack aus. Man erhält seine Startnummer, eine Teilnahme an der Pasta Party und ein komplett abgesichertes Rennen – nicht mehr und nicht weniger. Dieser Event ist ehrlich, klein und angenehm! Durch die Begrenzung der Startplätze kommt man mit den anderen Läufern besser ins Gespräch, es bildet sich von Anfang an ein Haufen von gutgelaunten Trailjunkies, die einfach nur ein unvergessliches Abenteuer am Wilden Kaiser erleben möchten. Am Ende werden die ganzen Anstrengungen mit einer gemeinsamen Siegerehrung belohnt, bei der auch die Finisher Medaillen und für alle ein Eventshirt ausgeteilt werden.

Durch die geforderte Qualifikation bei der Tour de Tirol und seit diesem Jahr beim Kärnten Run entsteht bei den Startern qualitativ ein sehr enges Leistungsfeld. Dadurch wird verhindert, dass dieser Lauf von der Gesamtdauer her unnötig in die Länge gezogen wird und es auch gewährleistet wird, dass jeder die Möglichkeit hat diese Runde zu bestehen.

Jeder Läufer der sich für diese Strecke interessiert muss für sich selbst entscheiden, ob er die Runde auf eigene Faust bewältigen möchte, oder sich sein Ticket durch eine der beiden Möglichkeiten sichert. Martin und ich sind jedenfalls übereingekommen, dass sich diese Entscheidung der Teilnahme auf jeden Fall gelohnt hat.

Wir können für diesen Event mit reinem Gewissen eine klare Empfehlung aussprechen!!!

Christian Mayer

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