„Allrounder“, „Ultra-Schuh“, „Skyrunning-Schuh“, „Temposchuh“, „Door-to-Trail Schuh“, „Barfußschuh“ – es gibt unglaublich viele Bezeichnungen für Trailschuhe, die auch die große Bandbreite unserer Sportart aufzeigt. Manchmal wurden diese Kategorien von der Industrie kreiert, manchmal sind sie schlicht und einfach die Bezeichnung des Einsatzgebietes. Auch wir kategorisieren in unserer Trailschuh-Suche und sprechen im Test schon mal vom „guten Allrounder“ oder „optimal für Einsätze im Skyrunning“. Doch was meinen wir eigentlich genau, wenn wir mit diesen Begriffen um uns schmeißen?
Die Testcrew bringt Licht ins Dunkel und versucht sich zu erklären
Allrounder
Hier spricht der Name für sich: Einer, der irgendwie alles kann, aber auf nichts spezialisiert ist. Ein Allrounder ist ein Schuh, der sich auf allen Untergründen wohl fühlt, auch mal technische Passagen meistert und zudem genügend Komfort und Vortrieb für Abschnitte auf Asphalt bietet. Als Beispiel sehe ich meine typische Trainingsrunde: Drei Kilometer Teer, drei Kilometer Schotter, sechs Kilometer abwechslungsreiche Trails und zwei Kilometer Radweg zurück nach Hause. Allrounder sind für mich sehr laufbare Schuhe, die ich zu 90 % im Training trage, die mir aber für Wettkämpfe meist zu unspezifisch sind.
Beispiele
Ultra-Runnig
Ultra beginnt, wo Marathon endet. Laut offizieller DUV-Aussage ist das jeder Lauf über 45 Kilometer. Hier sind wir auch schon beim Einsatzgebiet: Es sollten Schuhe sein, mit denen man 45 Kilometer und mehr im Gelände laufen kann. Meist sind sie gut gedämpft, haben ausreichend Protektion und Stützfunktion und sind oftmals etwas breiter geschnitten. Die Sprengung ist oftmals höher und das Profil weniger tief. Wahrscheinlich geht man bei den Herstellern davon aus, dass bei einem Rennen über 100 Kilometer auch viele weniger technische Abschnitte dabei sind. Stützfunktion und Protektion „bezahlt“ man meist durch etwas höheres Gewicht.
Beispiele
Salomon S/lab 3 UltraInov-8 Trailfly G270 V2Scott Ultra Carbon RC
Skyrunning
Auch hier beginnen wir mit der Definition von Skyrunning um den Schuh einschätzen zu können. Bei diesen Rennen geht es steil bergauf und steil wieder runter. Meist technisch und im alpinen Gelände. Flache Streckenabschnitte auf Teer oder Gravel sind in der Regel zu vernachlässigen. Das bedeutet wir brauchen Schuhe mit guter Traktion auf Fels, ausreichend Zehenschutz und einer niedrigen Sprengung, um beim steilen Bergablaufen nicht den „Stöckelschuheffekt“ zu haben. Auf Dämpfung können wir verzichten, dafür benötigen wir einen bombigen Fersenhalt und Schnürsenkel, die nicht stören.
Beispiele
La Sportiva CyclonDynafit Alpine DNA
Natural Running Schuhe
Diese Kategorie vertritt den Ansatz, dass es den Füßen (und damit der Läuferin und dem Läufer) am besten geht, wenn der Schuh nichts an der natürlichen Fußstellung verändert. Das bedeutet eine breite, nicht einengende Zehenbox für optimale Fußfreiheit, keine Stützfunktion, um die Fußmuskulatur zu trainieren und wenig bis gar keine Sprengung, da dies die natürlichste Fußstellung ist. Dafür muss man meist kleinere Abstriche in Sachen Performance machen.
Beispiele
Altra Lone Peak 7Joe Nimble Trail Addict
Wintertrailschuhe
Im Winter haben wir als Trailrunner zwei Probleme: Kalte Zehen, wenn die Füße nass sind und unter Umständen vereiste Trails. Deshalb fallen in unsere Kategorie Winterlaufschuhe alle Schuhe mit wasserfester Membran (meist GTX) und / oder Spikes. Ein nettes Gimmick bei Schnee ist natürlich noch der hohe Schaft oder eine Gamasche.
Beispiele
Tempo
Nomen est omen in dieser Kategorie. Es geht darum, so richtig zu ballern. Das kann ein reiner Berglauf, ein zehn bis 20k Wettkampf auf Trails, eine Tempoeinheit oder das gute alte Intervalltraining sein. Minimalismus und wenig Gewicht ist Trumpf, zudem sind die Schuhe sehr direkt. Das Ganze geht natürlich zu Lasten von Protektion, Dämpfung und Komfort.
Beispiele
Obstacle-Run
Eine Kategorie, die uns Trailrunner nur am Rande betrifft, aber für die wir immer wieder Testschuhe bekommen und sie deshalb auch aufgenommen haben. Diese Schuhe sind in der Regel sehr leicht, ohne große Protektion oder Stützfunktion, dafür mit sehr groben Stollen an der Sohle. Ausgelegt für „wildes“ Gelände ohne nennenswerte Steigungen oder alpine Abschnitte.
Beispiele
Craft OCRXTCMInov-8 Mudclaw G260
Fazit
Kategorien können so individuell wie die Läufer selbst sein. Gut trainierte Athleten laufen mit einem Tempo-Schuh schon mal Trails über die Marathondistanz und ein Ultra-Schuh kann zugleich ein guter Allrounder im Training sein. Manche Schuhe fallen auch in zwei bis drei der genannten Kategorien. Deshalb ist unsere Kategorisierung eine gut gemeinte Entscheidungshilfe auf dem Weg zum perfekten Trailschuh. Mehr erfahrt ihr meistens in den Textpassagen zum Einsatzgebiet.