Transalpine Run 2018: Der Tag der Ausfälle und Überraschungen - xc-run.de Trailrunning

Transalpine Run 2018: Der Tag der Ausfälle und Überraschungen

07.09.2018: Transalpine Run 2018, Etappe 6, Sankt Leonhard - Sarnthein © Felgenhauer / xc-run.de

Noch ist nichts entschieden beim 14. GORE-TEX Transalpine Run. Zwar verteidigten die vom ersten Tag an führenden Markus Mingo/Hannes Namberger  (XC-Run.de) ihre Spitzenposition ein weiteres Mal, konnten aber den vierten Etappenerfolg der Verfolger Lukas Naegele/Sebastian Hallmann (Salomon powered by WWK Versicherungen) auf der technisch anspruchsvollen und landschaftlich wunderschönen 6. Etappe von St. Leonhard in Passeier nach Sarnthein nicht verhindern. Diesmal erreichten Naegele/Hallmann nach 4:17:46,2 Stunden das Ziel mit einem Vorsprung von 1:03 Minuten vor Mingo/Namberger und reduzierten ihren Rückstand damit auf 15:01 Minuten. Auf der finalen Etappe am Samstag von Sarnthein nach Brixen über 36 Kilometer ist also durchaus noch eine Überraschung möglich. „Wir greifen auf jeden Fall an, wir fordern die Spitzenreiter und werden alles geben, damit wir vorne sind“, versprach Sebastian Hallmann auch für das Finale ein spannendes Rennen mit dem Ziel auf dem Brixener Domplatz.

Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als solle der Vorsprung von Hallmann/Naegele noch größer ausfallen. An der zweiten Verpflegungsstation an der Tallner Alm wurden gut vier Minuten notiert. Doch dann folgte der technisch extrem anspruchsvolle Anstieg zur 2.683 m hohen Oberen Scharte. „Das war die bislang schönste Strecke des GORE-TEX Transalpine Run, richtig alpin, fast auf dem Niveau von Klettersteigen, einfach gigantisch. Ich fühlte mich an die Landschaft von ‚Herr der Ringe‘ erinnert“, zeigte sich der Bayer Markus Mingo begeistert. Im Downhill ließen es Mingo/Namberger dann richtig krachen, reduzierten den Vorsprung bis in Ziel auf nur noch 1:03 Minuten. Besonders Lukas Naegele, der Tag für Tag an seine Grenzen und darüber hinaus geht, verstand daraufhin die Welt nicht mehr. „Wir haben im Anstieg gut hochgedrückt. Oben auf dem Grat lief es ebenfalls gut. Ich habe immer gedacht, dass ich ganz passabel bergab laufen kann. Ich habe keine Ahnung, wie die beiden das im Downhill machen“, hatte der Freiburger höchsten Respekt vor der Leistung der beiden Spitzenreiter.

Während die Franzosen Vincent Viet/Guillaume Peretti (Accorte/GORE®) erneut Platz drei belegten (Rückstand 13:47 Minuten), glänzten dahinter zwei Teams, die in den letzten Tagen aus Verletzungsgründen etwas hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben waren. Erstmals unter die Top 4 liefen Moritz auf der Heide/Nils Riegel (Bergballern, Rückstand 16:12 Minuten). „Das ist gut für den Kopf“, sagte der Freiburger Riegel: „Endlich konnte ich mal so einigermaßen zeigen, was ich kann.“ Und auch die Gesamtvierten, die Österreicher Thomas Farbmacher/David Wallmann (Salomon Running powered by Silberpfeil), überzeugten auf Rang fünf (27:18 Minuten zurück).

Spannend bleibt es nicht nur in der Kategorie Men. Denn die physischen und psychischen Herausforderungen haben das Klassement in den letzten Tagen in zahlreichen Kategorien ziemlich in Bewegung gebracht. Ganz anders die Situation in der Kategorie Women, wo die beiden Schwedinnen Lina und Sanna El Kott Helander (GORE® /Merrel) von Rekord zu Rekord eilen, in Sarnthein ihren sechsten Etappensieg feierten, dabei mit 4:58:41,7 Stunden die neunt schnellste Gesamtzeit liefen und vor der Schlussetappe ihren Vorsprung auf 8:56:03 Stunden auf die Zweitplatzierten Ina Forchthammer/Sarah Doerschlag (Viking Footwear Power Girls) ausbauten. Ein Ziel haben die beiden zierlichen Zwillinge aus Östersund in Mittelschweden aber dennoch. Den Vorsprung auf zehn Stunden auszubauen. Den bisherigen Rekordvorsprung halten Thomas Miksch/Anton Philipp mit 4:58 Stunden im Mixed im Jahr 2010.

Es war ausgesprochen ruhig morgens um 7 Uhr beim Start in St. Leonhard. Was vielleicht auch an der miserablen Wettervorhersage lag – eine Schlechtwetterfront hatte sich für die Mittagszeit angekündigt. Angesichts der technisch höchst anspruchsvollen Trails beim Auf- und Abstieg von der 2.683 m hohen Oberen Scharte war die Konzentration verständlich. Denn die Tage fünf und sechs sind traditionell die Tages des Leidens beim GORE-TEX Transalpine Run. Die Müdigkeit war spürbar, die Anstrengungen auf der Strecke hatten ihre Spuren in den Gesichtern, an den Beinen und an den Füßen hinterlassen. Es gab wohl niemanden, der nicht irgendeine mehr oder weniger große Verletzung hatte. Immerhin waren aber von den 552 am Sonntag in Garmisch-Partenkirchen gestarteten Läufern noch 492 im Rennen. 

Nach dem prominenten Ausfall von Thomas Miksch (Rippenbruch) erwischte es am Donnerstag Mixed-Läuferin Susi Lell. Ausgerechnet nach ihrem Etappensieg in Sölden musste die Bayerin verletzungsbedingt ausscheiden. Am Freitag hätte es auch fast die Senior Master Führenden Jürgen Kurapkat und Partner Armin Bernard (GORE® Wear) erwischt, beide bissen auf die Zähne und erreichten 2:45 Stunden nach den Etappensiegern Martin Mair/Josef Martin Blasinger (Team Mirsaner) in 5:21:31 Stunden das Ziel. Besonders Armin Bernard litt unter Atemnot, was sich bereits am Vortag abgezeichnet hatte. In der Gesamtwertung fielen Kurapkat/Bernard auf Rang sechs mit einem Rückstand von 2:23:22 Stunden zurück. Neues Führungsduo sind die Etappenzweiten Ralph Klisch/Oliver Steiniger (Team Laufzua) mit einem Vorsprung von 48:43 Minuten auf Rekordteilnehmer Holger Schulze mit seinem Partner Thomas Drechsler (Keep on Running).

Ähnlich wie Kurapkat/Bernard erging es auch den beiden US-Amerikanerinnen Brandy Erholtz/Christine Lundy in der Kategorie Master Women, die nach fünf Etappensiegen einen krassen Einbruch erlitten und einen Rückstand von 1:57 Stunden kassierten. Der Tagessieg ging zum ersten Mal an die Australierinnen Bernadette Benson/Sanja Kolonic (6:15:36,1 Stunden). Auf Rang zwei folgten die beiden Deutschen Sandra Schmid/Biggi Fauser (Orthomol Sport Perform Team) in 6:26:01,8 Stunden, die damit auf 38:07 Minuten in der Gesamtwertung an Erholtz/Lundy heranrücken und für Samstag noch auf eine Überraschung hoffen dürfen.

In der Kategorie Mixed verteidigte das US-Duo Amanda Basham/Zac Marion (GORE® /Running) die Führung durch den vierten Etappensieg (5:22:31,0 Stunden). Pech hatten dagegen Eva Sperger/Jamie Ramsay (Team GORE® Wear), die als Sechste 49:23 Minuten verloren, aber ihren zweiten Platz im Overall-Klassement verteidigten (57:37 Minuten Rückstand). Die Münchnerin Sperger litt sichtlich unter den Folgen einer an den Vortagen zugezogenen Sturzverletzung.

Was zunächst nach einer klaren Angelegenheit für die Schweizer Urs Salzmann/Maja Dorfschmid in der Kategorie Senior Mixed aussah, entwickelt sich seit Freitag zu einer spannenden Sache. Mit einem Rückstand von 21:22 Minuten wurden die Eidgenossen nur Tagesdritte hinter dem Sieger-Duo Gaby Marek-Schmid/Peter Kriegl (Deutschland, 6:22:27,1 Stunden) und Denise Lichtensteiger/Berni Litscher (Schweiz, 6:36:44,7 Stunden). In der Gesamtwertung reicht das nur noch für einen Vorsprung von 4:05 Minuten vor Marek-Schmid/Kriegl. 

Höchst souverän ging’s dagegen in den Kategorien Master Men und Master Mixed zu. Das Deutsche Team Seeberger mit Clemens Keller/Armin Friesinger lief in 5:07:41,0 Stunde zum fünften Etappensieg vor den Südtirolern Christian Haller/Rainhard Pixner (Sennerei Algund, 5:18:26,6). Keller/Friesinger gehen mit einem komfortablen Vorsprung von 1:19:41 Stunden vor Haller/Pixner auf die Schlussetappe.

Die starke Vorstellung der Läufer und Läuferinnen aus Südtirol vervollständigten in der Wertungsklasse Master Mixed die Sarntaler Markus Planötscher/Annelise Felderer mit Tagessieg Nr. 5 in 5:05:55,9 Stunden, womit das Duo erheblich schneller unterwegs war als die jüngere Mixed-Konkurrenz. Hinter den Südtirolern, die herzlichst in ihrem Heimatort gefeiert wurden, verteidigten Petru Muntenasu/Kathrin Schichtl (Gapa/Columbia) ihren zweiten Gesamtrang (Rückstand 54:36 Minuten) erfolgreich mit Rang drei im Sarntal. Mittlerweile 2:26:40 Stunden zurück liegen die Eidgenossen Reinhold Hugo/Melanie Rousset auf Rang drei.

Hier findet ihr die Ergebnisse der dritten Etappe

Die Bildergalerie zum Transalpine Run:

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