Trailrunner im Interview: Timo Zeiler - xc-run.de Trailrunning

Trailrunner im Interview: Timo Zeiler

Timo Zeiler

Timo Zeiler ist eine echte deutsche Berglauflegende: In den Jahren 2006 bis 2012 dominierte er wie kein anderer die  Szene und wurde Sage und Schreibe fünf Mal (2008 – 2012) in Folge deutscher Berglaufmeister. In den Folgejahren kehrte er dem Leistungssport etwas den Rücken und ist seit 2016 verstärkt auf Trails zu finden. Zum Einstand in sein „Trailrunnerdasein“  gewann er zusammen mit Melanie Albrecht die Mixed-Wertung des Transalpine Run. Gerade kommt er zurück von seinem Saisonhighlight 2017 – dem Ultra Trail Atlas Toubkal.

Timo, du kommst gerade zurück aus Marokko. Wie geht es dir? Bist du zufrieden mit dem Rennen?

Hallo Markus, vielen Dank für das Interview. Seit Marokko sind ja einige Tage vergangen, mir geht es wieder gut, nachdem ich ein kleines Mitbringsel im Magen-Darm-Bereich auskuriert habe. Mit dem Rennen bin ich sogar sehr zufrieden. Zum einen konnte ich mich im Vorfeld verletzungsbedingt nicht optimal vorbereiten, zum anderen bin ich dorthin geflogen um ein neues Land und eine andere Kultur kennenzulernen. Ich finde das geht am besten beim Laufen und erst recht bei unserem Sport.

Der Trail Atlas Toubkal zieht jährlich zum Saisonende viele Europäer nach Marokko. Was ist das Besondere dieses Rennens?

Das ist eine gute Frage. Wenn ich von mir ausgehe, dann ist es die Neugierde und die Abenteuerlust ein anderes Land, neue Landschaften und eine andere Kultur kennenzulernen. Der „Hohe Atlas“ bietet eine einzigartige Laufkulisse. Jedes Tal, das man durchläuft ist geprägt von anderen Charakteren, mal ist es eher grün, mal roter Sandstein, dann eher Schiefergestein,… Zudem kenne ich in Europa wenige Rennen, die über diese Höhen führen. Bei der Challenge bewegt man sich permanent zwischen 2000m und 3200m, der 105 km Wettbewerb führt sogar auf 3700m. Herausragend ist auch die familiäre Atmosphäre und das Preis- Leistungsverhältnis. Abends sitzt man in lockerer Runde mit anderen Trailrunnern und dem Veranstalter zusammen und jeder freut sich Teil der UTAT – Familie zu sein, ähnlich wie beim Transalpine Run.

War es das jetzt für dich, oder hast du für 2017 noch etwas geplant?

Dieses Jahr ist nichts mehr geplant, vielleicht nach Lust und Laune noch den ein oder anderen Crosslauf. Im Vordergrund steht derzeit meine Leichtathletiktrainerausbildung, denn es gibt nichts Schöneres als seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiterzugeben.

Was sind deine Ziele für 2018? Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?

Einen festen Plan für 2018 gibt es noch nicht. Es gibt so viele Strecken, die mich noch reizen würden, allerdings bin ich mir noch nicht so ganz sicher was für nächstes Jahr ansteht.

Beim Arberland Berglauf (DM 2017) hast du mit einer Zeit von 1:02:36 gezeigt, dass du immer noch deutsche Spitze bist, obwohl du das nicht mehr explizit trainierst. Ist das Talent oder (immer noch) harte Arbeit? 

Sicherlich profitiere ich von der Erfahrung, die ich über viele Jahre im Leistungssport gesammelt habe, bestimmt ist auch eine Portion Talent dabei. Doch ganz ohne Training geht es auch mit Talent und Erfahrung nicht. Wobei mein Training bei weitem nicht mehr so strukturiert ist wie es in der Vergangenheit war. So soll natürlich mehr denn je der Spaß im Vordergrund stehen. Und wenn heute das Wetter nicht „schön“ ist ziehe ich auch gerne mal das Sofa vor, nach dem Motto „Mut zur Lücke“ J

Bereust du den Schritt, weg vom leistungsorientierten Bergläufer, hin zum genussorientierten Trailrunner? Was hat dich dazu bewegt?

Nein, ich bereue diesen Schritt nicht. Ich habe mich nach jahrelangem harten Training und sehr erfolgreichen Jahren bewusst dazu entschieden kürzer zu treten. Dies war keine Entscheidung die ich über Nacht getroffen habe, sondern das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, den wohl jeder Leistungssportler irgendwann durchläuft.

Wenn es jemand beantworten kann, dann du: Es wurde im Vorfeld viel über die Strecke am Großen Arber diskutiert. Deine Einschätzung?

Genau das ist das Problem, über die Strecken wird im Vorfeld zu viel diskutiert. Ich denke daraus können nur alle Beteiligten lernen und es nächstes Jahr bei der DM am Brocken im Harz besser machen. Wichtig ist, dass die Verantwortlichen (Veranstalter und Verbände) die Strecke rechtzeitig vor Ort besichtigen und dabei alle Eventualitäten berücksichtigen (Witterungs- und Streckenverhältnisse). Die Strecke sollte dann aber auch frühzeitig veröffentlicht werden, dass sich alle auf die entsprechenden Verhältnisse einstellen können. Kurzfristige Änderungen sind der Sache wenig dienlich und sorgen nur für Unmut.

Du kennst nun beide „Welten“. Was unterscheidet den „Trailrunner“ vom „Bergläufer“? Oder gibt es keine Unterschiede?

Die Bergläufer sind in ihrem Bereich meist leistungsorientierter. Die Trailrunner hingegen sind mehr die Genussläufer, bei denen es nicht wirklich eine Rolle spielt ob sie 15 min kürzer oder länger unterwegs sind oder ob die Strecke letztendlich 40 oder 45 km hat, Hauptsache draußen sein und Spaß haben.

Da ich von der Schwäbischen Alb komme und keine Bergbahn habe, die mich wieder zum Startort zurück bringt kenne ich es nicht anders als immer wieder auf den Trails zu Fuß zurück zum Ausgangspunkt zu laufen. Das Problem in Deutschland ist, dass es das Lager der klassischen Bergläufer gibt und das Lager der „neumodischen“ Trailrunnern oder Trampelpfadläufer. Auch hier wird viel zu viel drüber diskutiert anstatt zusammen eine Lösung zu suchen mit dem Ziel beide  Sportarten voranzutreiben. Der Berglauf ist für mich eine Sparte des Trailrunnings. Nicht umsonst gibt es bei vielen Trailveranstaltungen in der Zwischenzeit sogenannte Verticals am Vortag. Letztendlich Laufen beide Spezies gerne in den Bergen.

Ich würde mir vom fünffachen Deutschen Meister drei Trainingstipps wünschen 🙂

  1. Laufschuhe anziehen, rausgehen und Spaß haben
  2. Bergintervalle trainieren, die meisten Trailrunner haben Defizite im Bergauflaufen
  3. Viel Athletik Training, oder um es modischer auszudrücken Freeletics

Was machst du über die Wintermonate?

Ich wohne auf 450 m am Fuße der Schwäbischen Alb, wenn der Winter ist wie die letzten beiden Jahre, dann ziehe ich mir die Laufschuhe an oder schwinge mich aufs Mountainbike und mache meine Hometrails unsicher. Sollte es mehr Schnee geben versuche ich es mal wieder mit Langlauf.

Vielen Dank Timo & gute Erholung von einer anstrengenden Saison!

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