Transalpine Run 2018: Lauftagebuch Etappe 6

07.09.2018: Transalpine Run 2018, Etappe 6, Sankt Leonhard - Sarnthein © Felgenhauer / xc-run.de

St. Leonhard im Passeiertal – Sarnthein

Entfernung 34,2 km, Höhenmeter im Aufstieg 2.629 Hm

Auf der 6. Etappe ist der GORE-TEX Transalpine Run nun „richtig“ auf der Alpensüdseite angekommen. Südtiroler Bilderbuchlandschaften säumen die Trails mit Almen, Gipfeln und Bergseen vor einem kompletten Dolomiten-Panorama. Mit dem höchsten Punkt, der Oberen Scharte, von 2683 m und insgesamt 2524 Höhenmetern im Aufstieg ist die Etappe nicht zu unterschätzen, auch wenn die herrlichen Trails und Wanderwege für schier unendliche Motivation sorgen.  Dieser alpine Übergang liegt zwischen den mächtigen Gipfeln von Hönigsspitz und Hirzer.

Lass uns Orks jagen

Dieser Lukas Naegele ist ein echtes Phänomen: Jeden Tag liegt er völlig zerstört im Zielbereich und jeden Tag denke ich mir er würde für die Folgeetappe nicht mehr aus dem Bett kommen. Jeden Tag belehrt er mich eines Besseren und läuft uns mit seinem starken Partner Sebastian Hallmann erst einmal davon. Wir liefern uns hier seit sieben Tagen einen Wettkampf der Extraklasse mit Zeitabständen im Sekundenbereich, was für Trailwettkämpfe dieser Länge eher untypisch ist. Heute das gleiche Bild: Die beiden vorneweg – Hannes und ich so gut es geht hinterher.

Nach vier flachen Kilometern geht es an den ersten langen Anstieg mit 1400 Höhenmetern am Stück. Wir finden unseren Rhythmus, fühlen uns gut und bleiben auf Sichtkontakt zum Führungsduo. Oben erwarten uns schmale Bilderbuchtrails mit atemberaubendem Panorama auf Bergseen und die umliegenden Dolomitengipfel. Als ich inmitten dieser Landschaft meine Stöcke aus dem Köcher ziehe, den Blick nach oben zur Oberen Scharte (2683m) richte schießt mir unweigerlich eine Szene aus „Der Herr der Ringe“ durch den Kopf als Aragorn, Gimli und Legolas die Verfolgung aufnehmen. Der Weg zur Scharte ist steil, technisch, teilweise seilversichert und extrem hart. Wir geben alles, doch Lukas und Sebi können die Führung immer mehr ausbauen. Die nächsten Kilometer dasselbe Bild: Ich denke das Tempo sollte reichen, doch der Abstand wird größer und größer. Erst die Info eines Streckenpostens („Rückstand 4-5 Minuten“) reißt mich aus der Lethargie. Ich habe nicht vor den Vorsprung kampflos aufzugeben und wir geben Gas. Das Tempo ist knallhart, der Downhill halsbrecherisch aber am Ende sind wir wieder dran auf 1:12min. Welch mörderisches Tempo wir heute hingelegt haben zeigt der Abstand zur Konkurrenz. Das französische Profiteam (GORE) kam als drittes mit 13 Minuten Rückstand ins Ziel. Ab Platz fünf betrug der Abstand fast 30 Minuten. 

Lukas hängt mal wieder völlig zerstört im Ziel, aber wir sind uns sicher, morgen werden sie wieder angreifen. Trotzdem, unser Vorsprung beträgt noch 15 Minuten und Minas Tirith – ähhh Brixen – ist nur noch 36 Kilometer entfernt.

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