Innovationen im Trailrunning: „Medical Flossing“ als neue Therapieform

Medical Flossing als Therapieform © xc-run.de

Konrad Kufner berichtet in der Kurzserie „Innovationen im Trailrunning“ über innovative Hilfsmittel und Behandlungsmethoden, die für uns Trailrunner durchaus interessant sind. Als Expertin hat er dafür Kathrin Ahollinger ausgewählt, die sich als erfahrene Therapeutin und Heilpraktikerin in der niederbayerischen Sportszene einen sehr guten Namen machen konnte. Dieses Mal geht es um Medical Flossing als neue Therapieform.

„Medical Flossing“ als Therapieform

Medical Flossing als Therapieform © xc-run.de

Auf Empfehlung meiner Therapeutin habe ich eine für mich neuartige ergänzende Behandlungsmethode in meinen Trainingsalltag integriert. Für mich steht eine geringere Verletzungsanfälligkeit und die Verkürzung der Regenerationszeit bei lauftypischen Überbelastungen im Vordergrund. „Flossing“ ist eine Therapieform, die ursprünglich aus Amerika zu uns „übergeschwappt“ ist. Von 2 Physiotherapeuten wurde es dann weiterentwickelt und ergänzend in viele Behandlungsformen integriert, es entstand der Begriff des „Medical Flossing“ (MF).

Was ist dieses „MF“ und wie wird es bei Therapien eingesetzt?

Man bezeichnet als „MF“ das straffe Abbinden bzw. Umwickeln von Extremitätengelenken oder -teilen durch ein elastisches Latexband. Das Gewebe wird bei dieser manuellen Technik regelrecht abgeschnürt; zusätzlich führen die Patienten Bewegungsübungen aus. Das „MF“ basiert dabei im wesentlichen auf 3 Mechanismen:

Schwammeffekt

Durch das feste Wickeln des Latex Bandes um Gelenke, Muskeln oder Faszien wird der Fluss von Blut und Lymphflüssigkeit an der jeweiligen Stelle unterbrochen. Dann werden die abgebundenen Stellen durch den Patient oder den Therapeut bewegt und folglich mobilisiert. Wenn das MF-Band dann gelöst wird strömt frische und nährstoffreiche Flüssigkeit ein; Schadstoffe werden abtransportiert und das Gewebe stark durchblutet. Das Zellwachstum und die Zellerneuerung wird positiv angeregt.

Kinetic Resolve

Durch das „MF“ wird großer Druck auf die entsprechenden Körperstellen ausgeübt; außerdem bewegt der Patient oder der Therapeut zusätzlich noch die betroffene Partie. Dadurch lösen sich Verklebungen in Muskeln, Gelenken und Faszien, die Geschmeidigkeit des Gewebes wird verbessert. Muskeln und Sehnen werden wieder gleitfähiger gemacht; das Prinzip ist vergelichbar mit dem Unterdruck beim Schröpfen.

Subkutane Irritation

Die Schmerzwahrnehmung wir durch das Abbinden beeinflusst; einfach gesagt wird durch einen neuen Reiz die Schmerzempfindung abgeschwächt.

Welche Effekte soll „MF“ haben?

Medical Flossing als Therapieform © xc-run.de
  • Schmerzlinderung
  • Leistungssteigerung
  • verbesserte Elastizität der Faszien
  • Verbesserung der Beweglichkeit

Was man beim „MF“ beachten muss

„MF“ ist eine gute ergänzende Methode bei belastungsabhängigen Schmerzen; wichtig dabei ist, dass man das richtige Floss-Band verwendet und eine exakte Technik beim Abbinden verbindet. Man sollte sich im Vorfeld bei einem erfahrenen Therapeuten informieren und abklären, ob das MF ein geeigneter ergänzender Therapieansatz ist. Auch sollte eine Dauer des MF von 2-3 Minuten nicht überschritten werden, das Flossing sollte auf jeden Fall abgebrochen werden, wenn die Stelle stark schmerzt, die Extremität taub wird oder sich die Haut unnatürlich verfärbt. Es gibt des weiteren auch Hauterkrankungen, arterielle Verschlusskrankheit (Thrombosen), Frakturen, offenen Wunden oder bakterielle Erkrankungen, die ein Flossing ausschließen. Grundsätzlich gilt, dass man vor der Behandlung Rücksprache mit seinem Arzt oder Therapeuten hält.

Eigene Erfahrungen

Medical Flossing als Therapieform © xc-run.de

Als Trail Läufer habe ich mir das „MF“ von meiner Therapeutin zeigen und erklären lassen. Auch die grundsätzliche Wickeltechnik wurde mir vorgestellt und in der Anwendung gezeigt. Ich habe das MF für meine Achillessehnen Beschwerden angewandt und nach der Umwickeln des Sprunggelenks dann leichte Bewegungsübungen zur Mobilisierung gemacht. Meine subjektive Empfindung ist, dass es mir sehr gut hilft und ebenso wird die Durchblutung in der Sehne stark angeregt. Auch bei leichten Überlastungsschmerzen am Knie habe ich das MF angewandt und war positiv überrascht, dass sich die Regenerationszeit damit erheblich verkürzen ließ. Ein guter Lauffreund, der ebenfalls immer wieder kleinere Verletzungen und Überlastungen im Kniebereich hat war von der Einfachheit und der Wirkung sehr stark überzeugt. Das „MF“ Band bekommt man von zahlreichen Herstellern und das Hilfsmittel kostet zwischen 10 und 20 Euro je nach Hersteller. Die Bände gibt es in verschiedenen Breiten und Längen; folglich kann man auch sehr kleine Gelenke z.B.: Fingergelenke flossen.

Fazit

Eine gute ergänzende Behandlunsgmethode, die man nach fachgerechter Einweisung dann auch selbst durchführen kann. Auch die Kosten sind sehr gering und die Wirkungen, wenn der Körper darauf anspricht  meiner persönlichen Meinung nach erfolgsversprechend. Eine Garantie für die Wirkung und den Erfolg gibt es wie bei vielen anderen Behandlungsformen nicht.